Abstract
„Öffentlichkeit dringt heute bis in private Kernbereiche vor“. Dies ist kein Gemeinplatz, der eine der folgenreichsten Konsequenzen der ‚digitalen Revolution‘ zusammenfasst, sondern die erstaunlich hellsichtige Diagnose des epochalen Buches „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (1961) von Jürgen Habermas. Eine zweite Diagnose scheint ebenfalls von ungeschmälerter Aktualität: „‚Öffentlichkeit‘ muß ‚gemacht‘ werden, es ‚gibt‘ sie nicht mehr“ (Habermas 1971, 239). Beide Bestimmungen gelten in einem damals kaum vorstellbaren Maße für den heutigen, durch die Digitalisierung geprägten Strukturwandel der Öffentlichkeit sowie der Rollen von Experten und Laien. Typisch hierfür ist mit Blick auf die Rolle des Laien einerseits die Propagierung eines neuen Bürgerwissens als ‚Citizen Science‘ (Finke 2014), andererseits ein neues Verhältnis von Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit (Weingart 2005). Im folgenden Beitrag soll dieses verwirrende, weil sich ‚entgrenzende‘, aber auch immer wieder neu formierende Wechselverhältnis anhand der öffentlichen Auseinandersetzung über ‚Sprache‘ und ‚Kommunikation‘ näher dargestellt werden.