Zusammenfassung
Im Beitrag werden Gedichte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts daraufhin untersucht, wie in ihnen der Naturraum ‚Moor‘ dargestellt wird. Dabei wird gezeigt, dass das Moor nicht als Landschaft der Erhabenheit oder der idyllischen Verklärung kodiert ist, sondern dass es als Phobotop gelten darf. Hierfür wird zunächst der Begriff des Phobotops mit konkurrierenden Konzepten wie dem locus horribilis und dem ecohorror bzw. der ecophobia kontrastiert. In den anschließenden Analysen der Moor-Gedichte in den „Haidebildern“ der Annette von Droste-Hülshoff (1844), von Georg Weerths „Haus am schwarzen Moor“ (1846) sowie der niederdeutschen Moordichtung Klaus Groths (1852) kristallisiert sich heraus, dass es weniger der unheimliche Naturraum ist, der im Moor lauert, als die aus der Gesellschaft Verbannten, die im Moor den Tod finden oder als Phantome keine Ruhe finden. Dabei kann gezeigt werden, dass hinter dem Unheimlichen in der Moordichtung vor allem die zeitglich verhandelte Soziale Frage steht.