Abstract
In der Arbeitsforschung wird Vertrauen innerhalb von Organisationen mit großem Interesse diskutiert. Dabei sieht sich die Forschung von einer Vielzahl möglicher Systematisierungen aus unterschiedlichen Disziplinen und mit vielfältigen Perspektiven herausgefordert. Für die anwendungsorientierte Forschung „im Feld“ ergeben sich somit besondere Anforderungen: Wie kann sie ein reflexiv schwer zugängliches Phänomen systematisch analysieren, wenn in Alltagssprache und Wissenschaftsdiskurs unterschiedlichste Begriffe und diffuse Bedeutungshorizonte prozessieren? Die Differenzierung von interpersonellem Vertrauen und System vertrauen bietet einen auf den ersten Blick trennscharfen und dadurch für Forschung und Praxis geeigneten Zugang. Auch bei der Auswertung von Interviewmaterial zeigt sich, dass eindeutige und trennscharfe Zuordnungen von Vertrauen entweder in/zwischen Personen oder in Systeme nur dann möglich sind, wenn sie das komplexe Phänomen des Organisationsvertrauens vereinfachen. Dadurch aber stagniert der Erkenntnisgewinn. Dieser Beitrag richtet die Aufmerksamkeit auf die Frage nach Person, Rolle und Organisation als empirisch-analytische Hürde in der Forschung zum Organisationsvertrauen und diskutiert Chancen und Grenzen einer systemtheoretischen Differenzierung für die Forschungspraxis: der Unterscheidung von interpersonellem Vertrauen und System vertrauen.
Abstract
In work research, the topic of trust within organizations is discussed with great interest. As such it is challenged by a variety of possible systematizations from different disciplines and different perspectives. This results in special requirements for applied field research: How can it systematically analyze a phenomenon, which is hardly accessible from a reflexive approach, when everyday language and academic discourse use various terms with vague meanings? At first glance, the distinction between interpersonal trust and trust in the system offers a selective approach for research and practice. The evaluation of interview minutes also shows that explicit and clear-cut assignments of confidence either in or between persons or in systems are only possible if they simplify the complex phenomenon of organizational trust. However, this leads to stagnancy in knowledge gain. This paper focuses on the question of person, role and organization as an obstacle to the empirical and analytical research on organizational trust and discusses opportunities and limitations of a systems theoretical differentiation for research practice: the distinction between interpersonal trust and trust in the system.
© 2013 by Lucius & Lucius, Stuttgart