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BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter

Nikephoros Uranos

Νικηφόρος

  • Ralph-Johannes Lilie , Claudia Ludwig , Beate Zielke and Thomas Pratsch

N: Beiname oder Familienname: Uranos — ὁ Οὐρανός (u. a. Skylitzes; Siegel). Arab.: Niqfūr al-Ūrānūn (Yaḥyā) bzw. Niqfūr al-Kāniklī (Übernahme des Titels als Beiname bei Ibn Šahrām). Arm.: Kanikl (Übernahme des Titels als Name bei Stephan von Taron).

T: Bestes — βέστης (Skylitzes); Patrikios — ἐνδοξότατος πατρίκιος (Athanasios Athonites, Diatyposis 125,23); epi tu kanikleiu — ἐπὶ τοῦ κανικλείου (u. a. Athanasios Athonites, Diatyposis 125,23f.; Actes de Lavra, Nr. 31) bzw. Kanikleios — κανίκλειος (Leon von Synada, Ep. 13,1), arab.: al-Kāniklī (als Beiname bei Ibn Šahrām, s. N); Sekretär — arab.: kātib lahū waǧīh (Yaḥyā); Gesandter (des Basileios II. nach Bagdad) — arab.: rasūl (Ibn Šahrām); Magistros — μάγιστρος (Actes de Lavra, Nr. 31; Actes de Vatopédi, Nr. 2), arab.: māǧistrus (Yaḥyā); Domestikos der Scholen des Westens — πάσης δύσεως ἄρχων (Skylitzes), Domestikos — arab.: dumustuq (Yaḥyā), δομέστικος τῶν σχολῶν (Actes de Vatopédi, Nr. 2); Strategos (Leon von Synada, Ep. 13,2); Statthalter von Antiocheia — arab.: walī Anṭākiya (Yaḥyā); Autor (u. a. auch Hagiograph; s. unter W).

V: N. dürfte im zweiten Viertel des 10. Jh.s (am wahrscheinlichsten zwischen 940 und 950) geboren worden sein und stammte wohl aus einer gehobenen gesellschaftlichen Schicht. In seinen Briefen lassen sich seine Mutter und Schwester (s. unten), sein Bruder Michael (# 25271) und möglicherweise ein weiterer Bruder, der Patrikios und Asekretis Stephanos (# 27328), greifen. Die Briefe des N. lassen erkennen, daß sein Bruder Michael über Vermögen in Nauplion verfügte (Ep. 36), während N. selbst Ländereien im Thema Thrakesion, möglicherweise in der Nähe von Ephesos, besaß (Ep. 42). Unter Kaiser Basileios II. (Herrschaft seit 976) begann er eine Karriere am byzantinischen Kaiserhof in Konstantinopel.

Nach der Niederlage des Bardas Skleros (# 20785) gegen Bardas Phokas (# 20784) und Ioannes Tornikios (# 22926) Ende März 979 und Skleros’ Flucht auf das Herrschaftsgebiet des būyidischen Emirs von Bagdad, ‘Aḍudaddawla (# 20131), reiste N. – für diese Zeit von Skylitzes als Bestes ausgewiesen – als Gesandter nach Bagdad, um die Auslieferung des Bardas Skleros zu erwirken (Skylitzes; Yaḥyā). Laut Skylitzes führte N. dabei ein mit kaiserlicher Unterschrift versehenes Garantieschreiben (γράμματα βασιλικὰ ἐνσεσημασμένα) mit, das Bardas Skleros der kaiserlichen Gnade versicherte (wenn er ins Reich zurückkehre und sich unterwerfe). Yaḥyā zufolge hatte N. auch eine beträchtliche Summe Geldes bei sich und war befugt, ‘Aḍudaddawla die Freilassung aller arabischer Gefangener als Gegenleistung für die Auslieferung des Bardas Skleros zuzusagen (1).

Während sich aus Skylitzes und Yaḥyā der Eindruck ergibt, es habe nur eine byzantinische Gesandtschaft gegeben, die N. Ende 979 oder 980 nach Bagdad führte und auf der N. bis Dezember 986 in Bagdad festgehalten worden sei, informiert ein bei Abū Šuǧā‘ überlieferter detaillierter Bericht des būyidischen Gesandten Ibn Šahrām (# 22703) darüber, daß es einen intensiven Gesandtschaftswechsel in dieser Angelegenheit mit insgesamt drei byzantinischen und zwei būyidischen Gesandtschaften im Zeitraum von 979 bis 983 gegeben hat. Nur von der dritten byzantinischen Gesandtschaft (Ankunft in Bagdad ca. 982) ist sicher, daß N. sie leitete. Die erste (Herbst/Winter 979/80, in jedem Fall vor Juli 980) könnte zwar von N. geleitet worden sein, doch nennt Ibn Šahrām nicht den Namen des byzantinischen Gesandten. Die zweite byzantinische Gesandtschaft (ca. Herbst 980) wurde von einem anderen byzantinischen Gesandten (Ibn Qūnūs [# 22702]) geleitet. Als diese zweite byzantinische Gesandtschaft in Begleitung des būyidischen Gegengesandten Ibn Šahrām zurückkehrte (Ankunft in Konstantinopel wohl November 981, cf. Forsyth, Yahya 411), wurde Ibn Šahrām im Hause des N. einquartiert. Er blieb mindestens zwei Monate in N.s Haus. Aus Ibn Šahrāms Bericht über seinen Aufenthalt in Konstantinopel wird deutlich, daß N. im Winter 981/82 – für diese Zeit durch Ibn Šahrām schon als Kanikleios bezeugt – der engste Vertraute des Kaisers und schon damals ein Gegner und ernstzunehmender Konkurrent des Parakoimomenos Basileios Lakapenos (# 20925) war. Ibn Šahrām spricht von “Haß und Konkurrenz” im Verhältnis N.s zu Basileios Lakapenos. N. ermöglichte Ibn Šahrām, der nach eigener Aussage N. Geschenke machte, unter Umgehung des Basileios Lakapenos direkt mit Kaiser Basileios II. zu verhandeln (2).

Nach dem Bericht des Ibn Šahrām reiste N. erst im Jahre 982 (in Begleitung des zurückreisenden Ibn Šahrām) als Gesandter zu ‘Aḍudaddawla nach Bagdad. Als N. in Bagdad eintraf, dürfte ‘Aḍudaddawla bereits so krank gewesen sein, daß er mit niemandem mehr verhandeln konnte. Der Vertrag, den N. über die Auslieferung des Bardas Skleros in Bagdad schloß, fällt in die Zeit nach dem Tode des ‘Aḍudaddawla (26. oder 28. März 983) und wurde mit ‘Aḍudaddawlas Sohn Ṣamṣāmaddawla (# 26976) abgeschlossen. Aus nicht bekannten Gründen trat er nie in Kraft (cf. Beihammer, Bardas Skleros 57). Wenn die Nachrichten des Yaḥyā über N.s Gesandtschaft nach Bagdad auch verkürzt und chronologisch nicht ganz korrekt sein mögen, so könnte die Angabe, daß N. in Bagdad inhaftiert wurde, durchaus der Wahrheit entsprechen (3). Allerdings kann die Gefangennahme erst nach der Gesandtschaft des Ibn Šahrām (Sommer 982) nach Konstantinopel und der darauf folgenden Gegengesandtschaft (Ende 982/Anfang 983) stattgefunden haben. Da der ausgehandelte Vertrag im Frühjahr 983 (nach 26. März 983) in Bagdad unterzeichnet und dann nach Konstantinopel zurückgebracht wurde, von wo ein Exemplar (in Form eines Chrysobulls) wieder nach Bagdad geschickt wurde, kann N. eigentlich erst im Zuge dieser Gesandtschaft inhaftiert worden sein. Die Gefangennahme wäre dann als Konsequenz daraus zu sehen, daß Ṣamṣāmaddawla zu diesem Zeitpunkt an einer Verwirklichung des Vertrags nicht mehr interessiert war. N. wäre also etwa dreieinhalb Jahre in Haft gewesen (4), denn nach Yaḥyā müßte N. ungefähr zu derselben Zeit, als Ṣamṣāmaddawla den Bardas Skleros freiließ (Ša‘bān 376 a. h. [6.12.986 – 3.1.987]) (5), freigekommen sein. Angeblich gelang es ihm, durch eine List mithilfe eines Beduinen nach Byzanz und zu Basileios II. zurückzukehren (6).

Wohl recht bald nach dem Sturz des Basileios Lakapenos, also Ende 985 oder Anfang 986, verfügte Kaiser Basileios II. (cf. Dölger–Müller, Regesten Nr. 768f. [774]), daß sämtliche zwischen dem Beginn seiner Kaiserherrschaft und dem Sturz des Basileios Parakoimomenos (# 20925) erlassenen Privilegien ihm bzw. seiner Kanzlei vorgelegt, auf ihre Rechtmäßigkeit hin überprüft und entweder kassiert oder durch einen handschriftlichen Vermerk des Kaisers (ἐτηρήθη) bestätigt werden sollten (7). Diese Maßnahme richtete sich offenbar in erster Linie gegen Privilegien, welche Basileios Parakoimomenos ausgegeben hatte, während er die Staatsgeschäfte leitete (von 976 bis 985/86). Diese Überprüfung der Chrysobullia lief wohl erst nach der Beendigung der Revolte des Bardas Phokas (# 20784) im April 989 richtig an und zog sich vermutlich bis wenigstens 996 hin. Es ist daher nicht notwendig, zwei aufeinanderfolgende Überprüfungen anzunehmen, wie Dölger–Müller dies taten. Bei der Überprüfung der Chrysobullia spielte der Patrikios und Kanikleios (also “kaiserliche Tintenfaßverwahrer”) N., wie sich in seinen Briefen greifen läßt (Epp. 3–6), eine führende Rolle. Diese Tätigkeit war mit einer großen Nähe zum Kaiser sowie auch mit einer gewissen Macht und mit möglicher Einflußnahme verbunden.

N. sollte der Diatyposis des Athanasios Athonites (# 20670) zufolge, die vermutlich zwischen Ende 993 und 996 abgefaßt wurde (8), nach dem Tode des Athanasios zusammen mit Ioannes Athonites Iber (# 22942) als Epitropos (ungefähr: Vormund, Treuhänder, Aufseher) für die Megale Laura (Athos) fungieren, d. h. Ioannes als geistlicher und N. als weltlicher Epitropos (9).

Wohl im Jahre 996 ernannte Basileios II. N. zum Domestikos der Scholen des Westens (πάσης δύσεως ἄρχων). Skylitzes bringt diese Ernennung mit dem Tod des Gregorios Taronites (# 22428) in Zusammenhang, der als Dux von Thessalonike 995 im Kampf gegen die Bulgaren gefallen war. Tatsächlich scheint N. aber erst ein Jahr später ernannt worden zu sein: nach der Gefangennahme des Ioannes Chaldos (# 23166), der anscheinend Gregorios Taronites als Dux von Thessalonike im Amt gefolgt war (10).

Wahrscheinlichster Termin für die Ernennung war wohl, wie auch Yaḥyā vermuten läßt, der bulgarische Einfall, der unter persönlicher Führung des Zaren Samuel (# 26983) über Thessalien nach Hellas führte und auf dem Samuel sogar die Peloponnes geplündert haben soll. N. sammelte daraufhin seine Truppen und zog über Larissa, wo er seinen Troß zurückließ, nach Thessalien. Am Fluß Spercheios trafen beide Armeen aufeinander, zunächst durch den Fluß getrennt. Die Bulgaren, im Glauben, daß der Fluß unpassierbar sei, hatten ihr Lager nicht durch Wachen abgesichert. Jedoch fand N. eine Furt, setzte überraschend über und bereitete den Bulgaren eine schwere Niederlage. Samuel selbst und sein Sohn Gabriel-Radomir (# 22032) sollen sich nur mit Mühe nach Bulgarien gerettet haben. N. nahm das bulgarische Lager mit reichen Schätzen ein, befreite die byzantinischen Gefangenen und kehrte erfolgreich nach Thessalonike zurück. Vermutlich fand diese Schlacht im Herbst/Winter 996 statt. Die Überreste der bulgarischen Gefallenen waren angeblich noch im Winter 1018/19 zu sehen (11). Yaḥyā berichtet über dieses Ereignis, daß N. nach der Schlacht am Spercheios 1.000 Köpfe und 12.000 Gefangene nach Konstantinopel bringen ließ. Samuel habe hierauf dem Kaiser Basileios seine Bereitschaft kundgetan, sich ihm zu unterwerfen. Nach der abweichenden Darstellung von Yaḥyā habe sich Samuel erst zum alleinigen Herrscher über ganz Bulgarien ausrufen lassen, nachdem der bulgarische Zar Romanos (# 26847), der sich noch in byzantinischer Gefangenschaft befunden hatte, gestorben war, was dann zu einem neuerlichen Ausbruch des Krieges mit den Bulgaren geführt habe. N. sei vom Kaiser auf eine weitere Expedition gegen Bulgarien geschickt worden und sei drei Monate lang brandschatzend durch das Land gezogen, um danach nach Konstantinopel zurückzukehren (12).

In zweien seiner Briefe, nämlich Ep. 36 an den Patrikios Manuel (# 24887) und Ep. 47 an seinen Freund, den Metropoliten Stephanos von Nikomedeia (# 27315), verrät N., daß er als kultivierter Höfling das grobe Kriegshandwerk nicht unbedingt schätzte. Er klagt dort seinen Vertrauten gegenüber recht ausführlich über die Greuel und Strapazen des Krieges. Trotzdem war er auch in seiner militärischen Tätigkeit recht erfolgreich und wurde zu einem der bedeutendsten Generäle unter Kaiser Basileios II.

Im Jahre 997 war N. Adressat eines Briefes des Metropoliten Leon von Synada (# 24416). In dem Brief beglückwünscht Leon den N. zu großen militärischen Leistungen und Erfolgen, deren Widerhall durch ganz Italien und bis nach Gallien und Spanien gedrungen sei. Diese Äußerungen dürften sich auf den Sieg des N. gegen den bulgarischen Zaren Samuel am Fluß Spercheios in Thessalien im Jahre 996 beziehen. Mit den genannten Gebieten wird gleichzeitig der (theoretische) Amtsbereich des N. als Domestikos der Scholen des Westens umrissen.

Im September 998 wird in einer Athosurkunde erwähnt, daß N. den Mönch Theophylaktos (# 28230) mit einer Reise auf den Athos beauftragte (offenbar nicht lange vor September 998), damit dieser dort für die Einhaltung bzw. Korrektur des Typikon des Athos sorge (13) und im besonderen einen Konflikt zwischen den Klöstern Philadelphu unter dem Abt Ioseph (# 23532) und Vatopedi unter dem Abt Nikolaos (# 26036) beilege (14).

Im Herbst des Jahres 999 zog N. zusammen mit dem Kaiser nach Syrien. Nach einem Feldzug durch Syrien kehrte das kaiserliche Heer, nach dem 17. Dezember 999, nach Antiocheia zurück und bezog dort Winterquartier. Basileios II. setzte nun N. zum Dux von Antiocheia (dem kaiserlichen Statthalter in Syrien) ein (15). Der Kaiser blieb bis Ostern des Jahres 1000 in Antiocheia, wo ihn die Nachricht vom Tode des David von Tao ([# 21432 ] gestorben Ostern, 31.3.1000) erreichte. Zusammen mit N. brach Basileios II. nun unverzüglich nach Tao auf, um seinen Anspruch auf das Fürstentum durchzusetzen (16).

In einem äußerst interessanten Brief (Ep. 47) berichtet N. von einem Feldzug, zu dem er gemeinsam mit dem Kaiser (Basileios II.) von “seiner Stadt” Antiocheia in Syrien aufgebrochen sei. Er klagt darin rückblickend heftig über die gewaltigen Strapazen des Marsches: Unwegsames Gelände, grimmige Kälte und Schlamm, heftiger Wind und Regengüsse, vor allem aber Unmengen von Schnee und Schneematsch machten den Feldzug zu einer Tortur. Des weiteren berichtet er von schlaflosen Nächten und einfacher bis mangelhafter Ernährung sowie dem nächtlichen Ertönen von Flöten und Fanfaren während des Feldzuges. Diese Indizien vermitteln den Eindruck eines eiligen Aufbruchs (man konnte auf die Witterungsverhältnisse keine Rücksicht nehmen) und ebenso eiligen Marsches (möglicherweise Nachtmärsche, sehr frühes Wecken und nur das Allernötigste an Proviant). Diese Eigenheiten ermöglichen es, den beschriebenen Feldzug mit dem Zug des Kaisers (Basileios II.) nach Iberien wohl im April des Jahres 1000 (nach dem Tod des David von Tao am 31. März 1000) zu identifizieren. Uns liegt jedenfalls hier in dem Schreiben des N. die seltene Beschreibung eines Feldzuges durch einen Teilnehmer und Augenzeugen vor.

N. dürfte wohl auch der “Magistros, der Kanikl genannt wird” sein, dem Basileios II. den Befehl gab, gegen Gurgen von Georgien (# 22531) mit der gesamten Heeresmacht vorzugehen. N. schlug das Heerlager im Jahr 450 der armenischen Ära (21.3.1001 – 20.3.1002) in Basean auf, die verfeindeten Heere lagen sich bis in den Winter gegenüber. N. bot dem Gurgen einen Friedensschluß an, wenn dieser sich in allem dem Kaiser füge. Sie trafen sich auf dem Berg Mecbac‘ im Dorf Surb Astuacacin (“Heilige Gottgebärerin”, nach einer Kirche dort) und schlossen Frieden (17).

N. war in Antiocheia im Zeitraum von 1000 bis etwa 1006/07 tätig. U. a. hatte er hier mit dem arabischen Anführer al-Aṣfar (# 20184) zu tun, von dem er, wie Skylitzes berichtet, in zwei oder drei Schlachten geschlagen wurde, gegen den er aber schließlich einen Frieden in der Region durchsetzen konnte (18). In die Zeit von N.s Dukat von Antiocheia fällt vermutlich auch seine Abfassung einer Metaphrase (BHG 1690) der Vita des hl. Symeon, dessen in der Nähe von Antiocheia auf dem “Wunderbaren Berg” gelegenes Kloster nach der byzantinischen Rückeroberung Antiocheias im Jahr 969 wieder größere Bedeutung erlangt hatte (19).

Im Dezember 1001 wird N. in einem Athos-Dokument mit Blick auf das Jahr 998 als “damaliger Domestikos der Scholen” bezeichnet, was bedeutet, daß N. diesen Funktionstitel im Dezember 1001 nicht mehr führte (20).

Vermutlich im Jahre 1005 oder wenig früher hatte N., wie aus den Briefen des Philetos von Synada (# 26597) hervorgeht, diesen als kaiserlichen Abgesandten nach Tarsos entsandt. Die Mission nach Kilikien stand in Zusammenhang mit der Tätigkeit N.s als Dux von Antiocheia, von dem Philetos auch Befehle empfing, genauer lassen sich die Ziele jedoch nicht erkennen. Im Zuge seiner Mission und seines anschließenden Aufenthaltes in Tarsos hielt Philetos ständigen Kontakt mit N., mit dem er im Briefwechsel stand (Epp. 8–13). In diesen Briefen zeichnet sich insbesondere ein überaus erfolgreicher Feldzug des N. gegen die Araber ab, wobei es sich um den Feldzug von 1005/06 handeln dürfte (21).

Möglicherweise handelt es sich bei einem bei Michael syr. im Zusammenhang mit dem Patriarchat des Ioannes bar ‘Abdûn (# 23438) (1004–1030) erwähnten, jedoch nicht namentlich genannten byzantinischen Statthalter von Antiocheia um N. Michael syr. berichtet, daß dieser Statthalter an Lepra erkrankt gewesen sei und deshalb den bei Melitene weilenden, für seine Wundertaten weithin bekannten Ioannes um Heilung habe bitten lassen. Ioannes habe dem Statthalter geweihtes Öl geschickt, das ihn schließlich von der Lepra befreite. Dieses Wunder sei Anlaß dafür gewesen, daß der melkitische Patriarch von Antiocheia, Nikolaos (# 26124), den Kontakt zu Ioannes bar ‘Abdûn gesucht und fortan eine freundschaftliche Korrespondenz mit ihm geführt habe (22).

Nach 1007 gibt es keine Nachrichten mehr über N.

Anmerkungen: — (1) Skylitzes, Basileios 10, p. 327,30-44; etwas verkürzt bei Zonaras XVII 5, p. 546,9-18; Yaḥyā [p. 192f.], p. 400f. (PO 23,3); 10:85, p. 178 (Pirone); Miskawayh II 396,13 – 397,4 (hier ist von zwei byzantinischen Gesandten die Rede, deren Namen nicht genannt werden); cf. Dölger–Müller, Regesten Nr. 763. 764 (Beihammer). Yaḥyā berichtet weiter, daß sich die Verhandlungen mit ‘Aḍudaddawla in die Länge zogen. Als das Gerücht aufkam, daß N. den Versuch unternommen habe, den inzwischen in Bagdad festgesetzten Bardas Skleros vergiften zu lassen, soll ‘Aḍudaddawla dies zum Anlaß genommen haben, N. zu inhaftieren und sein Geld zu konfiszieren. Skylitzes behauptet hingegen, daß N. ein weiteres Schreiben bei sich hatte, in dem er Bardas Skleros und dessen Anhängern bei Rückkehr in das Reich Straflosigkeit zusicherte. Als ‘Aḍudaddawla dies erfahren habe, habe er sowohl die Rebellen als auch den Gesandten festsetzen lassen. — (2) Ibn Šahrām 934,24f.; 938,11-13 [921. 926f.] = Abū Šuǧā‘ 30,13-15; 34,12-14; cf. Beihammer, Bardas Skleros 43. — (3) Zu dem Vertrag s. Ibn Šahrām 941,20 – 942,12 [931] = Abū Šuǧā‘ 38,7 – 39,5; cf. Forsyth, Yahya 411; Beihammer, Bardas Skleros 57 mit Anm. 108; Dölger–Müller, Regesten Nr. 767g (Beihammer); eventuell läßt sich diese Haft auch mit der Aussage des Leon von Synada, Ep. 13,12-14, daß N. “die besten Jahre” — τὸν ἀκμαιότατον χρόνον in kargen Umständen verbracht habe, in Verbindung bringen. Die Darstellung bei Yaḥyā erweckt den Eindruck, daß N. ähnlich lange wie Bardas Skleros in Bagdad in Haft blieb, nämlich acht Jahre (402 [PO 23,3]), was so sicher nicht stimmt. — (4) Zu den Daten cf. Dölger–Müller, Regesten Nr. 767e-g (Beihammer). — (5) Yaḥyā [p. 211], p. 419 (PO 23,3). — (6) Yaḥyā [p. 212f.], p. 420f. (PO 23,3); 10:147, p. 194 (Pirone). — (7) Dies geht aus der erhaltenen Novelle des Basileios II. vom 1. Januar 996 (Dölger–Müller, Regesten Nr. 783) hervor, in der der Kaiser diese Anordnung erwähnt und sie noch einmal ausdrücklich bestätigt, ed. Svoronos, Novelles, Nr. 14, Version I, l. 198-211, p. 214; Nr. 14, Version II, l. 234-247, p. 215. — (8) Laut Lemerle, in: Actes de Lavra 20, wahrscheinlich nach 984 abgefaßt; laut Noret, Vitae duae, p. cxxii Anm. 55, auf die Zeit nach September 993 (Actes de Lavra, Nr. 10: Erwerb der zweiten Insel für die Megale Laura, was den Plural “Inseln” in der Diatyposis rechtfertige) zu datieren. Diese Datierung wurde übernommen von Polemes, Kanones 7, und Dennis, in: Monastic Foundation Documents, no. 14, vol. II, p. 271. Die uns sonst bekannten biographischen Daten N.s legen eine Datierung der Diatyposis in den Zeitraum zwischen 987 (Freilassung in Bagdad und Rückkehr nach Konstantinopel) und 996 (Ernennung zum Domestikos) nahe. — (9) Athanasios Athonites, Diatyposis 125,21 – 126,7, sah u. a. vor, daß N. dafür, daß er die Laura in allen weltlichen Angelegenheiten unterstützte (περὶ τῶν προσκαίρων καὶ φθαρτῶν τοῦ βίου τούτου βοηθήσαι ..., Diatyposis 125,30f.), die immerwährende Fürbitte des Ioannes Athonites Iber und der Mönche der Megale Laura erhalten sollte (Diatyposis 125,31–126,1). Wenn N. sterbe, so solle er einen Nachfolger bestimmen, der künftig an seiner Stelle Epitropos der Laura sei, und so solle es jeder Inhaber dieses Amtes halten, so daß es immer einen Beschützer (προστάτης, ἀντιλήπτωρ) des Klosters in der Hauptstadt Konstantinopel gebe. Aus dem späteren Chrysobull des Monomachos von 1052 erfahren wir jedoch, daß das Amt des weltlichen Epitropos für die Megale Laura mit dem Tode N.s offenbar verwaiste. — (10) Hierzu cf. Cheynet, Skylitzès 285 Anm. 121; cf. auch Dölger–Müller, Regesten Nr. 785a. — (11) Skylitzes, Basileios 23, p. 341,22 – 342,51; 43, p. 364,76-78; Zonaras XVII 8, p. 558,12 – 559,10; zum wahrscheinlichen Datum der Schlacht cf. Strässle, in: BF 26 (2000) 231–254. — (12) Yaḥyā [p. 238f.], p. 446f. (PO 23,3); 11:27f., p. 213 (Pirone); cf. Dölger–Müller, Regesten Nr. 785b (Beihammer). — (13) Actes de Vatopédi, Nr. 2, l. 2f., p. 69: ἐπὶ διορθώσει τοῦ τυπικοῦ ἡμῶν. Bei dem angesprochenen Typikon handelt es sich vermutlich um das Typikon des Tzimiskes (= Actes du Prôtaton, Nr. 7), cf. Bompaire et al., in: Actes de Vatopédi, p. 69. — (14) Cf. auch Actes de Vatopédi, Nr. 3, l. 10f. — (15) Yaḥyā [p. 251f.], p. 459f. (PO 23,3); 12:28, p. 225 (Pirone); verkürzte Darstellung bei Skylitzes, Basileios 29, p. 345,34-37; cf. Dölger–Müller, Regesten Nr. 789d (Beihammer). — (16) Yaḥyā [p. 252], p. 460 (PO 23,3); 12:28, p. 225 (Pirone). — (17) Stephan von Taron (Asołik) III, cap. 44, p. 212,17-33 (Gelzer); p. 166f. (Macler). — (18) Skylitzes, Basileios 29, p. 345,40-43 (sehr verkürzte Darstellung); cf. Dölger–Müller, Regesten Nr. 794a (Beihammer). Anders werden die Ereignisse bei Yaḥyā [p. 258f.] p. 466f. (PO 23,3); 12:47-50, p. 230f. (Pirone), dargestellt, cf. unter al-Aṣfar (# 20184). — (19) Cf. Martin-Hisard, in: REB 64–65 (2006–2007) 127. — (20) Actes de Vatopédi, Nr. 3, l. 10f.: ὁ πανεύφημος μάγιστρος ὁ κῦρ Νικηφόρος, τὸ τηνικαύτα δομέστικος ὢν τῶν σχολῶν. — (21) S. o. Anm. 18 und unter al-Aṣfar (# 20184). — (22) Michael syr. 139. Denkbar ist auch, daß es sich bei dem bei Michael syr. erwähnten Dux von Antiocheia um einen der nicht namentlich bekannten Dukes zwischen 1010/11 und 1024 oder um Konstantinos Dalassenos (# 23940) handelt (s. Vest, Melitene 1176, Anm. 2).

W: Nikephoros Uranos, Epp.; Taktika, Prolegomena, ed. A. Dain, La “Tactique” de Nicéphore Ouranos, Paris 1937 (Prolegomena und Inhaltsangabe); J.-A. de Foucault, Douze chapitres inédits de la Tactique de Nicéphore Ouranos, in: TM 5 (1973) 281–312 (Teiledition: 12 der 178 Kapitel mit franz. Übers.); E. McGeer, The Taktika of Nikephoros Ouranos, Chapters 56 through 65, in: idem, Sowing 79–167 (Teiledition: 10 der 178 Kapitel [56–65] mit paralleler engl. Übers.: p. 88–163); Nikephoros Uranos, Περὶ θαλασσομαχίας, ed. and transl. E. Jeffreys, in: Pryor–Jeffreys, Dromon 571–605; Carmen in Sym. Metaphr. (BHG 1675c) — Στίχοι τοῦ Οὐρανοῦ πρὸς τὸν Συμεῶνα τὸν Μεταφραστὴν καὶ λογοθέτην τοῦ δρόμου e Cod. Vat. Ottobon. gr. 324, fol. 193r–194r, ed. S. G. Mercati, in: AnBoll 68 (1950) 130–132 (Ndr. in: Mercati, Collectanea Byzantina I 569f.); Alphabetos, ed. A. Papadopulos-Kerameus, in: BZ 8 (1898) 66–70; Vita Symeonis Stylitae in monte Mirabili (BHG 1690), in: AASS Maii V 310–397 (ed. Janninck), Ndr. in: PG 86,2, 2987–3216; Vita Theodori Tironis (BHG 1762m) — Μαρτύριον τοῦ ἁγίου μεγαλομάρτυρος Θεοδώρου τοῦ τήρωνος συγγραφὲν παρὰ Νικηφόρου μαγίστρου τοῦ Οὐρανοῦ, ed. F. Halkin, in: AnBoll 80 (1962) 308–324 (Text: 313–323).

Q: — (Hist.): Skylitzes. — (Ep.): Nikephoros Uranos, Epp.; Philetos Synadenos, Epp. 6. 8–13; Leon von Synada, Ep. 13. — (Dok.): Athanasios Athonites, Diatyposis (BHG 191), p. 125,21-31 (ed. Meyer): τὸν δὲ εὐσεβέστατον κύριόν μου καὶ τῷ ὄντι φιλόχριστον καὶ φιλομόναχον Νικηφόρον τὸν ἐνδοξότατον πατρίκιον καὶ ἐπὶ τοῦ κανικλείου ἀφίημι ἐπίτροπον καὶ προστάτην καὶ ἀντιλήπτορα τῆς ἐν Χριστῷ συνοδίας ἡμῶν, καὶ τῆς καθ᾿ ἡμᾶς λαύρας, ...; 126,1f. (ed. Meyer); Actes de Vatopédi, Nr. 2 (September 998 [12. Indiktion]), l. 2f., p. 69: Νικηφόρου τοῦ πανευφήμου μαγίστρου (καὶ) δομεστίκου τῶν σχολῶν ...; Nr. 3 (26. Dezember 1001 [15. Indiktion; 6510 a. m.]), l. 10f., p. 74; rückblickend erwähnt in: Actes de Lavra, Nr. 31 (Chrysobull des Konstantinos IX. Monomachos; Juni 1052 [6560 a. m., 5. Indiktion]), l. 15-17: τω τότε προέχοντι (καὶ) παρὰ τῶ τηνικαῦτα βασιλεῖ [sc. Basileios II.] τὰ μέγιστα δυναμένω τῶ μαγίστρω Νικηφόρω καὶ ἐπὶ τοῦ κανικ(λείου); l. 22, p. 191. — (arm.): Stephan von Taron (Asołik) III, cap. 44, p. 212,17-33 (Gelzer); p. 166f. (Macler). — (syr.): Michael syr. 139. — (arab.): Ibn Šahrām; Abū Šuǧā‘; Yaḥyā; Miskawayh. — (Sg): Catalogue III 99.11 = McGeer, in: DOP 45 (1991) 139: Νικηφόρῳ μαγίστρῳ τῷ κρατοῦντι τῆς Ἀνατολῆς τῷ Οὐρανῷ; McGeer, ibid. 140: Νικηφόρῳ τῷ Οὐρανῷ.

L: ODB III 1544f. s. v. “Ouranos, Nikephoros”; BHG 1690. 1762m; Tusculum-Lexikon 819; Krumbacher, Litteratur 145; Hunger, Literatur I 235. 525; II 323. 334. 337; Beck, Kirche 577f. — Amedroz, Embassy 917; Honigmann, Ostgrenze 108. 156; Halkin, in: AnBoll 80 (1962) 308–313; Canard, in: DOP 18 (1964) 38; Seibt, Skleroi 48f.; Forsyth, Yahya 400–416; Lemerle, in: Actes de Lavra, p. 20; Vinson 102f.; Thomas, Religious Foundations 218; Tzanes, in: Byzantiaka 16 (1996) 251–253; Polemes, Kanones 7; E. McGeer, Tradition and Reality in the Taktika of Nikephoros Ouranos, in: DOP 45 (1991) 129–140; Grünbart, in: Byzantina 22 (2001) 26–29. 46 (zu den Briefen); Dennis, in: Monastic Foundation Documents, no. 14, vol. II, p. 273 Anm. 4; Bompaire, in: Actes de Vatopédi, p. 67–69; Lauxtermann, Poetry 14. 232. 300. 302; Beihammer, in: BZ 95 (2002) 3. 12f.; Dölger–Müller, Regesten Nr. 763. 764. 767f. 767g. 785a. 789d; Beihammer, Bardas Skleros (zur Gesandtschaft nach Bagdad); Vest, Melitene 1175f. 1179. — Zu den Bulgarenkriegen s. auch Strässle, in: BF 26 (2000) 231–254; idem, Krieg, Index s. n.

P: Laut den Herausgebern von Catalogue deutet die Bezeichnung Kraton tes Anatoles darauf hin, daß N. als Belohnung für seine Zurückweisung der arabischen Angriffe mit großer Machtfülle ausgestattet wurde, mehr als beispielsweise der Dux von Antiocheia besaß. Im Osten sei er praktisch der erste Mann nach dem Kaiser gewesen. Denkbar wäre vielleicht auch, die Formulierung als literarische Umschreibung des Domestikos der Scholen des Ostens bzw. des Dux von Antiocheia zu nehmen, vergleichbar dem Archon pases dyseos bei Skylitzes für den Domestikos der Scholen des Westens, allerdings wäre das auf einem Siegel höchst ungewöhnlich, zumal es sich auch nicht um ein Siegel mit metrischer Legende handelt. — Das zweite von E. McGeer edierte Siegel kann dem Editor zufolge aufgrund der fehlenden Titel zwar nicht mit letzter Sicherheit N. zugeordnet werden, jedoch ist die Zuordnung höchst wahrscheinlich, da große Ähnlichkeit in der Epigraphik dieses Siegels mit einem Siegel des Patriarchen Sergios II. besteht, das zwischen 1001 und 1019 geprägt wurde. — Möglicherweise gehören ihm auch drei Siegel eines Nikephoros, Magistros und Domestikos der Scholen (# 25586) und/oder das Siegel Laurent, Corpus II 219 (Nikephoros Anthypatos, Patrikios und epi tu kanikleiu [# 25633]), dort noch ein diesem ähnliches Siegel, das ZN publiziert haben. Die Zuschreibung dieser Siegel ist aufgrund des fehlenden Familiennamens nicht sicher. Die jeweiligen Ämter sind für N. jedoch auch anderweitig bezeugt, s. McGeer, in: DOP 45 (1991) 130 Anm. 8 und 13. — Ahrweiler, in: ZRVI 10 (1967) 14 Anm. 77, sah in N.s Epitropos-Amt für die Megale Laura (Athos) ein Beispiel von Ephoreia (ἐφορεία), d. h. der Verwaltung eines Klosters durch einen Laien.

Angehörige (anonym):

1. Mutter 25617 A

T: Kyria.

V: Sie wird in einem Brief des N. an den Patrikios und Asekretis Stephanos (# 27328) erwähnt, der möglicherweise ein Bruder des Nikephoros war. Zu datieren ist dieser Brief etwa zwischen 976 und 1007, nach der Stellung im Briefkorpus vielleicht zwischen 987 und 996. In dem Brief erwähnt N. ein Schreiben an seine Mutter (τοῦ πρὸς τὴν ἡμετέραν κυρίαν καὶ μητέρα γράμματος). Ihre Bezeichnung als “Kyria” weist vermutlich darauf hin, daß sie bereits einer gehobenen gesellschaftlichen Schicht angehörte.

Q: — (Ep.): Nikephoros Uranos, Ep. 10.

L: Darrouzès, in: Épistoliers byzantins 222.

2. Schwester 25617 B

V: Sie wird in einem Brief des N., also grob zwischen 976 und 1007, an ihren Verehrer oder Verlobten (# 31861) erwähnt. In dem Brief lädt N. den Verehrer oder Verlobten in herzlichen Worten für den kommenden Tag zum Essen ein.

Q: — (Ep.): Nikephoros Uranos, Ep. 32.

L: Darrouzès, in: Épistoliers byzantins 232f.

QuelleSource

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