Zusammenfassung
Wie lässt sich mit dem Ozean denken statt über ihn? Nehmen wir diese vermeintlich einfache Frage ernst, führt sie uns in ein Gedankenexperiment, das anthropozentrische Vorannahmen und hegemoniale Denkordnungen in eine heftige Krise stürzt. Denn mit und durch den Ozean zu denken anstatt über ihn bedeutet, seine Liquidität, Fluidität und entgrenzende Tiefe nicht nur als Motiv oder Metapher zu behandeln, sondern als theoretische Herausforderung für gewohnte westliche Denkmuster zu begreifen. Angesichts eines zunehmenden Interesses an Relationalität und Dekolonialität in den letzten Jahren gewinnt eine solche Frage nicht nur in theoretisch-methodischer, sondern in künstlerischer Hinsicht immer mehr an Bedeutung. Dieser Beitrag nimmt am Beispiel von John Akomfrahs Videoinstallation VERTIGO SEA dekoloniale Bezugnahmen in den Blick, in denen mit und durch das Ozeanische historische und gegenwärtige koloniale Gewaltgefüge befragt und westlich-zivilisatorische Fortschrittsnarrative erschüttert werden.