Abstract
Der Artikel diskutiert, welche Rolle Moral in der öffentlichen Sprachbewertung und in der sprachwissenschaftlich begründeten Sprachkritik spielt bzw. spielen sollte. Es wird gezeigt, dass Sprecher für ihre Sprachhandlungen verantwortlich gemacht werden. Die öffentliche Sprachbewertungspraxis legt daher ein Verständnis von Sprachkompetenz nahe, das nicht nur auf die sprachliche Form und ihre Korrektheit, sondern auch auf die stilistische Angemessenheit und die inhaltliche und soziale Akzeptabilität von Sprachhandlungen ausgelegt ist. Es wird daher vorgeschlagen, Sprachkompetenz zusammen mit einer moralisch begründeten Bereitschaft zur Kooperation als Sprachkultiviertheit eines Sprechers aufzufassen, die in enger Wechselwirkung mit der Sprachkultur einer Sprachgemeinschaft steht. In einem zweiten Teil wird vor dem Hintergrund der bisherigen innersprachwissenschaftlichen Debatte um sprachwissenschaftliches Beschreiben vs. Bewerten vorgeschlagen, Moral und Moralität als Bewertungsdimensionen in eine sprachwissenschaftlich fundierte Sprachkritik zu integrieren und entsprechende Bewertungs kriterien sprachhandlungstheoretisch (z. B. über Handlungsmaximen und Argumentationsstandards) zu begründen.