Abstract
Nachdem in der politikwissenschaftlichen Integrationsforschung traditionell die Perspektive der Internationalen Beziehungen dominierte, hat sich der analytische Fokus in den vergangenen Jahren in Richtung der Vergleichenden Regierungslehre verschoben. Die klassische Frage nach der typologischen Einordnung der institutionellen Ordnung der EU findet jedoch kaum Interesse, weil die Unterschiede zu national verfassten Regierungssystemen als zu erheblich gelten. Ein Vergleich des EU-Regierungssystems mit parlamentarischen, präsidentiellen und semi-präsidentiellen Systemtypen offenbart strukturelle Ähnlichkeiten, aber auch deutliche Abweichungen, die im Wesentlichen auf den nicht-staatlichen Charakter der EU zurückzuführen sind. Es wird argumentiert, dass mit dem „intergouvernementalen Semi-Präsidentialismus“ eine typologische Alternative zur Verfügung steht, die auf die starke Verwandtschaft mit semi-präsdientiellen Systemen verweist und zugleich die intergouvernementale Seite der EU reflektiert.
Abstract
Whereas International Relations has traditionally been the dominant point of departure for research on European integration, the analytical focus has recently shifted to Comparative Politics. Nevertheless, the classical question of how to classify the institutional order of the EU receives little attention. The differences to national governmental systems are considered as being too extensive. A closer comparison of the EU’s governmental system with parliamentary, presidential and semi-presidential system types, however, reveals structural similarities as well as substantial deviations that mainly stem from the non-state character of the Union. It is argued here that “intergovernmental semi-presidentialism” may serve as a typological alternative, as it refers to the strong similarities to “traditional” semi-presidentialism as well as reflecting the intergovernmental elements of the EU.
© Walter de Gruyter