Zusammenfassung
Im Kapitel wird ein Forschungsüberblick über die bisherige Erforschung sekundärer Straßennamen dargelegt. Dabei zeigt sich, dass die große Anzahl an Studien aus den Geschichts- und (weiteren) Kulturwissenschaften stammt. Diese Studien verfolgen spezifische Zielsetzungen, die sich allerdings von methodischen Zugriffen und Fragestellungen der Sprachwissenschaft erheblich unterscheiden. In der germanistischen Linguistik werden sekundäre Straßennamen - ein genuin onomastischer Gegenstand - hingegen bislang nur am Rande wahrgenommen. Der von Projekten der 1990er Jahre erhoffte Innovationsschub für dieses Gebiet ist weitgehend ausgeblieben. Erst seit einigen Jahren öffnet sich die Onomastik erneut stärker auch über etymologische und lautgeschichtliche Fragen hinaus. Der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit kann in dem sich in jüngster Zeit etablierenden Forschungsparadigma der vergleichenden Kolonialtoponomastik verortet werden. Sie setzt sich zum Ziel, das hier zu skizzierende kolonialtoponomastische Forschungsprogramm hinsichtlich eines bislang unberücksichtigten Untersuchungsgegenstands und neuer räumlich-zeitlicher Dimensionen zu erweitern. Über das koloniallinguistische Forschungsfeld hinaus will sie auch übergreifende Anstöße für die onomastische Erforschung kommemorativer Straßennamen geben.