Jiddische historische Lieder waren in der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts ein wichtiges Medium, auch unter aschkenasischen Juden. Etwa 50 Lieder sind bis heute erhalten geblieben. Diese Lieder sind, wie Chone Shmeruk betont, nicht ›historisch‹ im eigentlichen Sinne, sondern eher als eine ›Zeitung‹ zu lesen, in der wichtige Neuigkeiten (khidushim) verbreitet wurden. Er schlägt daher die jiddische Genre-Bezeichnung khidushim lider (Neuheiten-Lieder) vor. Alle diese Lieder erinnern an ein aktuelles, oft katastrophales Ereignis, das entweder gerade vergangen ist oder noch andauert. Von manchen Liedern ist bekannt, daß man sie zur Erinnerung am jeweiligen Jahrestag gesungen hat. Nur wenige dieser der Lieder wurden bisher ediert oder in Forschungsarbeiten vorgestellt, und eine vergleichende Studie liegt noch nicht vor.
© Max Niemeyer Verlag, 2005