Zusammenfassung
Das Staatsarchiv Basel-Stadt realisiert gemeinsam mit dem Naturhistorischem Museum Basel einen Neubau. Der Artikel stellt den Projektverlauf mit den zentralen Meilensteinen von den Anfängen bis zur Grundsteinlegung vor. Dabei werden unter anderem die Standortevaluation, die Erarbeitung der archivfachlichen Anforderungen, der Architekturwettbewerb und die Ausarbeitung zum baureifen Projekt sowie der politische Prozess bis zur Genehmigung des Kredits für die Realisierung des Neubaus vorgestellt. Als Kernelement bei der Konzeption wird vertieft auf die Entwicklung des Low-Tech-Klimakonzepts eingegangen.
Abstract
The State Archives Basel-Stadt are realising a new building together with the Naturhistorisches Museum Basel. This article presents the course of the project with the central milestones from the inception to the ground breaking ceremony. Among other things, the validation of the location, the development of the archival requirements, the architectural competition, and the elaboration of the project ready for construction as well as the political process up to the approval of the credit for the realisation of the new building are presented. As a core element of the project, the development of the low-tech climate concept is dealt with in depth.
1 Einleitung
In einem städtischen Umfeld ein neues Archivgebäude zu errichten, ist ein komplexer Prozess. Dazu braucht es intensive Überzeugungsarbeit, sorgfältige Planung und hohes Engagement der Beteiligten. Für eine nachhaltige Lösung wurden innovative Ansätze gewählt, besonders bei der Klimatechnologie.
Das Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt befindet sich heute im Herzen der Basler Altstadt.[1] Es wird diesen Standort in wenigen Jahren verlassen und im nahe gelegenen ehemaligen Industriequartier St. Johann zusammen mit dem Naturhistorischen Museum Basel einen Neubau beziehen. Dort werden erstmals ausreichend Magazinkapazitäten für sämtliche, heute über das ganze Stadtgebiet auf insgesamt 5 Standorte verteilte Archivbestände (insgesamt etwa 23 Laufkilometer Archivgut) inklusive Raumreserven für weitere rund 30 Jahre bereitstehen. Außerdem wird der Neubau über optimale Bedingungen hinsichtlich Magazinklima, Nutzungsqualität, Funktionalität, Ausstattung und Aufenthaltsqualität verfügen.
Im Rückblick auf die 2006 begonnenen Arbeiten kann aus Sicht des Staatsarchivs eine erste vorsichtige Bilanz gezogen werden. Weder konflikt- noch reibungslos, geschweige denn schnell, verlief der politische Prozess, ebenso wenig der Planungs- und Umsetzungsprozess. Dafür aber wurde in langjähriger enger Zusammenarbeit ein solides und ausgesprochen hohes Qualitätsniveau bei der Planung erreicht. Weitgehend alle relevanten Anforderungen von Archiv und Museum konnten im Planungsprozess berücksichtigt und zur Umsetzung gebracht werden. Ein Erfolgsfaktor sind nebst fachlicher Qualifikation ohne Zweifel die hohe intrinsische Motivation aller Beteiligten und die ausgeprägte Kultur transparenter und wohlwollender Zusammenarbeit.

Altbau an der Martinsgasse/Staatsarchiv an der Martinsgasse mit Sevogelbrunnen, 1899 (Quelle: StABS Signatur, AL 45, 1-74-2)
2 Erste Lösungsideen
2.1 Defizite im Altbau
1899 bezog das Staatsarchiv das heutige Hauptgebäude. Dieser erste Archivzweckbau der Schweiz verfügte über eine strikte Trennung von Magazin, Verwaltungs- und Benutzungsräumen. Der Bau wurde damals für rund 3,8 Laufkilometer Archivgut konzipiert, bezogen wurde er 1899 mit etwa 1,9 Laufkilometer Archivgut. Der damalige Staatsarchivar hatte in seinen Kapazitätsberechnungen offenbar nicht mit dem massiven demografischen Wandel und dem Bevölkerungswachstum gerechnet, wie er sich in Basel im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert abzeichnete. Denn bereits in den 1930er Jahren wurden ein Magazinnotstand und Beeinträchtigungen der Arbeitsbedingungen für Benutzende und Personal beklagt. Notfallmäßig wurden externe Räume zur Aufbewahrung der Unterlagen genutzt. Eine effektive Entlastung brachte erst 1960–1962 die Unterkellerung des Magazinflügels mit zwei Vollgeschossen, ausgestattet mit Rollregal- und Klimaanlagen. Der ganze restliche Bau verfügte weiterhin über keine festen Anlagen zur Klimatisierung, was zu katastrophalen Klimawerten respektive Klimaschwankungen in den oberen fünf Magazingeschossen führte. Die Magazinkapazitäten mussten bereits 1981 wieder durch ein Außenmagazin ergänzt werden, 1993 kam erneut eines hinzu. Noch während der Planungsphase für den aktuellen Neubau musste 2013 ein weiteres Außenmagazin in Betrieb genommen werden, 2023 das mutmaßlich letzte.
Alle externen Magazine wurden als Provisorien konzipiert, mit einer Ausstattung, die nicht den Standards genügt. Dazu verursachte der Mehrstandortbetrieb laufend größere Betriebskosten für die Herbeischaffung der Unterlagen in den Lesesaal und wegen der Platzierung von Personal an weit entfernten Außenstellen. Die räumlichen Gegebenheiten genügten sowohl in quantitativer wie qualitativer Hinsicht längst nicht mehr. Erschwerend kam hinzu, dass wegen der 2009 umgesetzten Verwaltungsreorganisation und der damit erwarteten Ablieferungsmenge die vorhandenen Raumreserven noch schneller schrumpften als vorgesehen. Dies hatte nebst der erneut akuten Raumknappheit zunehmend auch Auswirkungen auf die innerbetrieblichen Abläufe bei der Übernahme und Erschließung von Unterlagen und auf den Kundenservice.

Stadtplan mit Altbau, Außenmagazinen und Neubau (Quelle: Geodaten Kanton Basel-Stadt/StABS)
2.2 Das Projekt „Raumbedarf Staatsarchiv“
2006 beschloss die Regierung, das Problem grundsätzlich zu prüfen. Geplant war die Inbetriebnahme einer „Raumlösung“ für das Staatsarchiv spätestens im Jahr 2012. Mit dem Projekt „Raumbedarf Staatsarchiv“ wurden die Abklärungen für eine dauerhafte Lösung der Raumprobleme vorangetrieben. In einer Steuerungsgruppe unter Federführung von Immobilien Basel-Stadt, dem Hochbau- und Planungsamt, der Abteilung Kultur, dem Staatsarchiv und externen Partnern begann eine intensive Zusammenarbeit. Der Raumbedarf war, unter Berücksichtigung prognostizierbarer Auswirkungen der digitalen Transformation, zu prüfen und zu präzisieren. Es mussten Varianten (Anzahl Standorte, Auswahl konkreter Objekte) anhand monetärer (Betriebs- und Investitionskosten) und nicht-monetärer Kriterien (qualitative Aspekte) erarbeitet werden.
Die Evaluation ergab, dass unter Berücksichtigung der betrieblichen, archivfachlichen und wirtschaftlichen Aspekte eine Ein-Standortlösung mit Abstand die beste, weil nachhaltigste, Lösung für den zukünftigen Betrieb des Staatsarchivs darstellt. Der entsprechende Bericht des Finanzdepartementes wurde dem Regierungsrat am 21. Oktober 2008 vorgelegt, der daraufhin eine Machbarkeitsstudie über den definitiven Standort des Staatsarchivs und die Projektkreditvorlage in Auftrag gab.

Funktions- und Nutzungsdiagramm StABS (Quelle: StABS)
2.3 Der Entscheid für den Neubau
Zuhanden dieser Machbarkeitsstudie definierte das Archiv die für den Betrieb des Staatsarchivs erwünschten Standortqualitäten: gute Erreichbarkeit sowie ein vielfältig gemischtes städtisches Umfeld mit der Möglichkeit nachbarschaftlicher Synergiebildung im Bereich Vermittlung. Aus betrieblicher Sicht wurden die räumliche Funktionalität des Gebäudes hinsichtlich der Raumanordnung und der Arbeitsprozesse, ausreichend Magazinkapazität und die Sicherheit des Archivgutes hoch bewertet. Das in diesem Zusammenhang erarbeitete Funktions- und Nutzungsdiagramm erwies sich für das Staatsarchiv als elementar wichtige Grundlage im gesamten Planungsprozess.
Von ursprünglich über zehn vorgeschlagenen Standorten wurden zwei Standorte einer vertieften Überprüfung unterzogen. In der abschließenden Beurteilung wurde schließlich ein Standort aus Kostengründen als nicht den Anforderungen entsprechend erachtet, der zweite hingegen wurde als optimal geeignet beurteilt. Der Bericht über die Standortevaluation konnte der Regierung schließlich am 18. November 2010 vorgelegt werden.
Entgegen allen Erwartungen der Projektbeteiligten hinterfragte der Bericht des Finanzdepartements jedoch die Wirtschaftlichkeit eines Ein-Standort-Betriebs und empfahl eine Zwei-Standort-Variante (mit externem Magazin und Umbau des Altbaus). Als Grund wurde die Nicht-Verfügbarkeit der Investitionsmittel angeführt. Das Präsidialdepartement hingegen kam in seinem Mitbericht zum Schluss, dass die Investition für eine Ein-Standort-Lösung vollumfänglich gerechtfertigt sei und den Vorteil einer hinsichtlich der Investition günstigeren Zwei-Standort-Lösung bei weitem aufwiege, zumal diese Lösung auf Dauer die teurere Variante darstelle. Der Regierungsrat folgte dieser Argumentation und entschied am 21. Dezember 2010, dass das Staatsarchiv in einen Neubau am Bahnhof St. Johann verlegt werden solle. Das Hochbau- und Planungsamt wurde beauftragt, gemeinsam mit dem Präsidialdepartement einen Ratschlag für den Projektierungskredit auszuarbeiten.
2.4 Miteinbezug des Naturhistorischen Museums
Der Regierungsratsentscheid von 2010 enthielt zusätzlich auch die Option, den neuen Standort des Naturhistorischen Museums mit jenem des Staatsarchivs zu kombinieren. So wurde bereits im Rahmen der parallel laufenden Standortevaluation für das Naturhistorische Museum Basel abgeklärt, ob sich das Areal als möglicher gemeinsamer Standort für beide Institutionen eignen würde. Als Folge dieser zusätzlichen Evaluation verzögerte sich der Ratschlag für den Projektierungskredit für das Staatsarchiv um ein gutes Jahr. Ende 2012 konnte dem Regierungsrat ein Ratschlag für die Projektierung des Neubaus in enger Abstimmung mit dem entsprechenden Ratschlag des Naturhistorischen Museums vorgelegt werden.[2] Vorgängig waren vertiefte Abklärungen, unter anderem eine Risikoanalyse im Rahmen der Störfallvorsorge, notwendig gewesen.
Am 29. Januar 2013 schließlich beantragte der Regierungsrat beim Parlament einen Projektierungskredit von 11 Millionen Schweizer Franken für die Ausarbeitung des Neubauprojekts „Staatsarchiv und Naturhistorisches Museum“. Gleichzeitig legte er für beide Projekte zusammen eine interne Planungsvorgabe mit einem Kostendach von 190 Mio. Schweizer Franken fest. Das Grundstück am Bahnhof St. Johann hatte die Einwohnergemeinde nach erfolgreichen Verhandlungen mit den SBB Ende 2012 erworben.
Am 26. Juni 2013 hieß das Parlament den Projektierungskredit gut. Mit neuem Elan wurden im August die Vorbereitungsarbeiten für den Projektwettbewerb koordiniert, weitere Abklärungen bezüglich möglicher Synergiegewinne, Anpassungen der Raumprogramme und Neuberechnungen des Raumbedarfs vorgenommen. Am Ziel, einerseits Kosten zu präzisieren beziehungsweise einzusparen und gleichzeitig möglichst präzise betriebliche Rahmenbedingungen zu definieren, ohne den gestalterischen Spielraum für die Architektur unnötig einzuschränken, wurde gemeinsam mit allen Partnern unter Hochdruck weitergearbeitet. Der damalige Zeitplan sah den Bezug des Neubaus im Jahr 2020 vor.

Umgebungsplan (Quelle: EM2N Architekten)
3 Der Architekturwettbewerb
Nach der Erarbeitung der räumlichen und funktionalen Anforderungen durch das Staatsarchiv und das Naturhistorische Museum, die auch die Ausschöpfung aller möglichen Synergien beinhaltete, wurde vom Bau- und Verkehrsdepartement der gemeinsame Projektwettbewerb ausgeschrieben. Die Jury unter dem Vorsitz des Bau- und Verkehrsdepartementes setzte sich zusammen aus acht Fachpreis-Zuständigen (Architektur und Bau) und sieben Sachpreis-Zuständigen (Vertretungen der Nutzerinstitutionen, des Nutzerdepartementes und Sachverständige aus den Bereichen Museum, Archiv und Kultur). Diese wurden unterstützt von einer größeren Gruppe von Experten und Expertinnen, welche die fachlichen und technischen Vorprüfungen durchführten.
3.1 Präqualifikation und Jury-Entscheidung
Der Architekturwettbewerb verlief als zweistufiger Wettbewerb. Von insgesamt 120 Einsendungen für die Präqualifikation wählte die Jury 22 Architektenteams aus, die zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen wurden. Die konkrete Erarbeitung der Projektvorschläge begann am 17. Juli 2014 mit der Ausgabe der Unterlagen und endete mit der Einreichung der Entwürfe von 21 Teams am 4. Dezember 2014. Noch vor Weihnachten 2014 wurde die intensive Vorprüfung der eingereichten Projektvorschläge durch die zukünftigen Nutzenden und weitere Fachexperten zuhanden der Jury aufgenommen. Seitens des Staatsarchivs galt es jeweils, die Ergebnisse der internen Prüfungen zu konsolidieren, auszuwerten, zu einem Konsens zusammenzuführen und mit dem Naturhistorischen Museum sowie der Abteilung Kultur abzustimmen.
Die Jury tagte 2015 zweimal und nahm, unter anderem auf Basis der Vorprüfungsberichte, erste Selektionen vor. Ende Juni 2015 schließlich kürte die Jury den Entwurf „zasamane“ von EM2N/Mathias Müller und Daniel Niggli Architekten AG zum Siegerprojekt des Neubauwettbewerbs.[3]
3.2 Das Siegerprojekt „zasamane“
Beim Siegerprojekt „zasamane“ überzeugte aus Sicht des Archivs die ausgezeichnete Umsetzung der räumlichen Anforderungen, da dies die besten Voraussetzungen für einen schlanken und deshalb auch effizienten Betrieb schafft. Die klare räumliche Zuordnung der beiden Institutionen verleiht beiden Institutionen ihr eigenes Gewicht und eine eigene Adresse. Das Staatsarchiv ist mit Eingangsbereich und öffentlichen Räumlichkeiten im Erdgeschoss auf Seiten des Turms platziert und im vierten Obergeschoss mit Lesesaal, Werkstätten und Büros auf der gesamten Länge des Baus von außen sichtbar. Die Magazine hingegen sind von außen unsichtbar in den Untergeschossen konzentriert. Die Magazinflächen entsprechen der erforderlichen Kapazität und Nutzungsperspektive.
Nicht zuletzt schaffen die klare räumliche Entflechtung der beiden Institutionen Archiv und Museum sowie die gemeinsam bespielbaren Räumlichkeiten geradezu ideale Bedingungen für den Austausch, die Zusammenarbeit und die wechselseitige Ergänzung. Die großzügige und offen konzipierte, gemeinsam genutzte Eingangshalle dient sowohl als Scharnier zwischen beiden Institutionen als auch zur Öffentlichkeit. Sie lädt Quartier und Stadt zum Austausch und zur Partizipation ein. Der unmittelbar daneben platzierte Turm setzt den notwendigen Akzent. Rechts vom Turm bietet das sogenannte „Archivfenster“ eine von außen sichtbare und von innen niederschwellig zugängliche Präsentationsplattform, mittels derer ein erster attraktiver Einblick in die Welt des Archivs geboten werden kann.

Visualisierung Vogesenplatz (Quelle: EM2N Architekten/Filippo Bolognese Images)

Längsschnitt, Nutzungsverteilung (Quelle: EM2N Architekten)
4 Vorarbeiten zum Baustart
4.1 Aufbau einer Projektorganisation
Nach Abschluss des Architekturwettbewerbs begann im September 2015 die Weiterentwicklung des Wettbewerbsentwurfs. Dazu galt es, Organisationsstrukturen für die weitere Zusammenarbeit aller Beteiligten (Archivmitarbeitende, Generalplanung, Architektinnen und Architekten, Fachplanerinnen und -planer) zu schaffen. Für den internen Ressourceneinsatz im Vorprojekt wurden rund 70 Stellenprozente eingeplant. Die jeweiligen Pensenaufstockungen und Aufgabenverlagerungen der archivinternen Projektorganisation betrafen die Staatsarchivarin, den Leiter Zentrale Dienste und den Projektleiter Neubau. Phasenweise wurden weitere Personen aus den Fachabteilungen des Staatsarchivs beigezogen. Ab 2019 konnte die Stelle der Projektkoordinatorin besetzt werden.
Die Projektorganisation des Gesamtvorhabens wurde gemäß dem Basler 3-Rollen-Modell aufgebaut. Im Lenkungsausschuss sind das Finanzdepartement als Eigentümer, das Bau- und Verkehrsdepartement[4] als Bauherr und das Präsidialdepartement als Nutzer vertreten. In der Baukommission, dem eigentlichen Steuerungsgremium, sind Immobilien Basel-Stadt, Städtebau und Architektur/Hochbau, die Abteilung Kultur sowie die Leitenden der beiden Nutzerinstitutionen vertreten. Im Nutzerausschuss seinerseits koordinieren sich die beiden Nutzerinstitutionen. Bei Bedarf gibt es innerhalb der Abteilung Kultur eine Steuerungskommission, um strittige Fragen zwischen beiden Nutzerinstitutionen zu klären. Zusätzlich zu dieser Projektorganisation besteht die interne Projektorganisation des Generalplaners, der Arbeitsgemeinschaft der Architekten EM2N und des Baumanagements mit mehr als zwanzig Fachplanungsteams sowie weiteren Spezialistinnen und Experten.
4.2 Optimierung des Raumprogramms
Auf Mitte 2016 hin sollte das Vorprojekt abgeschlossen werden. Ziel dieser Arbeiten: Optimierung der funktionalen Gliederung des Gebäudes und seiner Wirtschaftlichkeit. Damit das absolute Kostendach von 190 Mio. Schweizer Franken eingehalten werden konnte, mussten in einem ersten Schritt die Kosten überprüft werden. Aufgrund dieser Überprüfung verlängerte sich das Vorprojekt bis März 2017. Aus Kostengründen musste auf ein fünftes Untergeschoss verzichtet werden, was eine einschneidende Reduktion der Magazinfläche und der Nutzungsperspektive um etwa 10 Jahre bedeutet hätte. Unter Hinzuziehung externer Expertise konnte schließlich die erforderliche Magazinkapazität mit einer Nutzungsperspektive von rund 30 Jahren sichergestellt werden. Zudem wurden Synergiepotenziale im Verwaltungstrakt (Sitzungszimmer und Aufenthaltsraum), bei Technikräumen, in der Eingangshalle etc. nochmals überprüft.
Nach Abschluss des Vorprojekts galt es mit Beginn des Bauprojekts, die räumliche Konzeption abzuschließen und den Kostenvoranschlag zu erarbeiten. Beides diente als Basis für die Beantragung des Bau- und Ausstattungskredits beim kantonalen Parlament. In dieser Phase wurden schwergewichtig folgende Themen von besonderer Relevanz für das Staatsarchiv bearbeitet: Low-Tech-Klima-Lösung für die Aktenmagazine, Wasserdichtigkeit der unterirdischen Gebäudeteile, Sicherheitskonzept, Objektschutz und Störfall, Logistikerschließung, Szenographie Publikumsbereiche sowie Ausstattung der Werkstätten. Auf die Realisierung von Kulturgüterschutzräumen zum Schutz bei bewaffneten Konflikten wurde verzichtet, da diese im möglichen Gebäudevolumen nur mit großen Kapazitätseinbußen hätten integriert werden können. Stattdessen wurden die Objektschutzmaßnahmen auf die deutlich häufigeren Risiken wie Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmungen) und Schadensereignisse (Wasserschaden und Brandfall) ausgerichtet. Im Herbst 2018 wurde zudem archivintern mit der Detailplanung der Umzugsvorbereitung begonnen.
5 Konzeption des Magazinklimas
5.1 Technologiearme Lösung
Im Neubau des Staatsarchivs soll die Klimatisierung der Magazinräume möglichst technologiearm erfolgen. Aus verschiedenen Gründen: Einerseits hat die Klimafrage auch die Kulturinstitutionen erreicht und man muss sich der Diskussion stellen, welcher Technologieeinsatz für die Erhaltung von Kulturgütern noch vertretbar ist. Konventionelle Klimaanlagen verursachen einen hohen CO2-Ausstoß und haben einen hohen Energieverbrauch. Es geht aber auch um direkte Interessen des Staatsarchivs, um eine kleinstmögliche Abhängigkeit von (komplexer) technischer Infrastruktur im Hinblick auf Energieengpässe oder technische Probleme über einen längeren Zeitraum hinweg. Dadurch soll die Gefahr gravierender Schädigungen am Kulturgut reduziert werden.
Bereits im Programm des Architekturwettbewerbs formulierte das Staatsarchiv die Forderung nach einer möglichst technologiearmen Klimatisierung der Magazinräume. Dem Staatsarchiv schwebte eine Ausformung des sogenannten Kölner Modells vor. Hierbei wird die gewünschte klimatische Trägheit der Magazingeschosse durch mehrschichtige, starke Wände, Dämmung und diffusionsoffene Oberflächen erreicht. Nachdem feststand, dass die Magazine für Akten, Grafikdrucke und Pläne im 3. und 4. Untergeschoss angelegt würden, erfolgte eine Anpassung des ursprünglichen Konzepts. Das adäquate Magazinklima soll nun primär durch die Nutzung der thermischen Stabilität im Untergrund erreicht werden.[5]

Gemeinsame Eingangshalle für beide Institutionen (Quelle: EM2N Architekten/StABS)
5.2 Eckdaten des Konzepts
Bei der Erarbeitung dieses innovativen Konzepts wurde das Staatsarchiv maßgeblich von Andrea Giovannini als externem Fachberater unterstützt. Grundlagen des Konzepts bilden die Definition von saisonal unterschiedlich definierten Klima-Zielwerten mit sehr langen Aufwärmphasen (fünf Monate) und Abkühlungsphasen (sieben Monate), eine absolute Wasserdichtigkeit der Gebäudehülle und eine möglichst geringe Luftwechselrate in den Magazinen. Die Regulierung der Raumfeuchte und der Raumtemperatur erfolgt über zwei getrennte Systeme. Die Feuchtigkeit wird über eine intelligent gesteuerte Lüftung ohne Luftkonditionierung reguliert; dabei ermittelt die Regeltechnik, ob bei Bedarf die Außenluft zur Entnahme oder zur Zufuhr von Feuchtigkeit geeignet ist. Die Raumtemperatur wird über ein Heiz- und Kühlsystem sichergestellt. Aufgrund des trägen Raumklimas und der geringen notwendigen Wärme- und Kälteabgabe (letztere liegt zwischen 16 und 18 °C) steht dabei die thermische Bauteilaktivierung im Vordergrund. Von diesem Konzept ausgenommen sind allerdings die wenigen oberirdischen Magazine sowie die Spezialmagazine für das audiovisuelle Archivgut. Bei diesen können die geforderten Klimawerte (12 °C/30 % relative Luftfeuchtigkeit für Glasplatten, Filme, Mikrofilme, Tondokumente; 4 °C/30 % für Nitrat, Acetat, Farb-Negative und Farb-Positive) nur mit einer konventionellen Monoblock-Lösung erreicht werden.
5.3 Innovation versus Standards
Das Konzept bringt sowohl betriebliche als auch konservatorische Vorteile mit sich. Die technischen Anlagen lassen sich einfach überwachen, bringen geringere Betriebskosten und damit ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis. Das träge Raumklima wirkt sich durch den Wegfall abrupter Schwankungen von Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit günstig auf die Bestandserhaltung aus, die geringe Luftwechselrate reduziert das Eindringen atmosphärischer Schadstoffe. Ein Ausfall von Elektrizität bei Energieengpässen oder technischen Problemen kann über einen längeren Zeitraum hinweg ohne Schädigungen des Archivguts überbrückt werden.
Die Umsetzung dieses Konzepts setzt allerdings die Bereitschaft voraus, sich ein Stück weit über die einschlägigen Normen hinwegzusetzen. Normen geben Richtwerte vor und sind sehr hilfreich im Austausch mit Architektinnen und Fachplanern wie auch bei der Argumentation gegenüber vorgesetzten Behörden. Die strikte Einhaltung von Normen schränkt jedoch auch den Handlungsspielraum ein. Die 2017 verabschiedeten Normen DIN 11799 (Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut) und DIN 67700 (Bau von Bibliotheken und Archiven) haben die Klimavorgaben zwar inzwischen stark erweitert, das Konzept des Staatsarchivs erfordert jedoch eine etwas größere Bandbreite. Deutliche Abweichungen sind zudem bei den Vorgaben für die Luftwechselrate unabdingbar. Die gängigen Normen sehen zwei Luftwechsel pro Stunde vor, das Konzept des Staatsarchivs hingegen eine Reduktion der Luftwechselrate auf ein Raumvolumen pro Tag. Denn die anvisierte Feuchtepufferung in den Magazinen funktioniert nur mit weniger als einem Luftwechsel innerhalb von zehn Stunden.
5.4 Klimasimulation
Um die Umsetzbarkeit des Konzepts nachweisen zu können, wurde durch den Bauphysiker Michel Bonvin eine Machbarkeitsstudie in Form einer Klimasimulation erarbeitet. Die Klimasimulation berücksichtigte folgende Parameter: die Grundlagen bautechnischer und bauphysikalischer Art (inkl. Betonaustrocknungszeit), den Belegungsgrad der Magazine, das Nutzungsverhalten (innere thermische Lasten durch menschliche Präsenz in den Magazinen), die Erdreich- und Grundwassertemperaturen sowie die bisherigen, die aktuellen und die bis 2060 prognostizierten Wetterdaten. Für die Simulation wurden sechs Magazinräume ausgewählt, die sich in ihren Charakteristiken bezüglich horizontaler und vertikaler Lage in den Magazingeschossen und gegenüber benachbarten Räumen unterscheiden, da das Gebäude in seinen Wärmeeigenschaften nicht homogen ist.
Die Klimasimulation konnte die Machbarkeit des Konzepts schlüssig nachweisen. Aus der Simulation ging zudem hervor, dass auch ein Totalausfall der technischen Anlagen über einen sehr langen Zeitraum überbrückt werden kann, ohne dass die Klimawerte außerhalb des akzeptablen Rahmens liegen. Der Einfluss der menschlichen Präsenz auf das Raumklima wurde als außerordentlich gering nachgewiesen, selbst wenn die in den Berechnungen verwendeten Annahmen um ein Zehnfaches höher wären. Aus der Studie ging allerdings auch hervor, dass nicht nur die absolute Wasserdichtigkeit der Gebäudehülle und eine reduzierte Luftwechselrate Grundvoraussetzungen für das Funktionieren dieses Ansatzes darstellen. Notwendig sind auch eine ausreichende Bauaustrocknung vor dem Bezug (gerechnet wird mit einem Jahr), eine Mindestbefüllmenge von 25 % pro Magazinraum sowie die Möglichkeit, jeden Magazinraum individuell heizen und kühlen zu können. Letzteres ist nötig, weil sich das klimatische Verhalten der einzelnen Räume als sehr unterschiedlich erwies und sich stark ändert, wenn auch nur einer der Annahmeparameter verändert wird.
5.5 Überzeugungsarbeit
Architekten, Haustechnikplanung und Projektverantwortliche konnten dank dieser profunden Studie überzeugt werden. Die technische Ausführung des Konzepts sieht für die Feuchteregulierung eine intelligente Lüftungsanlage ohne Luftkonditionierung und für die Regulierung der Raumtemperatur eine Heiz-/Kühldecke in Form von Konvektoren vor, die pro Magazinraum einen geschlossenen Leitungskreislauf mit einer eng begrenzten Wassermenge von maximal 20 Litern und sehr geringem Leitungsdruck bilden. Zudem werden die Konvektoren nicht über den Regalanlagen, sondern im Bereich der Korridore angebracht.
Die Investitionskosten für dieses innovative Konzept sind in etwa gleich hoch wie für eine konventionelle Monoblock-Lösung, die Betriebs- und Unterhaltskosten aber fallen aufgrund des sehr geringen Energiebedarfs und des geringen Wartungsaufwandes wesentlich niedriger aus. Ökologische und ökonomische Argumente reichen jedoch nicht aus, um Architekten, Fachplanung und Entscheidungsgremien für eine solche Lösung zu gewinnen. Der Ansatz muss fachlich solide abgestützt sein und es ist viel Überzeugungsarbeit zu leisten, denn konventionelle technische Lösungen werden sehr viel einfacher akzeptiert – auch wenn sie nicht unbedingt besser verstanden werden.
6 Intensiver demokratischer Prozess
6.1 Parlamentarische Beratung
Anfangs 2018 wurde der Ratschlag Neubau Naturhistorisches Museum Basel und Staatsarchiv Basel-Stadt: Ratschlag zur Ausgabenbewilligung für die Realisierung und Übertragung von zwei Parzellen vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen (Widmung)[6] vom Regierungsrat an den großen Rat überstellt. Danach begann das Parlament mit der Beratung des Ratschlags durch die federführende Bau- und Raumplanungskommission und die mitberichtende Bildungs- und Kulturkommission. Staatsarchiv und Naturhistorisches Museum erhielten wiederholt Gelegenheit, die aus Nutzersicht wichtigsten Argumente für den Neubau dazulegen und die teilweise sehr kontrovers geführte Debatte mit Sachinformationen zu ergänzen. Führungen hinter die Kulissen zeigten die aktuellen Situationen vor Ort anschaulich und konkret. Im Zentrum der parlamentarischen Beratung stand die Diskussion, ob der gemeinsame Neubau eine baulich solide und inhaltlich überzeugende Lösung für die zahlreichen Probleme der beiden Institutionen biete. Am 7. Dezember 2018 stimmten die Bau- und Raumplanungskommission und die mitberichtende Bildungs- und Kulturkommission dem Bauprojekt mit großer Mehrheit zu. Die parlamentarische Plenumsdebatte am 9. Januar 2019 endete mit einer deutlichen Zustimmung zum Neubau (71 Ja-Stimmen, 19 Nein-Stimmen, 6 Enthaltungen). Der bewilligte Baukredit umfasste insgesamt 214,081 Mio. Schweizer Franken. Davon entfallen 165,25 Mio. Schweizer Franken auf das Gebäude und 31,84 Mio. Schweizer Franken auf Ausstattung und Einrichtung. Hinzu kommen 14,77 Mio. Schweizer Franken für Umzug und Eröffnung beider Institutionen sowie 2,011 Mio. für die zusätzlichen Betriebskosten und 190 000 für Mehrkosten beim Unterhalt, jeweils bewilligt für das erste Betriebsjahr.
6.2 Referendum und Volksabstimmung
Nach dem Parlamentsentscheid setzten Gegnerinnen und Gegner des Projekts ein Referendum durch. Bis zur Volksabstimmung vom 19. Mai 2019 wurden nun sämtliche Arbeiten am Projekt eingestellt. Befürworterinnen wie Gegner des Neubaus formierten sich in Komitees, die öffentlich Stellung bezogen. Debattiert wurden die Frage des neuen Standortes, die grundsätzliche Notwendigkeit eines Neubaus, die Höhe der Investition und mögliche Alternativszenarien sowie eher kulturpolitisch motivierte Fragen der übergeordneten Museumspolitik. Die Volksabstimmung ergab 60,33 % Ja-Stimmen für das Neubauprojekt. In der Folge wurde eine Abstimmungsbeschwerde eingereicht, die nacheinander von Regierungsrat und Verwaltungsgericht Basel-Stadt sowie abschließend vom Bundesgericht abgewiesen wurde. Im Juni 2020 war damit der demokratische Prozess abgeschlossen.

Szenografie Archivfenster (Quelle: EMYL – Innenarchitektur und Szenografie)
7 Realisierungsphase
7.1 Baubewilligung und Baustart
Die Arbeiten am Projekt konnten nun wieder aufgenommen werden, allerdings waren die benötigten Fachplanerinnen und -planer nach dem monatelangen Stillstand nicht sofort wieder verfügbar. Zudem wurde das Baumanagement ab der Wiederaufnahme von einer neuen Firma übernommen. Die Corona-Pandemie führte zu Verzögerungen bei der Terminplanung, tangierte den Projektverlauf im Weiteren aber kaum. Im April 2020 konnte das Baugesuch eingereicht werden. Wegen Rekursen der Naturschutzverbände WWF und Pro Natura sowie einer Privatperson konnte die auf Herbst 2020 erwartete Baubewilligung erst im Januar 2021 erteilt werden.
Nach der Erarbeitung der Ausschreibungspläne und der Vergabe von 60 % der Gebäudekosten konnte im März 2021 die offizielle Baufreigabe durch die Baukommission erfolgen. Der Baubeginn im Juni 2021 wurde pandemiebedingt nicht wie üblich mit einem offiziellen Spatenstich gefeiert. Stattdessen wurde am 26. Mai 2021 die Quartierbevölkerung in einer Online-Veranstaltung über den Stand des Bauprojektes und den bevorstehenden Baubeginn im Detail informiert.
7.2 Prüfung der Ausführung
Seit 2020 konzentriert sich die Arbeit der Fachpersonen in Archiv und Museum auf die Begleitung von Submissionspaketen und die Prüfung der Ausführungspläne. Durch den fortschreitenden Detaillierungsgrad der Planung mussten immer wieder Themen vertieft geprüft werden, die konzeptionell zwischen 2016 und 2018 erarbeitet worden waren. Zu den wesentlichen Themen gehörten dabei die geplante Magazinkapazität, Licht- und Beleuchtungsplanung, architektonische Weiterentwicklung der Eingangshalle und der Fassade inkl. Reinigungskonzept der Außenverglasung sowie der Gebäudebeschriftung, Sanitärausstattung, Elektroplanung und AV-Technik. Zusätzlich wurde das Planungsdossier Signaletik erarbeitet. Mit Unterstützung eines externen Szenographiebüros arbeitete das Staatsarchiv an der Weiterentwicklung von Archivfenster, Schalter Bauplanausgabe, Eingangsfoyer des Staatsarchivs sowie des Publikumsbereichs im 4. Obergeschoss. Parallel zu den übrigen Vorbereitungsarbeiten verlief der Abschluss von Erschließung und Digitalisierung der beiden intensiv genutzten Zeitungsausschnittsammlungen, die im Hinblick auf den Neubau in eine digitale Nutzungsform überführt werden. Seit 2022 rücken zudem die Umzugsvorbereitungen in den Fokus. Fragen der Anlieferung und Umzugslogistik werden dabei gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum zu beantworten sein.
Rund ein Jahr nach Beginn der Bauarbeiten konnte im Juli 2022 mit den Baumeisterarbeiten begonnen werden. Die Grundsteinlegung wurde am 22. August 2022 vor Ort und zusammen mit der Quartierbevölkerung gefeiert. Bis Ende des Jahres wurden die zwei untersten Geschosse im Rohbau erstellt. Da auf diesem Niveau die Spundwände, die die Baugrube gegenüber dem Grundwasser abdichteten, gezogen werden müssen, diese beiden Geschosse aber nicht schwer genug sind, um dem Auftrieb des Grundwassers entgegenzuwirken, wurde diese beiden Geschosse geflutet.
7.3 Ausblick bis zur Eröffnung
Der aktuelle Terminplan sieht vor, dass Ende 2023 der Rohbau im vierten Obergeschoss vollendet ist und mit dem Innenausbau begonnen werden kann. Dieser sowie die Inbetriebnahme des Gebäudes wird Mitte 2026 abgeschlossen sein und das Gebäude wird 2026 den Nutzerinnen und Nutzern übergeben. Diese werden dann rund ein Jahr mit den Einrichtungsarbeiten beschäftigt sein: mit der Ausstattung der Werkstätten, der Einrichtung der Magazine, der internen Arbeitsbereiche und Büros sowie der Herrichtung der öffentlichen Räume. Parallel dazu erfolgt der Umzug des Archivguts an den neuen Standort. Nach Abschluss der Umzugsarbeiten ist für die zweite Jahreshälfte 2027 die Eröffnung des Staatsarchivs und 2028 die Eröffnung des Naturhistorischen Museums vorgesehen.
7.4 Lernprozess
Der Neubau eines Archivs stellt für die Nutzerinstitution einen erheblichen Zusatzaufwand zu den laufenden Arbeiten dar. Sowohl das Tagesgeschäft in gewohnter Qualität und Quantität weiterzuversehen und zugleich die Bedürfnisse und Anforderungen als Nutzer in das Bauprojekt mit seinen vielen Akteuren und Beteiligten einzubringen, erfordert in erster Linie eines: Ressourcen! Das Staatsarchiv verfügte ab Beginn des Vorprojekts über rund 70 zusätzliche Stellenprozente für die internen Projektarbeiten. Nach der Genehmigung des Neubaukredits konnten weitere 50 Stellenprozente für die Projektunterstützung im Neubauprojekt eingesetzt werden.
Im Verlauf der Projektarbeiten bestand die grundlegende Herausforderung für das Staatsarchiv darin, seine Anliegen und Bedürfnisse in der großen und komplexen Projektorganisation zur Geltung zu bringen. Bei der Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum, das andere inhaltliche und betriebliche Schwerpunkte setzte, galt es, die spezifischen archivfachlichen Anforderungen insbesondere in Kernbereichen wie Objektschutz und Magazinkapazitäten – aber auch in der Vermittlung – durchzusetzen.
Dass die Entwicklung des Neubaus bislang aus Sicht des Staatsarchivs erfolgreich verlaufen ist, verdankt sich einerseits der sorgfältigen Vorbereitung und dem Engagement beider Nutzerinstitutionen; dazu gehört auch die im Projektverlauf entwickelte Kooperation und Diskussionskultur. Andererseits stießen die Nutzerinstitutionen mit ihren Bedürfnissen bei Bauherrschaft und Generalplaner auf offene Ohren. Auf diese Weise konnten die zentralen Anforderungen an den Neubau aus Nutzersicht erfolgreich eingebracht und geplant werden.
Kennzahlen:
Gebäudevolumen: 159 056 m3
Gebäudemasse: Höhe 18,5 m (Turm 41,5 m), Tiefe 15,0 m, Länge 191 m, Breite (gestuft) 14–19 m
Geschossfläche: 36 297 m2 (oberirdisch 17 797 m2, unterirdisch 18 500 m2)
Hauptnutzfläche: 19 724 m2 (StABS 6934 m2, NMB 11 359 m2, gemeinsam genutzt 1431 m2)
Flächenaufteilung StABS: Benutzung 882 m2, Magazine 4843 m2, Übernahme/Anlieferung 305 m2, Werkstätten 553 m2, Verwaltung 351 m2
Anzahl Räume: 284 (StABS 85, NMB 152, gemeinsam genutzt 47)
About the authors

Esther Baur
Staatsarchivarin

Lambert Kansy
Leiter Informatik, Projektleiter StABS Neubau

Daniel Kress
Stellvertretender Staatsarchivar, Leiter Erschliessung und Bestandserhaltung

Lee Staff
Projektkoordination StABS Neubau
© 2023 bei den Autoren, publiziert von De Gruyter.
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