Abstract
Nach anfänglichen Legitimationskämpfen und damit verbundenen Infragestellungen durch eine poststrukturalistisch wenig beeindruckte Sprachwissenschaft gehört die Diskurslinguistik inzwischen zu den anerkannten Teildisziplinen der Linguistik. Insbesondere die korpuslinguistische Orientierung hat dazu beigetragen, dass sich Diskurslinguistik inzwischen im konzeptionellen und methodischen Mainstream der Sprachwissenschaft bewegt. Bis heute hat sich die linguistische Teildisziplin jedoch etwas von ihrer subversiven Kraft erhalten, sodass sie nicht in Gänze und glatt in ein tradiertes System der Sprachwissenschaft eingefügt ist. Im Spannungsfeld von unbequemer Provokation und praktikabler Alltagstauglichkeit hat Diskurslinguistik in den letzten Dekaden eine verdichtete Programmatik entwickelt, die als Übersicht über das vorliegende Handbuch skizziert wird. Dabei werden offene Enden aktueller Diskussionen benannt und auf die konstruktivistisch motivierte Frage bezogen, inwiefern Linguistik vor der dringenden Aufgabe steht, über eine Ethik des Diskurses nachzudenken.