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BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter

Neilos (von Rossano)

Νεῖλος

  • Ralph-Johannes Lilie , Claudia Ludwig , Beate Zielke and Thomas Pratsch

N: Variante: Nelos — Νέλος (Akrostichis des Epigramms im Cod. Crypt. B. α. 19). Im Lateinischen stets Nilus.

T: Monachos; Hegumenos (s. P); domnus abbas Nilus (Vita Adalberti ep. Pragensis [BHL 37], cap. XV). Kopist und Autor (Scholiast bzw. Kommentator, Hymnograph, Dichter), Gründer des Klosters Grottaferrata (s. P).

V: Er wurde ca. 910 in Rossano in Kalabrien (Süditalien) geboren. Er stammte aus einer sicher wohlhabenden und einflußreichen rossanischen Familie (1). Seine Eltern (s. unten) hatten bereits eine ältere Tochter (s. unten). Der Altersunterschied zwischen den Geschwistern muß einigermaßen groß gewesen sein, denn als beider Eltern noch während der Kindheit des N. verstarben, kümmerte sich die ältere Schwester um seine weitere Erziehung. N. gehörte dem griechisch-byzantinischen Kulturraum an und war griechischsprachig (2). Als er das entsprechende Alter erreicht hatte, also etwa um 926, heiratete er eine Frau (s. unten) und hatte mit dieser zusammen eine Tochter (s. unten). Später wurde er nach Darstellung seiner Vita jedoch mehr und mehr von dem Gedanken an den Tod geplagt, außerdem übte ein Mönch namens Gregorios (# 22396) einen großen Einfluß auf ihn aus, so daß er sich zum Klostereintritt entschloß. Im Jahre 940 trieb er eines Tages Geld von seinen Schuldnern (# 30327) ein, begab sich nach Merkurion und begegnete dort den Äbten Ioannes (# 22946), Phantinos (# 26576) und Zacharias (# 28481), die ihn in den dortigen Klöstern in das Mönchsleben einführten. Jedoch schickte ein mächtiger Mann (# 31143) Schreiben an die drei Äbte nach Merkurion in Kalabrien, in denen er diesen unter Androhung drastischer Strafen (Abhauen der Hand und Auflösung des Klosters) verbot, N. zum Mönch zu weihen. Man kann nur vermuten, daß dieser Mächtige der Ansicht war, daß die weltlichen Verpflichtungen des N. es nicht zuließen, daß dieser zum Mönch geweiht werde. N. war ja verheiratet, hatte eine Tochter und gehörte wahrscheinlich zur Führungsschicht von Rossano. N. ging daher in das Hagios-Nazarios-Kloster bei Salerno in Kampanien und wurde dort zum Mönch geweiht. Er hielt sich nur 40 Tage im Hagios-Nazarios-Kloster auf, dennoch wurde ihm von dem dortigen Abt (# 31137) der Hegumenat eines Klosters angeboten, den er aber ablehnte. Nach seiner Rückkehr nach Merkurion genoß er auch dort gewisse Privilegien: Er verkehrte mit den Äbten und angesehenen Mönchen der Klöster, vor allem mit Phantinos; er durfte sich recht bald als Einsiedler in eine nahegelegene Höhle zurückziehen (3); er wurde nach dem Tod des Phantinos von den Mönchen gebeten, einen neuen Abt einzusetzen. N. ernannte Lukas (# 24763), den jüngeren Bruder des Phantinos, zum neuen Hegumenos des Hagios-Zacharias-Klosters von Merkurion. In der Folge werden zwei Jünger des N. besonders hervorgehoben, nämlich Stephanos (# 27257) und Georgios (# 22131).

In der Vita (cap. 35) finden sich auch antisemitische Tendenzen: Ein Jude (# 31167) hatte in Bisignano in Kalabrien Handel getrieben und war im Anschluß von einem jungen Mann (# 31166) aus Neid erstochen und beraubt worden. Die zuständigen Richter (# 30342) in Rossano ließen daraufhin einen Verwandten (# 31166A) des Mörders festnehmen, der den Juden übergeben werden sollte, damit sie ihn kreuzigten als Vergeltung für den Ermordeten. An dieser Stelle habe N. interveniert und nun seinen Jünger Georgios mit einem Schreiben zu den Richtern geschickt, in dem er diese auf ein Gesetz hinwies, wonach für einen getöteten Christen sieben Juden getötet werden müßten. Daher müßten die Juden zunächst sechs weitere Männer stellen, die von den Christen getötet werden müßten, ehe der Verwandte des Mörders von den Juden getötet werden dürfe. Außerdem solle der Verwandte des Mörders durch den Überbringer des Schreibens, also Georgios, ersetzt werden. Die Richter fragten Georgios, ob er dazu bereit sei. Dieser erwiderte, er werde alles tun, was sein Herr in dem Brief geschrieben habe. Die Richter waren daraufhin so beeindruckt, daß sie den Verwandten des Mörders aus der Haft entließen und Georgios unter großen Ehren zu N. zurückschickten. Andererseits gehörte zum Bekanntenkreis des N. auch der jüdische Arzt Domnulos bzw. Šabbetai Donnolo (# 26949), mit dem er offenbar gute Kontakte unterhielt.

Schließlich zwangen ihn Arabereinfälle, seine Höhle in Merkurion zu verlassen. Er zog sich in ein abgelegenes Landgut auf seinem eigenem Besitz (ἐν τόπῳ οἰκείῳ) in der Nähe von Rossano zurück, wo sich eine Kapelle des heiligen Adrianos befand. Mit der Zeit sammelten sich immer mehr Schüler um ihn, so daß er den Ort in ein Kloster umwandelte (Monastero Calabrese di S. Adriano) und Proklos (# 26756) zu dessen erstem Abt bestimmte. Nach einem schweren Erdbeben besuchte er seine Heimatstadt Rossano, die bis auf die Bischofskirche Hagia Eirene völlig zerstört und dem Erdboden gleichgemacht war. In der Kirche traf er auf den Prosmonarios Kaniskas (# 23668), der einst sein Lehrer gewesen war, und auf andere Priester (# 30339), die er von früher kannte.

Wenigstens eine Episode der Vita läßt durchblicken, daß N.s Reputation in Rossano nicht unumstritten war: Nachdem ihm von Antonios (# 20495) die Verwaltung des Nonnenklosters der Hagia Anastasia am Stadtrand von Rossano anvertraut worden war, reisten einige Einwohner von Rossano (# 30346) zum Stifter des Klosters, dem Würdenträger Eupraxios (# 21807), nach Konstantinopel und bezichtigten N. dort der Veruntreuung des Klostervermögens. Es kam daraufhin zu einem Konflikt mit Eupraxios, der inzwischen zum kaiserlichen Richter über Italien und Kalabrien ernannt worden war. Dieser Konflikt wurde nach der Darstellung der Vita dadurch gelöst, daß Eupraxios schwer erkrankte, bereute und schließlich darum bat, von Neilos zum Mönch geweiht zu werden. Man kann sicherlich festhalten, daß es Differenzen zwischen N. und der weltlichen Führungsschicht von Rossano hinsichtlich der Verwendung klösterlichen Vermögens gab. Diese Differenzen scheinen sich auch in dem Verhältnis von N. zu anderen Würdenträgern in Rossano, etwa dem Domestikos Leon (# 24420) oder dem Protospatharios Nikolaos (# 25955), widerzuspiegeln. Dennoch wollten ihn nach Aussage der Vita die Einwohner von Rossano nach dem Tod des Episkopos von Rossano (# 31164) zu ihrem Bischof machen, wenn es sein müßte, auch gegen seinen Willen. N. habe sich jedoch dieser Aufgabe durch seine Flucht in die Berge entzogen.

Anscheinend war N.s Einstellung gegenüber den Arabern äußerst ablehnend. In einer Episode tadelte er paradoxerweise den Metropolites (von Hydruntum?) Blatton (# 21184), der in Verhandlungen, wohl mit dem fatimidischen Kalifen von Afrika und Ägypten, al-Mu‘izz li-dīn Allāh (# 25444), eine größere Anzahl byzantinischer Kriegsgefangener (# 30460) aus Afrika freigekauft hatte, für seinen Umgang mit den Arabern. Später lehnte er das Angebot einer großzügigen Stiftung für sein Kloster von seiten des Strategos von Kalabrien, Basileios (# 20977), mit der Begründung ab, daß der Ort und ganz Kalabrien sowieso bald von den gottlosen Agarenern (Arabern) eingenommen werden würden. N. verließ daraufhin Kalabrien und begab sich zusammen mit über 60 Mönchen (# 30507) zunächst nach Capua. Dort wurde er nach Aussage seiner Vita von dem Fürsten (Prinkips) Pandulph (# 26228) und den Archonten der Stadt (# 30511) freundlich empfangen. Letztere wollten N. zum Bischof der Stadt ernennen. Dies wäre auch geschehen, wenn nicht der Tod Pandulphs (im März 981) es verhindert hätte. Nach dem Tod Pandulps wandten sich die Archonten von Capua an Aligernus (# 20258), den Abt des Klosters Montecassino mit der Bitte, N. die Leitung eines Klosters zu übertragen. Ungefähr zu derselben Zeit bat Pandulphs Witwe Aloara (# 20261) N. um Absolution für den Mord an einem Verwandten (# 20261B), den sie veranlaßt hatte. N. sagte ihr daraufhin ein düsteres Ende ihrer Herrschaft voraus. Im Anschluß besuchte N. mit seinen Mönchen das Kloster Montecassino, und Aligernus wies ihnen das Archistrategos-(Michael)-Kloster in Vallelucio (ὁ Ἀρχιστράτηγος δὲ τοῦτο ἦν τὸ καλούμενον Βαλλελούκιον) als Aufenthaltsort zu (San Michele bzw. S. Angelo in Valleluce). Leo Ostiensis II 17, p. 201, spricht davon, daß N. sich mit einigen griechischen Brüdern dort niedergelassen habe: ad virum sanctissimum Nilum, quem tunc apud vallem luci cum aliquot Grecis fratribus religiosissime conversari perceperat, devote profectus est. Anschließend bat Aligernus N., bei ihnen im Kloster Montecassino die Messe in griechischer Sprache abzuhalten. Dieser zierte sich zunächst, kam dann aber der Bitte nach und schrieb aus diesem Anlaß einen Kanon auf den hl. Benedikt. Anschließend zelebrierte er zusammen mit seinen Mönchen die Messe in Montecassino und beantwortete Fragen der Benediktinermönche in lateinischer Sprache. Später wird in der Vita der Tod des Aligernus im Jahr 985 erwähnt. Der Nachfolger als Abt von Montecassino war Manso (# 24862). Die Vita, die ihn ohne Namen erwähnt, stellt dessen Amtszeit stark gerafft und äußerst negativ dar. Ganz offensichtlich gab es starke Differenzen zwischen Manso, der auch als Abt einen fürstlichen und luxuriösen Lebensstil pflegte, und N., der zu den strengen und asketischen Mönchsvätern gehörte. Die gegensätzlichen Auffassungen vom Mönchtum führten offenkundig zu Konflikten zwischen Manso und N., so daß letzterer das Metochion Vallelucio des Klosters Montecassino, in dem er 15 Jahre lang als Abt gewirkt hatte, mit einigen seiner Mönche im Jahre 996 verließ. Der Verfasser der Vita stellt es so dar, als habe N. das Kloster aus Protest verlassen, weil sich der weltliche Führungsstil des Manso auch auf das Metochion übertragen habe. Es mag aber auch sein, daß Manso ihm diesen Schritt nahegelegt hatte.

Noch während seines Aufenthaltes in Vallelucio wurde N. in den ersten Monaten des Jahres 990 von dem hl. Adalbert, dem Bischof von Prag und späteren Märtyrer, besucht, der im Sommer 989 sein Bistum Prag verlassen hatte. Adalbert soll N. gebeten haben, ihn in seine Mönchsgemeinschaft aufzunehmen, N. habe dies aber abgelehnt und auf die Abhängigkeit seiner Klostergemeinschaft vom Kloster Montecassino hingewiesen: Wenn er Adalbert aufnehme, riskiere er, zusammen mit seinen Mönchen aus Vallelucio vertrieben zu werden (4). N. schickte Adalbert stattdessen mit einem Brief (sicher einem Empfehlungsschreiben) zu Leo (# 24304), dem Abt des römischen Klosters SS. Bonifacio ed Alessio auf dem Aventin, mit dem er gut befreundet war (5) und in dessen Kloster sowohl griechische (u. a. auch Gregorius [# 22492]) als auch lateinische Mönche zusammenlebten, in dem die Liturgie also sowohl nach griechischem als auch nach lateinischem Ritus gefeiert wurde. Als Alternative zu diesem Kloster nannte N. dem Adalbert noch das Kloster S. Saba in Rom, das daher vermutlich auch von doppelter Observanz war. Leo weihte den Adalbert und dessen Bruder Gaudentius dann im Bonifatius-und-Alexius-Kloster am Ostersamstag, dem 19. April 990, zu Mönchen (6).

N. begab sich von Vallelucio nach Gaeta, wo ihn die Frau (Emilia [# 21685]) des dortigen Archon (also den Dux von Gaeta, Iohannes III. [# 23492]) um eine Audienz bat, die er ihr schließlich auch gewährte. Die guten Beziehungen zum Dukat von Gaeta, die noch an anderer Stelle der Vita bestätigt werden, dürften es auch ermöglicht haben, daß N. in Serperi bei Gaeta ein weiteres Kloster gründete.

Nach Aussage seiner Vita soll N. im Jahre 997 seinen Landsmann Iohannes Philagathos ([# 23486] beide stammten aus Rossano in Kalabrien) nach dessen Erhebung zum (Gegen-)Papst in einer Prophezeiung gewarnt und aufgefordert haben, zum Mönchsleben zurückzukehren. Iohannes habe aber nicht auf N. gehört. Nach der Bestrafung des Iohannes habe N. bei Kaiser und Papst, Otto III. (# 26213) und Gregor V. (# 22324), in Rom interveniert und um die Freilassung des Iohannes gebeten. Otto III. habe N. zunächst ein Kloster in Rom angeboten und dann, als er dies ablehnte, das griechische Kloster Hagios Anastasios etwas außerhalb der Stadt. Der rachsüchtige Papst Gregor V. habe Iohannes jedoch weitere Demütigungen (Devestitur und Spottprozession) zugefügt. Daraufhin habe N. Kaiser und Papst getadelt. Der Kaiser habe ein Einsehen gehabt und Buße getan, indem er zu Fuß in das Erzengel-Michael-Kloster nach Gargano pilgerte, der Papst aber sei nicht lange darauf selbst geblendet und ermordet worden (beides im Jahre 999). Auf dem Rückweg vom Monte Gargano habe Otto III. das Kloster des N. in Serperi bei Gaeta besucht und diesem dort angeboten, ihm ein Kloster zu errichten, wo immer er es wolle, und dies mit Zuwendungen auszustatten. N. lehnte dies wiederum ab mit dem Hinweis, er sorge sich nur um die Seele des Kaisers.

Nach beinahe zehn Jahren der Askese im Kloster in Serperi machte sich N. zu Pferd auf den Weg nach Rom (im Jahre 1004), kam aber nur bis Tusculum (Τουσχολάνα), zwölf Meilen vor Rom, wo er sich in dem griechischen Hagia-Agathe-Kloster (S. Agata an der Via Latina) niederließ. Dort machte ihm der Graf (in der Vita: Archon) von Tusculum, Gregorius (# 22494), seine Aufwartung und bot ihm nach Darstellung der Vita seine ganze Grafschaft an. N. erwiderte, daß er lediglich einen bescheidenen Ort für sich und seine Mönche benötige. Gregorius erfüllte ihm sogleich diesen Wunsch und stiftete damit, ohne daß es in der Vita expressis verbis gesagt würde, das Kloster Grottaferrata. Auf seinem Sterbebett teilte N. dem Hegumenos Paulos (# 26366) und anderen anwesenden Mönchen mit, wie er beerdigt werden wollte: Er wollte nicht in einer Kirche bestattet werden, nicht in einem Grabmal oder mit irgendwelchem Schmuck, sondern einfach in der Erde. Wenn sie schon ein Zeichen anbringen möchten, um sich zu merken, wo er begraben lag, so sollte es unscheinbar und flach sein, damit Fremde darauf treten würden. Später, als sich der Gesundheitszustand des N. weiter verschlechtert hatte, besuchte Gregorius von Tusculum ihn erneut zusammen mit dem Arzt Michael (# 25351). Der Arzt sagte voraus, daß N. jetzt noch nicht sterben werde, da er kein Fieber und auch sonst keine Anzeichen des Todes habe. Kurz darauf starb N. während der Messe in der Kirche des Klosters S. Agata am Abend des 25. September 1004 (am Vorabend des Festtages des Apostels Johannes, des 26. Septembers).

N. ist persönlich als Kopist von Handschriften hervorgetreten, hat aber auch die Produktion von Handschriften in seinem Umkreis angeregt, so daß viele noch erhaltene Handschriften aus dem Skriptorium des N. stammen und der sogenannten “scuola Niliana” zuzurechnen sind. Folgende drei Codices, die bis zum 19. Jh. auch noch zu einer einzigen Handschrift zusammengebunden waren, werden für Autographe des N. gehalten:

Cod. Crypt. B. β. 1 (964–965?) (Historia Lausiaca [CPG 6036] des Palladios [† vor 431]) bis auf die folia 51r, col. 1, l. 11, – 53r, col. 1, l. 8, die von einem Schüler N.s geschrieben worden sein dürften (Lucà, Manoscritti ‘Rossanesi’ 36); auf fol. 71r finden sich drei Zwölfsilber von der Hand des N., in denen er jedoch nicht seinen Namen nennt. Als Autograph des N. kann der Codex aufgrund des Vergleichs mit Cod. Crypt. B. α. 20 und Cod. Crypt. B. α. 19 erwiesen werden. Auf fol. 1r findet sich auf dem unteren Rand eine Notiz von der Hand des N., die Nikephoros Gymnos (# 25610) erwähnt (Lucà, ibidem).

Cod. Crypt. B. α. 20 (964–965) (Doctrina des Dorotheos von Gaza [6. Jh.]; Comparatio regis et monachi [CPG 4500] des Ioannes Chrysostomos sowie – von anderer Hand als der N.s – De eutaxia des Theodosios von Dyrrhachion [# 27938], s. a. unter Paulos [# 26356]). Im Cod. Crypt. B. α. 20 findet sich am Ende der Doctrina des Dorotheos auf fol. 59r eine Notiz von der Hand des N., die die byzantinische Niederlage unter Manuel Phokas (# 248784) bei Rametta (Ende Oktober 964, s. bei Niketas [# 25784]) erwähnt und zutreffend auf das Weltjahr 6473 (= 1. September 964 – 31. August 965) datiert: Τῶ ἐξακισχιλιοστῶ τετρακο|σιοστῶ ἑβδομικοστῶ τρί|τω του κόσμου ἔτει ἔπαθεν τὸ φουσατον Μανουὴλ τοῦ πατρικίου | εἰς τ(α) Ρηματ(α)· καὶ αὐτὰ τὰ Ρήματα ἐλεί|φθει· καὶ ἡ κουθνησια ἐγένετο με|γάλη σφοδρα (zitiert nach Lucà, Manoscritti ‘Rossanesi’ 37). Der Notiz folgt in Kryptographie der Name des Kopisten: καὶ χειρὶ Νεϙολχ (= Νειλου) μ(ονα)χ(οῦ) ἐγράφει ἡ του αγιου Δω|ροθέου πτύξ (zitiert nach Lucà, ibidem).

Cod. Crypt. B. α. 19 (nach 964/65?)(verschiedene asketische Schriften, der Traktat Contra Iudaeos des Basileios von Seleukeia [5. Jh.] = fol. 83v–86r jedoch von anderer Hand, vielleicht der des Paulos [# 26366]). Auf fol. 83r findet sich ein Buchepigramm von fünf Zwölfsilbern von der Hand des N., deren Akrostichis N.s Namen ergibt (Νέλου).

Der Cod. Crypt. B. α. 1 (Briefe des Isidoros von Pelusion) wurde von Paulos (# 26366) auf Geheiß des N. im Jahre 985 geschrieben.

Eine Inschrift aus dem 12. Jh. aus Grottaferrata verzeichnet die ersten 13 Äbte des Marienklosters in Grottaferrata. Nach dieser Liste wurde Paulos (# 26366) der erste Nachfolger des N. und zweite Abt des Klosters.

Anmerkungen: — (1) In der Vita Nili (BHG 1370) cap. 91, p. 127, läßt der Verfasser ihn seine “große Dynastie” erwähnen (τὴν μεγάλην μου δυναστείαν). — (2) Die lat. Vita Adalberti ep. Pragensis auctore Iohanne Canapario (BHL 37) läßt N. während seines Aufenthaltes in Vallelucio von sich selbst sagen: Etenim, ut iste habitus et barbae pili testantur, non indigena, sed homo Grecus sum. cap. XV, p. 587,40f. (MGH); redactio “imperialis/ottoniana”, cap. XV, p. 22,15f. (Karwasinska); cf. redactio “Aventinensis”, cap. XV, p. 58,35f. (Karwasinska); redactio “Cassinensis”, cap. XV, p. 78,8f. (Karwasinska). — (3) Dies ist ein Vorrecht, das Mönchen normalerweise erst nach jahrelanger Bewährung in klösterlicher Subordination zuteil wurde. — (4) Vita Adalberti ep. Pragensis auctore Iohanne Canapario (BHL 37), cap. XV, p. 587,30 – 588,7 (MGH); redactio “imperialis/ottoniana”, cap. XV, p. 22,4 – 23,9 (Karwasinska); redactio “Aventinensis”, cap. XV, p. 58,25 – 59,4 (Karwasinska); redactio “Cassinensis”, cap. XV, p. 77,42 – 78,16 (Karwasinska); Vita Adalberti ep. Pragensis auctore Brunone Querfurtensis (BHL 38) cap. XIII, p. 15,23 – 16,4. — (5) BHL 37 ibidem. — (6) Vita Adalberti ... (BHL 37), cap. XVI, p. 588,8-30 (MGH); redactio “imperialis/ottoniana”, cap. XVI, p. 23, 23,11 – 24,18 (Karwasinska); redactio “Aventinensis”, cap. XVI, p. 59,6-25 (Karwasinska); redactio “Cassinensis”, cap. XVI, p. 78,18-33 (Karwasinska); Vita Adalberti ... auct. Brunone Qu. (BHL 38) cap. XVII, p. 20,9.

W: Epp. (verloren): Ep. an einen Notarios (# 31526), Ep. an Iohannes XVI. Philagathos (# 23486) und andere Epp. cf. dazu Vita Nili (BHG 370) cap. 89, p. 126: Καὶ εἴ τις ἂν τὰς τοιαύτας ἐπιστολὰς αὐτοῦ συνελέξατο, πάνυ ὠφέλιμον καὶ χρησιμωτάτην βίβλον ἐξ αὐτῶν συστῆσαι ἠδύνατο; Kommentar zu den Staseis (στάσεις) des Hermogenes, cf. Hunger, Literatur I 83 (mit Hinweis auf den Cod. Paris. Suppl. gr. 670 [s. XI], fol. 1r–36r); Kontakion auf den hl. Neilos Sinaites (12. November), ed. Gassisi, Poesie 39–41; Officium des hl. Benedikt (21. März), ed. Gassisi, Poesie 41–52; zwei Gedichte (Iamben) auf den hl. Apostel Paulus (Akrostichis des ersten Gedichtes: Νείλου μοναχοῦ) aus dem Cod. Vat. gr. 1971, fol. 208v–209r, ed. Gassisi, Poesie 53; Buchepigramm aus dem Cod. Crypt. B. β. 1, fol. 71v (Incipit: Τῷ συντελεστῆι τῶν ἀρχομένων ἔργων), ed. Gassisi, Poesie 54; Buchepigramm aus dem Cod. Crypt. B. α. 19, fol. 83r (Incipit: Νέμοις μοι σῶτερ λιταῖς τοῦ Διαδόχου, Akrostichis: Νέλου), ed. Lucà, Manoscritti ‘Rossanesi’ 39 (ältere Edition: Gassisi Poesie 54; Photographie s. auch bei Parenti, in: Oriente cristiano e santità 207).

Q: — (Hag.): Vita Nili (BHG 1370) passim; Vita Phantini iun. (BHG 2366z) cap. 29–30, p. 432–434; cap. 32, p. 436–438 (mit abweichender, mit der von BHG 1370 nicht vereinbarer Chronologie); Vita Barthol. (BHG 233) cap. 4–5, p. 110–112; Kontakion des Paulos (# 26366) auf den Tod N.s (Incipit: τὴν κάτω λιπὼν πατρίδα ...), ed. Gassisi, Poesie 55f.; Kanon desselben Paulos auf N. (Incipit: Κρατυνθεὶς ἐν πίστει τῇ στερρᾷ, Νεῖλε παναοίδιμε,), ed. Gassisi, Poesie 60–62. — (Ms.): Notiz des N., in: Cod. Crypt. B. α. 20, fol. 59r, ed. Lucà, Manoscritti ‘Rossanesi’ 37 (auch abgedruckt bei: Barbour 11 [Nr. 38]; Gassisi, in: OC 4 [1904] 315; Lake und Euangelatu-Notara); Buchepigram (5 vv.), in: Cod. Crypt. B. α. 19, fol. 83r, ed. Lucà, Manoscritti ‘Rossanesi’ 39 (auch abgedruckt bei: Gassisi, in: OC 4 [1904] 312); Subskription des Paulos (# 26366), in: Cod. Crypt. B. α. 1, fol. 191r, cf. Lucà, Manoscritti ‘Rossanesi’ 41 (N. als Auftraggeber der Handschrift). — (lat.): Vita Adalberti ep. Pragensis auctore Iohanne Canapario (BHL 37), cap. XV, p. 587,30 –588,7 (MGH); redactio “imperialis/ottoniana”, cap. XV, p. 22,4 – 23,9 (Karwasinska); redactio “Aventinensis”, cap. XV, p. 58,25 – 59,4 (Karwasinska); redactio “Cassinensis”, cap. XV, p. 77,42 – 78,16 (Karwasinska); Vita Adalberti ep. Pragensis auctore Brunone Querfurtensis (BHL 38), cap. XIII, p. 15,23 – 16,4; cap. XVII, p. 20,9; cap. XXVIII, p. 34,10-12; Leo Ostiensis II 17, p. 201. — (Inscr.): Inscriptions (Guillou) Nr. 112.

L: ODB II 1450f.; Beck, Kirche 607; Hunger, Literatur I 83. — Gassisi, in: OC 4 (1904) 308–370 (zu N.s autographen Hss.); Gassisi, Poesie passim; Lake, Dated Mss. X,378, p. 13 (und Tafeln 712. 730 zum Cod. Crypt. B. α. 20); X,379, p. 13 (und Tafeln 713f. zum Cod. Crypt. B. α. 19); X,382, p. 14 (und Tafeln 718f. zum Cod. Crypt. B. α. 1); Vasiliev, Arabes II 1, p. 256, 367f.; Amari, Storia II 366–375 (312–321); Pochettino, Langobardi 357; Borsari, Monachesimo 56–60; Giovanelli, Matrimonio 137–172; Barbour 11 (Nr. 38); Euangelatu-Notara, Semeiomata 133 (Nr. 57); 137 (Nr. 77); Cavallo, Libri di medicina 50f.; Eickhoff, in: HJb 114 (1994) 10–46; Parenti, in: Oriente cristiano e santità 205–207; Luzzi, La Vita di san Nilo da Rossano 175–190; Huschner, Transalpine Kommunikation 1001 (Reg.); Hutter, in: RSBN 46 (2009) 124.

P: N. führte selbst niemals den Titel eines Hegumenos, obwohl er faktisch als Klostergründer und -leiter in Erscheinung trat. Bereits in Merkurion ernannte er Lukas (# 24763) zum neuen Abt. In seinem ersten eigenen Kloster, dem Hagios-Adrianos-Kloster bei Rossano, setzte er Proklos (# 26756) zum ersten Hegumenos ein. Später begegnet uns Paulos (# 26366), der in Grottaferrata, aber möglicherweise auch schon in Vallelucio und Serperi als Hegumenos fungiert hatte (so Giovanelli, Vita 240). N. besaß keine Priesterweihe und übernahm möglicherweise daher niemals den Hegumenat. In seiner Vita zitiert ihn der Verfasser oft genug mit dem Hinweis darauf, daß er ja “weder ein Bischof, noch ein Priester, noch ein Diakon, sondern nur ein kleines Mönchlein” sei. Auch ist er der “Gründer von Grottaferrata” nur insoweit, als ihm von Gregorius von Tusculum das Land und die darauf befindlichen Gebäude übereignet wurden, auf denen dann das Kloster ausgebaut bzw. errichtet wurde. N. selbst hat den Ort anscheinend nie gesehen. Von den späteren Mönchen des Klosters Grottaferrata wurde er jedoch konsequent als Hegumenos bezeichnet und auch als Begründer und erster Hegumenos des Grottaferrata-Klosters in den Listen geführt. — Paläographische Vergleiche erlauben es, N. (oder einem seiner Schüler) auch den Cod. Oxon. Rawlinson G. 156 (S. C. 14880) (Misc. 168) zuzuweisen, cf. Wilson, Bookhands 19 (Nr. 28).

Angehörige (anonym):

1. Eltern 25503 A

V: Sie hatten bereits eine Tochter (s. unten), als ihnen ca. 910 der Sohn N. geboren wurde.

Q: — (Hag.): Vita Nili (BHG 1370) cap. 2–3, p. 48.

L: Hester, Italo-Greeks 203; Luzzi, La Vita di san Nilo da Rossano 181.

2. Schwester 25503 B

V: Sie war die ältere Schwester des N., geboren vor ca. 910, vielleicht um 900. Als ihre Eltern früh verstarben, kümmerte sie sich um die Erziehung ihres jüngeren Bruders. Sie muß also um einiges älter gewesen sein als N.

Sehr viel später, nach 981, wird ein Sohn (s. unten) von ihr erwähnt, der Mönch im Kloster des N. in Vallelucio in Italien war und vor der Zeit an einer Krankheit starb.

Q: — (Hag.): Vita Nili (BHG 1370) cap. 2, p. 48; cap. 3, p. 48f.; cap. 82, p. 120.

L: Hester, Italo-Greeks 203. 217; Luzzi, La Vita di san Nilo da Rossano 181.

3. Frau 25503 C

V: Nach Darstellung der Vita ihres Mannes war sie zwar von großer Schönheit, aber aus einfachen Verhältnissen (ὡραιότητι μὲν καὶ φύσεως κάλλει τὰς ἄλλας ὑπερβαλλούσης, ἐκ γένους δὲ εὐτελοῦς καὶ τοῦ τυχόντος καταγομένης). Sie heiratete N. um 926 und gebar ihm eine Tochter (s. unten).

Q: — (Hag.): Vita Nili (BHG 1370) cap. 3, p. 49.

L: Giovanelli, Matrimonio 137–172; Hester, Italo-Greeks 203.

4. Tochter 25503 D

V: Sie wurde um 926 oder wenig später geboren (καὶ θῆλυ τὸ πρώτως τεχθὲν παιδίον ὑπῆρξεν αὐτοῖς).

Q: — (Hag.): Vita Nili (BHG 1370) cap. 3, p. 49.

L: Hester, Italo-Greeks 203.

5. Neffe 25503 E

T: Mönch.

V: Er war der Sohn der Schwester (s. oben) des N. und lebte nach 981 im Kloster des N. in Vallelucio in Italien. Er war eines Tages mit einem heiligen Trinkgefäß (Diskopoterion) unterwegs. Als er an eine Quelle kam, trank er Wasser aus dem Gefäß. Als N. dies erfuhr, bestrafte er ihn schwer und wandte sich von ihm ab. Nach Darstellung der Vita sei er aus Gram über die Verstoßung durch seinen Onkel krank geworden und gestorben.

Q: — (Hag.): Vita Nili (BHG 1370) cap. 82, p. 120f.

L: Hester, Italo-Greeks 217.

QuelleSource

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