N: Bei- oder Familienname: Niketiates — Νικητιάτης (zur Bezeichnung seiner Herkunft aus dem Dorf Niketia).
T: Hypatos, Anthypatos, Patrikios, basilikos Protospatharios, genikos Logothetes bzw. Logothetes des Genikon, Logothetes des Dromos; Magistros; Synkletikos — er war laut den Acta Davidis, Symeonis et Georgii eines der wichtigsten Senatsmitglieder: τῆς συγκλήτου τυγχάνοντας πρώτους βουλῆς; möglicherweise war er Strategos während des kretischen Feldzugs — αὐτὸς ἀπεστάλη παρὰ Μιχαὴλ τοῦ βασιλέως καὶ πάσης τῆς συγκλήτου ... ἐξάρχειν καὶ κυριεύειν παντὸς τοῦ στρατοπέδου διē εὐφυΐαν καὶ τὸ ἱκανὸν εἶναι τῶν ῥωμαϊκῶν ταγμάτων προ- ΐστασθαι (Synax. Cpl. 777,5-10).
V: Gebürtig war S. aus Niketia (Νικήτια), einem Dorf in der Nähe von Amastris in Paphlagonien. Er war ein Verwandter (vielleicht ein Onkel) der Kaiserin Theodora (# 7286) und Kaiser Michaels III. S. soll laut den Acta Davidis, Symeonis et Georgii ein führendes Senatsmitglied gewesen und an der Wiederherstellung des Bilderkults im Jahre 843 maßgeblich beteiligt gewesen sein (neben Theoktistos [# 8050], Bardas [# 791] und Petronas [# 5929]); cf. auch Synax. Cpl. 778,1-4. Laut dem Synax. Cpl. (778,4-10) ist er von Michael III. und dem gesamten Senat mit einer Flottenexpedition gegen die Araber auf Kreta betraut worden. Die chronikalen Quellen schreiben den Oberbefehl jedoch dem Logothetes Theoktistos (# 8050) zu (Aufbruch der Expedition am ersten Fastensonntag im Jahre 843), s. dort. Man könnte spekulieren, ob S. den Befehl übernommen hat, nachdem Theoktistos überstürzt nach Konstantinopel zurückgekehrt war. Das Synax. Cpl. (778,10-16) berichtet ferner, daß S. auf Kreta gestorben und in einem Kloster beigesetzt worden sei, das seither den Beinamen ”tu Magistru” (τοῦ Μαγίστρου) führe. Später soll sein Leichnam in das Theotokos-Kloster am Golf von Nikomedeia überführt worden sein, das er selbst erbaut hatte und das nach ihm den Beinamen ”tu Niketiatu” (τοῦ Νικητιάτου, Synax. Cpl. 777,8. 13) trug. Möglicherweise ist S. Adressat zweier Briefe des Photios (# 6253) aus der Zeit von dessen erstem Patriarchat (s. P).
Q: — (Hag.): Acta Davidis, Symeonis et Georgii (BHG 494): 245,30 – 246,2: ... Σέργιον τὸν Νικητιάτην, Θεόκτιστον, Βάρδαν καὶ Πετρωνᾶν, ἄνδρας ὄρθοδοξοτάτους καὶ τῆς συγκλήτου τυγχάνοντας πρώτους βουλῆς; Synax. Cpl. 777,5 – 778,16 (28. Juni); 777,6-10: Μαγίστρου τοῦ συστησαμένου τὴν μονὴν τῆς ὑπεραγίας Θεοτόκου τὴν οὕτως ἐπονομαζομένην τοῦ Νικητιάτου, τὴν ἐν τῷ κόλπῳ τῆς Νικομηδείας μεταξὺ τῶν δύο ἐμπορίων Καλοῦ Ἀγροῦ καὶ Δόρκωνος κειμένην. Οὗτος ἦν ἐκ τῆς Παφλαγόνων χώρας ἀπὸ χωρίου λεγομένου Νικήτια, ἔγγιστα πόλεως Ἀμάστριδος· διὸ καὶ τὴν ἐπωνυμίαν ἡ αὐτοῦ μονὴ ἔλαχεν. Ὁ δὲ τοιοῦτος ἀνὴρ ἀγαθὸς ὢν καὶ ἀγαθῶν γεννητόρων υἱὸς ἔσχε καὶ συγγενεῖς Θεοδώραν τὴν ἀοίδιμον βασίλισσαν καὶ τὸν ταύτης υἱὸν Μιχαὴλ τὸν βασιλέα ... Τοῦ δὲ ῥωμαϊκοῦ στόλου κατελθόντος τῷ τότε χρόνῳ τῇ Κρήτῃ, αὐτὸς ἀπεστάλη παρὰ Μιχαὴλ τοῦ βασιλέως καὶ πάσης τῆς συγκλήτου, μόλις εἰς τοῦτο αὐτὸν πεισάντων, ἐξάρχειν καὶ κυριεύειν παντὸς τοῦ στρατοπέδου διē εὐφυΐαν καὶ τὸ ἱκανὸν εἶναι τῶν ῥωμαϊκῶν ταγμάτων προΐστασθαι. Ἐκεῖ δὲ αὐτοῦ ἀπελθόντος καὶ κοιμηθέντος, τότε μὲν κατετέθη τὸ ἱερὸν αὐτοῦ λείψανον ἐν τῇ κατὰ τὴν Κρήτην μονῇ, τῇ μέχρι τοῦ νῦν ἐπονομαζομένῃ τοῦ Μαγίστρου· ὕστερον δὲ ἀνεκομίσθη καὶ ἐτέθη ἐν τῇ παρ᾿ αὐτοῦ οἰκοδομηθείσῃ μονῇ κατὰ τὸν κόλπον τῆς Νικομηδείας. — (Sg.): Laurent, Corpus II 418; ZN 285: Σεργίῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ λογοθέτῃ τοῦ δρόμου; Laurent, Corpus II 419: Σεργίῳ ὑπάτῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ λογοθέτῃ τοῦ δρόμου; Laurent, Corpus II 420: Σεργίῳ πατρικίῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ λογοθέτῃ τοῦ δρόμου; Laurent, Corpus II 421: Σεργίῳ μαγίστρῳ πατρικίῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ λογοθέτῃ τοῦ δρόμου; Konstantopulos (JIAN 6) 405 = Laurent, Corpus II 308: Σεργίῳ μαγίστρῳ (hier wohl ἀνθυπάτῳ zu ergänzen) πατρικίῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ λογοθέτῃ τοῦ γενικοῦ; Konstantopulos (JIAN 6) 407: Σεργίῳ μαγίστρῳ ἀνθυπάτῳ πατρικίῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ λογοθέτῃ τοῦ δρόμου; beide auch = Laurent, Corpus II 422 laut Laurent, der diese Siegel unter seiner Nr. 422 zusammenfaßt, s. auch die entsprechende Anm. von W. Seibt bei Laurent, Corpus II 308; Laurent (BZ 33) 345f. Nr. 7 = idem, Corpus II 307 = ZV 2354: Σεργίῳ μαγίστρῳ καὶ γενικῷ λογοθέτῃ.
L : LdMA VI (1995) 1786. — Grégoire, in: Byz 8 (1933) 515–534: für eine Datierung der Expedition auf 866 und zu den möglichen Identitäten; idem, in: Vasiliev, Arabes I 195: für eine Datierung auf 843; P(eeters), in: AnBoll 52 (1934) 145f.; Dvorník, in: DOP 7 (1953) 69–72; Ahrweiler, in: Byz 31 (1961) 221 Anm. 5; Miller, in: Byz 36 (1966) 469; Guilland, in: REB 29 (1971) Nr. 11, p. 51; Winkelmann I 31; idem II 160. 190; Tsougarakis, Crete 47f.; DO Hagiography Database Nr. 52 (zu Synax. Cpl. 777f.); Treadgold, History 446f. — Zu Niketia cf. Belke, Paphlagonien (TIB IX) 254; zum Theotokoskloster tu Niketiatu cf. Janin, Églises II 94 mit Anm. 1-4; zum Magistroskloster auf Kreta cf. Ts(o)ugarakes, in: Thesaurismata 26 (1996) 10f.
P: Möglicherweise besteht Identität mit dem gleichnamigen Adressaten des Photios (# 6678). — Die aufgeführten Siegel werden von den Editoren dem Sergios Niketiates zugeschrieben; cf. außerdem Grégoire, in: Byz 8 (1933) 517–531, bes. 530f.; Ahrweiler, in: Byz 31 (1961) 221. Die Zuweisung ist recht wahrscheinlich, wenngleich aufgrund der Quellenlage nicht gänzlich zweifelsfrei. Auf dem Siegel Konstantopulos (JIAN 6) 405 = Laurent, Corpus II 308 ist möglicherweise das letzte Wort als δρόμου und nicht als γενικοῦ zu lesen. In diesem Falle erschiene die Zuweisung des Siegels, das nur die Titel Magistros und genikos Logothetes trägt, etwas fraglicher. — Problematisch ist die zeitliche Einordnung des S. Während man früher die Expedition gegen Kreta auf 866 datiert hat, wird jetzt allgemein eine Datierung auf 843 angenommen. Dieser Datierung hat sich auch Grégoire angeschlossen, der kurz zuvor noch für das spätere Datum eingetreten war. Sollte die Datierung auf 843 zutreffen, kann S. freilich nicht mit dem Adressaten (Sergios: # 6678) des Photios identisch sein. Ebenso ist in diesem Fall eine Identifizierung mit dem bei aṭ-Ṭabarī (Yar-Shater XXXIV) 124 [1417] genannten Ibn Qaṭūnā (# 2651) ausgeschlossen, der 852/53 einer der Befehlshaber einer byzantinischen Flottenexpedition gegen Āgypten gewesen sein soll. — Im Zeremonienbuch werden anläßlich einer kaiserlichen Stiftung von liturgischen Geräten wohl für die Hagia Sophia am Festtag τῶν φώτων (Epiphanie am 6. Januar) unter Michael III. zwei Magistroi ohne Namen erwähnt, Konst. Porph., De cerim. II, 31, p. 631,12 (Reiske): τῶν δύο μαγίστρων. Für den fraglichen Zeitraum, eher 856 bis 867 als zur Zeit der Regentschaft, sind mehrere Magistroi namentlich bekannt; angesichts der Bedeutung und relativen Seltenheit des Magistrostitels ist es daher wahrscheinlich, daß die in der Quelle anonym erwähnten Magistroi mit namentlich bekannten Trägern dieses Titels zu identifizieren sind. Eine sichere Zuweisung ist jedoch nicht möglich: Vielleicht ist es am wahrscheinlichsten, daß wir in den beiden Magistroi die Brüder Petronas (# 5929) und Bardas (# 791) zu sehen haben; eine Identifizierung mit Manuel (# 4707) und/oder S. scheint ebenfalls möglich; eine Identifizierung mit dem späteren Kaiser Basileios I., Stephanos (# 7076), einem weiteren Bardas (# 793), Theodotakios (# 7896) und/oder Arsaber (# 601) scheint weniger wahrscheinlich, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden.
QuelleSource
- Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit Online
- De Gruyter | 2013