Fachspezifische Recherchemöglichkeiten bleiben mit GetInfo erhalten – Ausbau von Facheinstiegen im neuen Webportal der TIB geplant
Die Technische Informationsbibliothek (TIB) hat Anfang April 2014 die von ihr betriebenen Virtuellen Fachbibliotheken (ViFas) abgeschaltet. Dies betrifft die Virtuelle Fachbibliothek Technik (ViFaTec), die Virtuelle Fachbibliothek Physik (ViFaPhys) und die Virtuelle Fachbibliothek Holzwirtschaft (ViFaHolz) sowie die von der TIB bereitgestellten Module für das Chemieportal Chem.de.
Die von der TIB zwischen 2000 und 2005 aufgebauten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Virtuellen Fachbibliotheken entsprechen aus Sicht der TIB in ihrer jetzigen Form nicht mehr dem Informationsbedürfnis der Nutzer und dem Stand der aktuellen informationswissenschaftlichen Diskussion. Die TIB hat sich aus diesem Grund entschieden, die von ihr selbst betriebenen ViFas ab April 2014 nicht mehr als eigenständige Angebote weiterzubetreiben.
Gut nachgefragte Inhalte der Virtuellen Fachbibliotheken finden die Nutzer nach der Abschaltung an anderer Stelle: Angebote wie „Find an expert“, wichtige Datenbanken und aktuelle Quellen sind in das Datenbank-Infosystem (DBIS) beziehungsweise in LOTSE (Library Online Tour and Self Paced Education), den Wegweiser zur Literatursuche und zum wissenschaftlichen Arbeiten, überführt worden. Insbesondere die ViFaTec und die ViFaPhys haben GetInfo – das Portal für Technik und Naturwissenschaften der TIB – als Suchsystem genutzt. Die übergreifende und die fachspezifische Suche in Fachdatenbanken und Katalogen für die TIB-Fachgebiete Technik sowie Architektur, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik bleiben damit über GetInfo (www.getinfo.de) erhalten. Die URLs von ViFaTec, ViFaPhys und ViFaHolz werden künftig auf GetInfo weitergeleitet. Unter „Informationsdienste“ wird in GetInfo nicht mehr auf diese ViFas verlinkt, sondern auf den jeweiligen Fachausschnitt in LOTSE.
Im zukünftigen übergreifenden Web- und Suchportal der TIB, das derzeit entwickelt wird, werden die für das jeweilige Fach vorhandenen Rechercheangebote sowie weiterführende Informations- und Community-Dienste dann in Form von Facheinstiegen gebündelt dargestellt. Auf diese Weise will die TIB den Anforderungen der Fachcommunities, insbesondere denen der TIB-Fachgebiete, künftig besser gerecht werden als es die Virtuellen Fachbibliotheken derzeit tun.
Die TIB wird sich weiterhin als Kooperationspartner der Virtuellen Fachbibliothek Mathematik (vifamath) engagieren, die von der Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen betrieben wird.
Bayerische Staatsbibliothek restituiert Bücher aus dem Besitz der Münchner Kunsthändlerfamilie Bernheimer
Die Bayerische Staatsbibliothek hat Bücher aus dem Besitz von Dr. Ludwig Bernheimer (1906–1967) an dessen Tochter Dr. Francisca Bernheimer zurückgegeben. Es handelt sich um sieben Bände aus der Reihe „The Spanish Series“ von Albert F. Calvert, die die Geheime Staatspolizei Ende des Jahres 1938 beschlagnahmt und anschließend der Bayerischen Staatsbibliothek übergeben hatte.
Seit 2003 sucht die Bayerische Staatsbibliothek aktiv und in Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen. Sie leistet damit ihren Beitrag, die „Erklärung von Bund, Ländern und Kommunen zur Auffindung und Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes“, insbesondere aus jüdischem Besitz in die Praxis umzusetzen. Die Förderung durch die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und Provenienzforschung ermöglicht es ihr aktuell, ihre Recherchen weit voranzutreiben und Rückgaben durchzuführen.
Zwischen November 1938 und Februar 1939 raubte die Geheime Staatspolizei 68 jüdischen Familien in München, darunter die renommierte Kunsthändlerdynastie Bernheimer, ihren Kunstbesitz. Diesem Beutezug ging der Novemberpogrom unmittelbar voraus, zu dessen Opfern die Familie Bernheimer ebenfalls zählte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es zu mutwilligen Zerstörungen am Geschäftshaus der Kunst- und Antiquitätenfirma L. Bernheimer am Lenbachplatz; wenig später folgte die Verhaftung von Kurt, Ludwig, Otto und Paul Bernheimer, die bis zu mehreren Wochen im Konzentrationslager Dachau festgehalten wurden.
Am 15. und 17. November 1938 suchte die Geheime Staatspolizei schließlich die Wohnungen von Ernst, Ludwig und Otto Bernheimer auf, um Kunstobjekte und Wertgegenstände zu beschlagnahmen. Sieben Bücher, die sie bei Dr. Ludwig Bernheimer konfisziert hatte, übergab die Gestapo einen Monat später der Bayerischen Staatsbibliothek. Diese arbeitete die Bände aus der Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlichten „The Spanish Series“ von Albert F. Calvert daraufhin als „Geschenke“ in den eigenen Bestand ein.
Generaldirektor Rolf Griebel: „Wir freuen uns, dass die Bücher an Dr. Francisca Bernheimer zurückgegeben werden konnten. Sie sind damit zu ihrer rechtmäßigen Eigentümerin zurückgekehrt. Die Bayerische Staatsbibliothek bedauert zutiefst die Hintergründe und Umstände, wie sie 1938 ins Haus gelangten, ebenso die damalige Verstrickung in das geschehene Unrecht.“
Weitere Rückgaben werden derzeit vorbereitet, unter anderem an weitere jüdische Vorbesitzer, an Freimaurerlogen in Deutschland und Österreich sowie an die Zeugen Jehovas.
Ansprechpartner:
Dr. Stephan Kellner
Abt. Bestandsaufbau und Erschließung
Tel. 089/28 638 2278
E-Mail: stephan.kellner@bsb-muenchen.de
Peter Schnitzlein
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 089/28 638 2429
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