Abstract
Da sich die Forschung über das KZ Buchenwald nach 1989 v. a. mit der instrumentellen Darstellung des Lagers in der DDR befasste, ist die Auseinandersetzung mit dem Lager in der BRD nur selten thematisiert worden, obwohl mit Eugen Kogon, Ernst Wiechert, Erich Maria Remarque und Ernst von Salomon vier ausgesprochen prominente Autoren der jungen BRD über das Lager geschrieben haben. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert am Beispiel der öffentlichen Debatte über die Verurteilung des Buchenwalder Funktionshäftlings Arthur Dietzsch und des Buches, das Ernst von Salomon über ihn schrieb, die diskursive Funktion, die die Darstellung bestimmter Aspekte der Lager für deren Desartikulation einerseits und für die Kritik der alliierten Rechtssprechung andererseits übernehmen konnte, in diesem Fall dadurch, dass man aus dem Fall Dietzsch eine deutsche Dreyfus-Affäre zu machen versuchte.
Abstract
Because Buchenwald research since 1989 has predominantly examined instrumental portrayals of the camp in the GDR, it has only seldom addressed treatments of the camp in the FRG, even though four extremely prominent FRG authors - Eugen Kogon, Ernst Wiechert, Erich Maria Remarque and Ernst von Salomon - wrote about it. This article uses the example of the public debate about the conviction of the Buchenwald prisoner functionary Arthur Dietzsch and the book that Ernst von Salomon wrote about him to reconstruct the discursive functions assumed by portrayals of certain aspects of the camps to gloss them over on the one hand and to criticise the allied judiciary on the other, in this case when attempts were made to turn the Dietzsch case into a German Dreyfus affair.