Abstract
Die Kategorie ‚Stil‘ ist in pragmatisch orientierten, handlungs- und textbezogenen sowie semiotischen Stilauffassungen längst als eine theoretische Perspektive akzeptiert. Dennoch dominiert außerhalb dieser Stilauffassungen auch heute noch der Bezug auf ‚Stil‘ als Beschreibungskategorie, gestützt auf einen reduktionistischen Stil- und damit auch Textbegriff. Diese Beschränkung findet sich auch - soweit Stil überhaupt berücksichtigt wird - in diskurslinguistischen Arbeiten. Sie soll in diesem Beitrag aufgehoben werden, indem gezeigt wird, dass der Blick auf Stil in verschiedener Hinsicht eine Perspektive diskurslinguistischer Auseinandersetzung eröffnet, also einen theoretisch wie analytisch praktikablen Zugang auf Diskurse als Textverbünde. Damit wird auch die Möglichkeit, wenn nicht sogar die Notwendigkeit deutlich, sowohl die Grenzen des Sprachlichen hin zum allgemein Zeichenhaften zu überschreiten, als auch die Grenzen der Disziplin hin zum Transdisziplinären auszuweiten. Stil wird in seinem Wert für ein diskurslinguistisches Vorgehen unter folgenden Gesichtspunkten erörtert: Stil als Gestaltetheit und Wahrnehmungskategorie, Stil als sichtbar gemachter sozialer Sinn, Stil als Element der Handlung von Akteuren, Stil als Musterhaftes, das Vergleichbarkeit gewährt (Ausdruck von Zeitstil, Epochenstil, Gattungsstil und Personalstil), Stil als Element eines um das Semiotische erweiterten Textbegriffs, Stil als transdisziplinäre Kategorie, Stil aus argumentations- und gestaltbezogener Perspektive als Denkstil.