Open Educational Resources – oder kurz OER genannt – sind freie Bildungsmaterialien, die sehr heterogen ausfallen können. Sie können sich zwischen einer Bilddatei, beispielsweise einer Grafik und einem Onlinekurs (MOOC = Massive Open Online Course) bewegen. Der Bezug zu Bibliotheken liegt auf der Hand: Einrichtungen mit einem Bildungsauftrag, ganz gleich ob Öffentliche oder Wissenschaftliche Bibliothek, haben eine Affinität zu Bildungsmaterialien. Da im Zuge von Open Access (OA) schon viele Erfahrungen mit Produktion, Erschließung und Speicherung bei Bibliotheken vorliegen – warum sollte dies nicht erneut eine Aufgabe sein, die Bibliotheken gut zu Gesicht steht? Der Unterschied zu Open Access liegt ja letztlich nur darin, dass diese Materialien einen direkten Bezug zu einer Verwendung in einem pädagogischen Zusammenhang haben, was bei Open Access nur vermittelt der Fall ist. Der didaktische Zweck sollte also einigermaßen auf der Hand liegen und nicht weit hergeholt werden. Auch in der Lizenzierung gleichen sich OER und OA, es sind auch hier wieder vor allem Creative Commons (CC)-Lizenzen im Einsatz. Ich möchte in diesem Heft gerne die Suche nach OER behandeln und im nächsten Heft dann Dienstleistungen aufzeigen, die Bibliotheken rund um Open Educational Resources anbieten könnten.
Bei der Recherche nach OER zeigt sich ein paradoxes Bild: Während allgemein in der Websuche die Linksammlungen derzeit reihenweise eingestellt werden, sind in diesem Feld vor allem Linksammlungen zu finden. Vielleicht ist eine Linksammlung das Medium, um neue Felder von Inhalten zu erschließen, bevor sie dann automatisch indexiert werden können. Jedenfalls werden Sie in diesem Feld nur selten Spezialsuchmaschinen finden, ein seltenes Beispiel ist Elixier http://www.bildungsserver.de/elixier/, welche die Inhalte des Bildungsservers, der meisten Landesbildungsserver und einige andere Seiten durchsucht. Man kann hier auch nach bestimmten Lizenzen eingeschränkt suchen. Damit sind die beiden Kriterien für eine Suche nach OER erfüllt, zum einen die Suche nach Bildungsmaterialien und zum anderen nach den Lizenzen, die es einigermaßen sicher machen, dass man diese weiterverwenden, -verteilen und mixen kann. Wenn man mittlerweile bei Google/Google Images, bei CC-Search http://search.creativecommons.org/?lang=de oder bei Flickr http://flickr.com in der erweiterten Suche (stets erst nach einer Recherche zu Anfang auswählbar) nach verschiedenen CC-Lizenzen recherchieren kann, dann ist das zwar sehr zu begrüßen, es fehlt aber der Aspekt des Filterns nach Bildungsmaterialien, damit man ohne großen Zeitaufwand OER recherchieren könnte. So aber muss man per Hand die Ergebnisse durchsehen und beurteilen, ob die Ergebnisse in einen pädagogischen Verwendungszusammenhang passen. Das ist übrigens auch die Crux von einer sehr hilfreichen Übersicht namens Find OER https://open4us.org/find-oer/, die wunderbar die verschiedensten Dienste auflistet, die freie Materialien erschließen – aber meist recherchiert man mit diesen die freien Lizenzen, nicht aber Bildungsmaterialien. Diese Einschränkung fehlt oft.

Creative Commons Search bietet eine Suchoberfläche für verschiedene Quellen.
Kommen wir also zu den Linksammlungen. Hier gibt es eine Plattform, die bereits bestand, als von OER noch gar nicht die Rede war, nämlich ZUM, die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet unter http://www.zum.de. Die wohl umfangreichste Plattform ist Open Education Europa http://openeducationeuropa.eu/de, mit deren Hilfe man nach Kursen, MOOCs, Ressourcen und Institutionen suchen und jeweils bei den Ergebnissen weiter einschränken kann. Die OER-Plattform der UNESCO http://www.oerplatform.org/ist im Vergleich dazu bezüglich dem verfügbaren Inhalt weit abgeschlagen. Im englischsprachigen Raum ist noch OERcommons https://www.oercommons.org/oer ein sehr brauchbarer Index. Wenn es so etwas im deutschsprachgien Raum und gut gefüllt gäbe, dann wäre man glücklich! Wer sich bezüglich Repositorien, die OER enthalten könnten, umtun will, findet eine Liste in einem Weblog unter https://oerqualityproject.wordpress.com/2012/10/22/directory-of-oer-repositories/mit dem Hinweis „last update August 2014“. Vieles ist nicht vertrauenerweckend, gleichwohl ist es anregend, die Liste durchzugehen. Englischsprachige Ressourcen wie z. B. Onlinekurse und MOOCs listet Open Culture http://www.openculture.com/auf – das ist sowieso eine Fundgrube für freie Materialien, in der man gut stöbern kann!
Im Bereich der Datenbanken könnten Sie die FIS Bildung http://www.fachportal-paedagogik.de/fis_bildung/fis_form.html ausprobieren. Hier kann man ein Häkchen bei „nur Volltexte“ setzen, bekommt so frei zugängliche Inhalte und kann dann bei der Ergebnisdarstellung rechts in der Leiste unter „Suche verfeinern“ nach „Unterricht“ oder „Schulunterricht“ etc. Ausschau halten. Ob das gefundene Material dann weiterverwendbar ist, sollten Sie dem Dokument selbst entnehmen.
Wenn man den Web-2.0-Gedanken verfolgt, dann müsste es auch möglich sein, die Community mitsammeln zu lassen und dies zu nutzen! Ein Beispiel wäre das entsprechende Schlagwort bei Edutags, einem Social-Bookmark-Service unter http://www.edutags.de/. Bei Diigo, ebenfalls einem Bookmarkservice, sammelt eine Gruppe unter https://groups.diigo.com/group/openeducationalresources. Auch Blogeinträge lassen sich so suchen, derzeit am besten bei Twingly Blog Search http://www.twingly.com/search?q=OER. Sie können ja im Suchfenster noch ein Thema ergänzen und so herausfinden, ob es Blogeinträge hierzu gibt. Falls es effektiv war, kann man die Suche auch per RSS abonnieren. Beim Thema Blogs sind wir auch gleich beim Thema Neuigkeiten, wie recherchiert man die? Nehmen Sie zwei: Die Transferstelle für OER http://open-educational-resources.de/und Bibliotheken und OER http://biboer.wordpress.com/.

Hier sammelt die Community: Sozialer Bookmarkdienst edutags.
Wünschenswert wären in diesem Bereich, das sollte zum Schluss festgehalten werden, Suchinstrumente, die sowohl die entsprechenden Lizenzen recherchierbar machen – das ist schon ganz gut umgesetzt, aber noch nicht im Bereich der Suchmaschinen – und gleichzeitig die Ergebnismenge nicht nur auf den Bereich der offenen Materialien, sondern explizit der Bildungsmaterialien eingrenzen. Hier wäre zudem für eine effektive Recherche erforderlich, dass auf bestimmte Einsatzgebiete (Schule, Hochschule, Weiterbildung) und Stufen eingeschränkt werden kann. Zukunftsmusik. Vorbedingung wäre eine entsprechende Erschließung der Materialien. Das wäre der Bereich der Metadaten, die auch eine Dienstleistung von Bibliotheken sein könnten, wo sie zumindest ihre Expertise ins Spiel bringen könnten, vielleicht auch mehr. Darüber nächstes Mal mehr!
Zum Autor:
Dr. Jürgen Plieninger, Dipl. Bibl., Leiter der Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft, Tübingen. Engagiert sich im BIB in der Kommission für One-Person Librarians und der Webkommission, ist Blogger (z. B. netbib oder OER in Bibliotheken) und Dozent bei Fortbildungsveranstaltungen in den Bereichen Recherche, Web 2.0 und Arbeitsorganisation. Nimmt am Netzwerk Zukunftswerkstatt teil.
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