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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter 2019

8. Sprache und Nation: Sprachreflexion und Sprachbewertung im Kontext gesellschaftspolitischer Identitätsbildung

From the book Handbuch Sprache im Urteil der Öffentlichkeit

  • Hans-Joachim Solms

Abstract

Eine gesellschaftspolitisch intentionale und den Zusammenhang von Sprache und Nation fokussierende Sprachreflexion/-bewertung stellt eine historisch spezifische und insbesondere erst seit dem späten 18. Jahrhundert aufkommende Ausprägung einer bis dahin generellen sozialbezogenen Sprachreflexion/-bewertung dar und steht im Zusammenhang der neuzeitlichen Herausbildung europäischer Nationalstaaten. Am Beginn dieses im Mittelalter beginnenden Prozesses stehen gentile Wertzuschreibungen, zur Frühen Neuzeit hin folgt ein sprachgeschichtliches Denken, welches auf den Zusammenhang von herkunftsbestimmter Nation und sprachlich bestimmter Gruppenzugehörigkeit zielt. Auf eine bereits staatsnationale Sprachpflege des 17. und 18. Jahrhunderts folgt insbesondere aus der Erfahrung der Französischen Revolution sowie der gescheiterten Freiheitskriege eine prominent im deutschen Bürgertum herausgebildete Idee der sprachlich-kulturell vorformulierten Nation, als deren empirisches Prädikat sich die Nationalgeschichte Luxemburgs erweist. Diese wird anhand der zeitgenössischen und in der Tagespresse vollzogenen Auseinandersetzung einschlägig rekapituliert. Über die politische Wirksamkeit hinaus zeigt sich die universitätsdisziplinäre Sprachgeschichte bis heute der Idee des Nationalen verpflichtet, woraus eine grundsätzlich ideologiekritische Herangehensweise folgt.

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston
Downloaded on 27.3.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110296150-009/html
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