T: Hetaireiarches — ἑταιρειάρχης.
V: N. gehörte als Schwiegersohn des Stylianos Zautzes (# 27406) zu dessen in den 90er Jahren des 9. Jh.s höchst einflußreicher Familie. Möglicherweise folgte er Stylianos Zautzes im Amt des Hetaireiarches, denn dieser war bis 886 mikros Hetaireiarches gewesen. N. war der Vater des Pardos (# 26265) und, laut einigen Quellen, des Basileios (# 20911), der 900 einen Anschlag gegen Leon VI. unternahm (1). Sein Sohn Pardos wurde, warscheinlich ca. 897, Nachfolger des Ioannes (# 22836) als Drungarios der Bigla, da Kaiser Leon VI., der gerade einem Anschlag des Leon (# 24344), des Sohnes des Stylianos Zautzes (# 27406), entronnen war, jenem Nachlässigkeit bei der Bewachung des Kaisers vorwarf. Als Grund für die Ernennung des Pardos gibt Theoph. cont. an, daß der Hetaireiarch N. ein treuer Freund des Kaisers gewesen sei und diesem nach dem mißlungenen Anschlag alle geheimen Pläne des (Stylianos) Zautzes enthüllt habe. N. blieb jedenfalls weiterhin Hetaireiarches (2).
Vermutlich im Jahre 900 wurde ein weiterer Anschlag gegen Leon VI. aufgedeckt. Urheber war diesmal Basileios, ein Sohn des N. und Neffe der unterdessen verstorbenen Kaiserin Zoe Zautzina (# 28505). Der Kaiser ließ Pardos als einen Mitverschwörer gefangensetzen und verbannte N. aus Konstantinopel (Νικόλαον δὲ ἑταιρειάρχην τῆς πόλεως ἐξήγαγεν) (3). Genaueres über das Vorgehen des Kaisers teilen Georg. mon. cont. (Bonn), Georg. mon. cont. (Muralt) und die Logothetenchronik mit. Ihnen zufolge gab der Kaiser vor, daß er im Kloster des hl. Lazaros, das er selbst erbaut hatte und das mit dem Palastkomplex verbunden war, speisen wolle, und ließ den Ioannes Garidas (# 22900) mit den restlichen Mitgliedern der Hetaireia im Kubikulum (des Kaiserpalastes) Aufstellung nehmen. Als der Kaiser herunterkam, nahmen die Leute um Ioannes Garidas den Hetaireiarchen N. fest und führten ihn aus der Stadt. Später wurde er, ebenso wie die anderen Mitglieder der Zautzesfamilie, geschoren und verbannt, während ihre Besitztümer eingezogen wurden (4).
Anmerkungen: — (1) Georg. mon. cont. (Bonn) 857,24 – 858,1, Georg. mon. cont. (Muralt) 1101C und Logothetenchronik (Leon gr. 271,20f.; Theod. mel. 189,28 – 190,1, Symeon sl. 118,15); da Basileios von Skylitzes, Leon 17, p. 179,73, als Verwandter (ἀνεψιός, Neffe, Enkel u. ä.) des Stylianos Zautzes (# 27406) und von Theoph. cont. 363,18f. Zoe Zautzina als seine Tante (θεῖα) angeführt wird, muß N. entweder ein Sohn oder ein Schwiegersohn des Stylianos gewesen sein. In der Forschung wird er allgemein als Schwiegersohn bezeichnet. — (2) Theoph. cont. VI 11, p. 361,5-10; Symeon log. (Leon gr. 270,8-11; Theod. mel. 188,28f.; Symeon sl. 117,30-32); Symeon log. (Wahlgren) 133,151-154; Georg. mon. cont. (Bonn) 856,10-12; Georg. mon. cont. (Muralt) 1100B; Georg. mon. cont. (Istrin) 29,7-9. — (3) Theoph. cont. VI 15, p. 363,21f.; Skylitzes, Leon 17, p. 180,95f. — (4) Symeon log. (Leon gr. 273,5-11; Theod. mel. 190,28 – 191,3; Symeon sl. 118,36-39); Symeon log. (Wahlgren) 133,207-212; Georg. mon. cont. (Bonn) 859,7-12. 15-17; Georg. mon. cont. (Muralt) 1104B-C; Georg. mon. cont. (Istrin) 30,17. 20-22. Zum Lazaroskloster cf. Jenkins–Laourdas–Mango, in: BZ 47 (1954) 8.
Q: — (Hist.): Theoph. cont.; Symeon log. (Leon gr.; Theod. mel.; Symeon sl.); Symeon log. (Wahlgren); Georg. mon. cont. (Bonn); Georg. mon. cont. (Muralt); Georg. mon. cont. (Istrin); Skylitzes.
L: Tougher, Leon 106–108. — Zur Hetaireia in der mittelbyzantinischen Zeit cf. auch Beck, Gefolgschaftswesen.
P: Als Hetaireiarch könnte N. der Nachfolger des Stylianos Zautzes gewesen sein, der zu Beginn der Herrschaft Leons das Amt eines Hetaireiarches innegehabt hatte. Als Befehlshaber der Hetaireia des Kaisers genoß N. eine enge Vertrauensstellung, zumal es den Anschein hat, daß die kaiserliche Hetaireia in dieser Zeit auch Funktionen als persönliche Leibwache des Kaisers übernommen hatte. Daß sein Sohn Pardos nach dem Anschlag des Leon Zautzes zum Drungarios der Bigla ernannt wurde, weist auf unterschiedliche Parteiungen innerhalb der Zautzesfamilie hin.
QuelleSource
- Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit Online
- De Gruyter | 2013