T: Kaisar.
V: Sohn Kaiser Konstantinos' V. und der Eudokia (# 1626). Seine Brüder sind Christophoros (# 1101), Niketas (# 5403), Anthimos (# 487) und Eudokimos (# 1635), eine Schwester ist Anthusa (# 499) (1). Er war ein Halbbruder Kaiser Leons IV. (775–780). Seine oder des Christophoros Geburt soll von der Asketin Anthusa (# 500) prophezeit worden sein. N. und sein Bruder Christophoros wurden angeblich von ihrem Vater selbst aus dem Taufbecken gehoben, jedoch dürfte dies eher eine Verleumdung des Theophanes sein, da eine solche Handlungsweise ein wirksames Ehehindernis dargestellt hätte – ein Taufpate durfte nicht die Mutter des betreffenden Kindes heiraten oder mit ihr verheiratet sein – und kein Grund zu sehen ist, aus dem heraus Konstantin V. die Kirche dergestalt hätte verprellen sollen. Ebenso gibt es keinerlei Anzeichen für eine beabsichtigte Trennung des Kaisers von Eudokia (2).
Am 2. April 769 wurde N. von seinem Vater, möglicherweise im Zuge einer allgemeinen Nachfolgeregelung, zum Kaisar berufen (3). Erwähnt wird er in einer Bauinschrift aus Thrakien zusammen mit seinem Vater und seinen Brüdern (4). Am 13. April 776 war er anwesend bei der Ausrufung Konstantins VI. zum Mitkaiser Leons IV. in der Hagia Sophia, am 14. April 776 bei der Krönung Konstantins VI. im Hippodrom. Im Mai 776 wurden N. und seine Brüder wegen angeblicher Verschwörung gegen Kaiser Leon IV. geschoren, geprügelt und nach Cherson (Krim) verbannt (5).
Vierzig Tage nach dem Regierungsantritt Kaiserin Eirenes (# 1439) am 8. September 780 soll eine Verschwörergruppe den Plan gefaßt haben, N. zum Kaiser zu erheben. Jedoch wurde die Verschwörung entdeckt. N. und seine Brüder wurden auf Befehl Eirenes zu Klerikern geschoren und mußten zu Weihnachten öffentlich die Kommunion austeilen (6). Über die nächsten zehn Jahre ist nichts bekannt. Nach der schweren Niederlage Kaiser Konstantins VI. bei Markellai gegen die Bulgaren im Jahre 792 soll innerhalb der Tagmata der Plan gefaßt worden sein, Nikephoros anstelle Konstantins VI. zum Kaiser zu erheben, weshalb Konstantin ihn blenden ließ (7). Danach wird sein Name von Theophanes nicht mehr genannt, so daß man unter Umständen auch seinen Tod annehmen könnte. Fraglich ist daher auch, ob er zusammen mit seinen Brüdern im Oktober 797 wegen Verschwörung nach Athen verbannt worden ist (8). Im Frühjahr 799 sollen die Brüder in Athen nach einem weiteren Putschversuch zu ihren Gunsten geblendet worden sein (9). Später wurden sie auf die Insel Panormos verbannt. Ein letzter Umsturz wurde 812 vorbereitet, jedoch ohne Erfolg. Angeblich wurden die Brüder in diesem Zusammenhang nach Aphusia verbannt (10). Sollte N. damals noch am Leben gewesen sein, wäre sein Tod erst nach diesem Ereignis anzusetzen.
Anmerkungen: — (1) Mango, in: AnBoll 100 (1982) 408, vermutet, daß Anthusa die Zwillingsschwester des N. oder des Christophoros gewesen ist. — (2) Theophanes 442,15f.; cf. Rochow, Konstantin V. 12; zu den juristischen Implikationen cf. Lilie, Eirene 394f. — (3) Theophanes 443,31 – 444,4; Nikephoros 77,3f. (Mango 87,3f.); Symeon log. (Leon gr. 188,12f.; Theod. mel. 130,6f.; Symeon sl. 82,10f.); Georg. mon. (Muralt) 948A; Kedrenos II 16,22f.; Zonaras XV 7, p. 278,9-11; zum Vorgang cf. Rochow, Konstantin V. 13; Lilie, Eirene 42–46. — (4) Inscriptions (Asdracha) Nr. 50; nicht genannt wird Eudokimos; cf. Mango–Ševčenko. — (5) Theophanes 450,2 – 451,2; Georg. mon. (Muralt) 953B-C. — (6) Theophanes 454,12-23; Symeon log. (Leon gr. 192,19 – 193,7; Theod. mel. 133,2-9; Symeon sl. 83,38 – 84,5); Georg. mon. (Muralt) 957A; Kedrenos II 20,12-19; Zonaras XV 10, p. 285,3-13; zum Hintergrund dieser angeblichen Revolte cf. Lilie, Eirene 79f. — (7) Theophanes 468,7-21; Vita Irenae imp. (BHG 2205) cap. 10, p. 19; Symeon log. (Leon gr. 198,8-13; 200,1-3; Theod. mel. 136,24-29; 138,1; Symeon sl. 86,27-31; 87,17-19); Georg. mon. (Muralt) 965B; Kedrenos II 25,19 – 26,3; Zonaras XV 12, p. 294,6-13; XV 13, p. 298,10-13; zum Hintergrund cf. Lilie, Eirene 87. — (8) Ohne Namensnennung: Theophanes 473,11-18; Symeon log. (Leon gr. 200,4f.; Theod. mel. 138,3f.; Symeon sl. 87,20); Georg. mon. (Muralt) 968C-D; Kedrenos II 27,22f.; Zonaras XV 13, p. 300,3-9; mit allerdings mißverständlicher Namensnennung (s. P): Georg. mon. 771,10-17; cf. Lilie, Eirene 99–101. — (9) Ohne Namensnennung: Theophanes 473,32 – 474,5; Zonaras XV 13, p. 300,9-14; Theod. Skut. 128,27-29; abweichend: Symeon log. (Leon gr. 200,5-7; Theod. mel. 138,4-6; Symeon sl. 87,20-22), Georg. mon. (Muralt) 969A und Kedrenos II 27,23 – 28,1: danach wurden sie in Athen von der einheimischen Bevölkerung getötet. — (10) Theophanes 496,16-27.
Q: — (Hist.): Theophanes; Nikephoros 77,3f. (Mango 87,4); Symeon log. (Leon gr.; Theod. mel.; Symeon sl.); Georg. mon.; Georg. mon. (Muralt); Kedrenos; Zonaras; Theod. Skut. 125,3-5; Chronicon Brux. 31,31; 32,10f. — (Hag.): Synax. Cpl. 355,26 – 356,3 (unsicher). — (Inscr.): Inscriptions (Asdracha) Nr. 50.
L : ODB III 1476. — Lombard, Constantin V 102; Mango–Ševčenko, in: BZ 65 (1972) 389f.; Speck, Konstantin VI. 847 (Reg.); Mango, in: AnBoll 100 (1982) 401–409; Niavis, Nicephorus I 25. 43; Winkelmann II 34f. 49–52. 55f. 65. 122. 125–127. 130. 133; Treadgold, Revival 60–66. 89; Rochow, Theophanes 201. 207. 220f. 229f. 272. 332; ead., Konstantin V. 11–15. 99. 163. 170. 190. 193; Ditten, Ethnische Verschiebungen 197f.; Lilie, Eirene 431 (Reg.); Treadgold, History 367. 369. 417f. 422.
P: Sehr unsicher ist die Erwähnung eines Besuchs des N. bei Theodora von Kaisaris (# 7283), von dem das Synax. Cpl. berichtet. — Gleichfalls nicht sicher zu beantworten ist die Frage, wann N. der Kaisartitel aberkannt worden ist. Theophanes 454,15 bezeichnet ihn 780 als τὸν ἀπὸ Καισάρων, was auf eine Absetzung im Jahre 776 schließen läßt, aber nicht zwingend ist, cf. Winkelmann II 126. — Georg. mon. 771,10-12 läßt darauf schließen, daß seine Vorlage N. als Beteiligten an dem angeblichen Putschversuch von 797 erwähnt (φρουρουμένων τῶν υἱῶν τοῦ θεομάχου καὶ κοπρωνύμου ἐν τῷ παλατίῳ τῶν Θεραπείας Κωνσταντίνου καὶ Νικηφόρου). Da die anderen Brüder nicht namentlich genannt werden und Κωνσταντίνου hier wohl den Vater, Konstantin V., meint, bleibt allerdings ein Unsicherheitsfaktor.
QuelleSource
- Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit Online
- De Gruyter | 2013