Abstract
Dieser Artikel gibt einen Überblick über die zentralen Methoden und Theorien der Spracheinstellungsforschung sowie ihre aktuell und traditionell häufigsten Anwendungsgebiete. Anschließend an einen Abriss wichtiger Erhebungsverfahren der ‚Mutterdisziplin‘ der sozialpsychologischen Einstellungsforschung werden die verschiedenen Vorgangsweisen der Spracheinstellungsforschung präsentiert, inklusive der lange dominanten Methode der ‚matched-guise technique‘. Im Anschluss daran werden die Verflechtungen der Methodologie mit entsprechenden Theorien und Modellen von (Sprach)einstellungen aufgezeigt und entschlüsselt. Ein kognitiv orientiertes und ein integrativ kognitiv-soziokonstruktionistisches (interaktionistisches) Modell von Spracheinstellungen und den damit verbundenen Äußerungsprozessen werden im Detail vorgestellt. Schließlich werden saliente Anwendungsbereiche der Spracheinstellungsforschung, nämlich in der variationistischen Soziolinguistik, in der Sprachsoziologie und in der angewandten Linguistik, angeführt und exemplarisch illustriert. Ein wichtiges Fazit des Beitrags ist, dass Spracheinstellungen und deren Manifestation (Äußerung) immer relativ und spezifisch zu einem bestimmten Kontext stehen, was, wie auch gezeigt wird, insbesondere die vielfach beobachtete Variabilität von Forschungsergebnissen und deren komplexe Beziehung zur Verhaltensexegese erklären kann. Der Artikel schließt mit einem Aufruf zu methodischem Eklektizismus und integrativer Theorieauffassung im Interesse einer vielseitigen, multiperspektivischen Darstellung von Spracheinstellungen und ihrer Rolle im kommunikativen Alltagsleben.