Zusammenfassung
Die Hämophilie A und B werden durch unterschiedliche Mutationen im Faktor VIII (FVIII)- bzw. Faktor IX (FIX)-Gen verursacht. Entsprechend der Schwere des molekularen Defekts gibt es klinisch unterschiedlich schwere Verlaufsformen der Erkrankung. Hämophiliepatienten können heutzutage ausgezeichnet mit aus Plasma oder rekombinant hergestellten Gerinnungspräparaten behandelt werden. Hierdurch können Blutungen und deren Folgen weitgehend verhindert werden, mit einer inzwischen fast normalisierten Lebensqualität und Lebenserwartung. Eine schwere Komplikation ist die Antikörper (Hemmkörper)-Bildung gegen den zugeführten Gerinnungsfaktor. Das Risiko einer solchen Hemmkörperbildung ist bei Vorliegen von Mutationen ohne endogene Faktor-VIII-Protein-Bildung besonders hoch und liegt bei 25–50%. Die Information über den zu erwartenden klinischen Verlauf ist heute die wichtigste Indikation für die FVIII-/FIX-Genanalyse und wird regelhaft bei den schwer betroffenen Hämophiliepatienten durchgeführt. Die Kenntnis des FVIII-/FIX-Gendefekts ermöglicht des Weiteren eine sichere und schnelle Überträgerinnendiagnose bei weiblichen Familienangehörigen von Hämophilen.
Abstract
Haemophilia A and B are caused by various mutations in the factor VIII (FVIII) and factor IX (FIX) genes, respectively. The clinical course of the disease is variable, dependent on the severity of the molecular defect. Nowadays, haemophilia patients can excellently be treated by plasma-derived or recombinant clotting factor concentrates. Thus, bleeding and its consequences can be almost completely prevented with nearly normal quality of life and life expectancy. The most severe complication of this treatment is the formation of antibodies (inhibitors) against the substituted clotting factor. The risk of inhibitor formation correlates significantly with specific mutation types that preclude endogenous factor VIII/IX protein synthesis and can be as high as 20–50%. The information on the expected clinical course is at present the most important indication for FVIII/IX gene analysis. Knowledge of the underlying FVIII/IX gene mutation further allows a reliable and fast carrier diagnosis in female relatives of patients with haemophilia.
© Springer-Verlag 2008