Mit diesem Heft erscheint die Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform in einem neuen Verlag, in einem neuen Format und mit vier Heften pro Jahr anstelle der bisherigen sechs Hefte, jedoch bei gleichbleibender Seitenzahl. Auch wenn die Bezeichnung »Monatsschrift« dadurch noch weniger angemessen erscheint als bislang, haben sich die Herausgeber entschlossen, den gut eingeführten traditionellen Namen beizubehalten. Der Wechsel vom Verlag Wolters Kluwer zum de Gruyter-Verlag ergab sich sowohl aus inhaltlichen als auch aus formalen Gründen und erfolgte im besten Einvernehmen. Mit dem Verlagswechsel wurde auch das Layout und das Format von DinA-5 auf DinA-4 verändert und die Richtlinien für die Autoren ergänzt.
Der zum Jahreswechsel 2018/2019 vollzogene Verlagswechsel ist für unsere traditionsreiche Zeitschrift jedoch kein neues Ereignis. Sie wurde 1904 von dem Psychiater Gustav Aschaffenburg (1866–1944) gemeinsam mit den Juristen Franz von Liszt (1851–1919), Karl von Lilienthal (1853–1927) und Oberlandesgerichtspräsident Kloos gegründet und erschien als »Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform« bis 1935 im Verlag Winter in Heidelberg. Während der Zeit des Nationalsozialismus war sie unter dem Titel »Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform« Organ der Kriminalbiologischen Gesellschaft und erschien im Lehmann-Verlag in München. Eine ausführliche Darstellung über die Entwicklung bzw. Fehlentwicklung der Monatsschrift in der NS-Zeit hat jüngst Florian Berg[1] vorgelegt, die den Titel trägt: »Die Bekämpfung des Verbrechers als Sicherung des Volkes«. Wer diesen Titel liest, ahnt schon, was ihn erwartet (Internierung, Kastration und Sicherungsverwahrung von Schwerverbrechern). Dieses kurze Editorial erlaubt nicht näher darauf einzugehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang die Fortführung der Zeitschrift im Jahr 1953 mit dem 36. Band im Heymanns-Verlag in Köln. Im Zeitraum von 1953–1974 bestand eine duale Herausgeberschaft, bestehend aus einem Juristen und einem Psychiater (zunächst Sieverts und Gruhle, dann Sieverts und Stutte). Die seit der Gründung bereits etablierte interdisziplinäre Ausrichtung der Monatsschrift wurde ab 1974 durch ein Dreier-Herausgebergremium fortgeführt, bestehend aus einem Juristen, einem Psychiater und einem Sozialwissenschaftler, der zugleich auch Jurist ist.
Nehmen wir den Zeitraum von 1953 bis zum heutigen Tag in den Blick, so vertraten den juristischen Part Rudolf Sieverts (von 1953–1973), Horst Schüler-Springorum (von 1974–1997) und Hans-Jörg Albrecht (ab 1998), den psychiatrischen Teil Hans Gruhle (von 1953–1958), Hermann Stutte (von 1958–1982) und Helmut Remschmidt (ab 1983), sowie den sozialwissenschaftlichen Part Stephan Quensel (ab 1974).
Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Zeitschrift haben Lamnek und Köteles (2004) eine ausführliche Analyse des Profils und der Entwicklung der Monatsschrift vorgenommen[2] und hinsichtlich ihrer Ausrichtung zwei Phasen unterschieden: eine »traditionell-konservative« (1953–1973) und eine »kritisch-progressive« Phase (1974–2003). In der zuerst genannten Phase dominierten nach Ansicht der Autoren eher medizinisch-juristische und in der zuletzt genannten eher juristisch-sozialwissenschaftliche Ansätze, letztere durchaus beeinflusst durch die gesellschaftlichen Veränderungen im Gefolge der »1968-er Revolution«. Diese fanden auch Eingang in die Beiträge, die stärker sozialwissenschaftliche Perspektiven und auch solche der kritischen Kriminologie einbezogen.
Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, »dass die Monatsschrift in den letzten 50 Jahren einen Wandlungsprozess durchgemacht hat, der weitgehend den entsprechenden fachlichen Veränderungen im Wissenschaftsbereich der Kriminologie folgt«.
Der interdisziplinäre Ansatz blieb aber über all die Jahre erhalten und dies soll auch in Zukunft so bleiben.
Die Herausgeber bedanken sich bei den Mitarbeitern der Verlage Wolters Kluwer und de Gruyter für die problemlosen und einvernehmlichen Übergabeverhandlungen und geben der Hoffnung Ausdruck, dass mit dem Verlagswechsel auch ein neuer Impuls für unsere Autoren und Leser einhergeht, der der Monatsschrift auch weiterhin eine erfolgreiche Zukunft eröffnet.
Im Namen der Herausgeber
Helmut Remschmidt
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston