Abstract
Ausgehend von der zentralen Rolle, die die eigene sprachliche Identität bei der Selbst- und Fremdkategorisierung von Sprechern spielt, diskutiert der Beitrag auf verschiedenen Ebenen ein für Metasprachdiskurse charakteristisches topisches Viereck. In diesem wird im Sinne einer einfachen Codetheorie die Existenz einer homogenen, variantenarmen oder gar -freien Sprache (Einheitlichkeit) zur Voraussetzung für intersubjektives Verstehen erklärt und darauf aufbauend die Vereinheitlichung dieser Sprache als Handlungsziel im Dienste kollektiver Verständigung innerhalb der jeweiligen Sprachgemeinschaft postuliert. Der Beitrag nähert sich der Diskursfigur im ersten Teil zunächst von sprach- und kommunikationstheoretischer Seite. Der zweite, sprachgeschichtlich orientierte Teil geht auf die für das Deutsche spezifischen Aspekte des Themas ein. Er fokussiert dabei auf das ideologiegeschichtliche Junktim aus Einheitlichkeit und Verständigung im metasprachlichen Diskurs um eine deutsche Nationalsprache zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert und schließlich in der Diskussion um die vermeintliche Entstehung zweier deutscher Sprachen in den Zeiten der staatlichen deutschen Teilung 1945/49-1990.