ZUSAMMENFASSUNG
Thomas Müntzer wird häufig als Apokalyptiker bezeichnet. Dieses Mißverständnis resultiert vor allem aus der Ungenauigkeit, mit der die Forschung den Begriff „apokalyptisch“ verwendet. Daher wird eine präzise Definition des Begriffs vorgeschlagen, die sich aus der Offenbarung des Johannes ableitet. Legt man eine solche Definition zugrunde, so wird man Müntzers Schriften weder im Hinblick auf ihr Genre noch ihr Weltbild oder ihren Umgang mit der Bibel als „apokalyptisch“ bezeichnen können. Darüber hinaus berief sich Müntzer nicht auf apokalyptische Traditionen und schuf auch keine apokalyptische Gemeinschaft. Vielmehr sah er sich als Prophet in der Tradition Elias, Jesajas, Jeremias, Hesekiels und Johannes des Täufers. Daraus resultiert ein gewandeltes Verständnis von Müntzer, der als Prophet das erneuerte Königreich Gottes, nicht aber das bevorstehende Weltende vorhersagte.
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