Zusammenfassung
Die Nutzung digitaler Technologien hat in der Wissenschaft bereits eine längere Historie. Für die Fachcommunitys der Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Fachdidaktiken übernimmt das Fachportal Pädagogik die digitale Vermittlung von Literatur, Forschungsdaten und ausgewählten Informationen für die Forschung inkl. der Möglichkeit zur Open-Access-Veröffentlichung. Der Beitrag zeichnet den Weg von den Anfängen der Digitalisierung der wissenschaftlichen Kommunikation in der Bildungsforschung, der CD „Bildung“, über verschiedene, evolutionäre Entwicklungsschritte des Fachportals Pädagogik bis zur jüngst erfolgten Integration des Fachinformationsdienstes nebst einem Ausblick darüber hinaus.
Abstract
The use of digital technologies already has a longer history in science. For the specialist communities of education, educational research and didactics, the specialist portal education enables the digital accessibility of literature, research data and selected information for researchers including the opportunity to publish, using Open Access. The article describes the development from the beginnings of digitising scientific communication in educational research, the compact disc “Education” and mentions different evolutionary development steps of the specialist portal education. It finally reaches the recent integration of the specialist information service and gives a prospect beyond.
1 Einleitung
Die Entwicklung des Fachportals Pädagogik entpuppt sich bei genauer Betrachtung als ein stark von verschiedenen Gelingensbedingungen geprägter Prozess. Der Stand und Verlauf technischer Entwicklung spielt dabei eine wichtige, aber letztlich nicht die allentscheidende Rolle für Erfolg oder Misserfolg. Vielmehr ist es die Einbettung der Entwicklungen in die Netzwerkgefüge[1] der Akteure, die den Gestaltungsraum wissenschaftlicher Informationsdienste wie dem Fachportal Pädagogik mitbestimmen: Fachgesellschaften, Förderpolitik und ihre -ziele oder Kooperationen mit Einrichtungen ermöglichen oder beschränken die Entwicklung ebenso wie bspw. die Verfügbarkeit von Inhalten, technischer Expertise und Ressourcen. Selbstverständlich muss jedoch ein Produkt oder eine Dienstleistung vorhandene Bedarfe der Fachcommunity adressieren, um eine erfolgreiche und tragende Infrastruktur zu bilden.
Die Fachcommunity der Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft und Fachdidaktiken bildet zentrale Strukturmerkmale, die bei der Ausrichtung einer überregionalen Infrastruktur der Fachinformation formgebend sind. Die Fachcommunity besteht aus einem transdisziplinären Forschungsfeld, das sich weitgehend disziplinären Grenzen entzieht.[2], [3] Dies beinhaltet neben verschiedenen Forschungsparadigmen ebenso eine Heterogenität an Rezeptions-, Kommunikations- und Distributionspraktiken.[4] Daraus resultieren bei der Abdeckung der Fachinformationsinfrastruktur die Herausforderung des Umgangs mit der spezifischen Heterogenität der Fachcommunitys sowie die Notwendigkeit der Offenheit und der Partizipation.
In diesem Beitrag werden im weiteren Verlauf zentrale Entwicklungen des Fachportals Pädagogik nachgezeichnet. Im Vordergrund stehen dabei diejenigen Entwicklungen, die dazu führten, dass das Fachportal Pädagogik mit der FIS Bildung Literaturdatenbank zu einer tragenden Infrastruktur in der wissenschaftlichen alltäglichen Praxis der Bezugsdisziplinen Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und der Fachdidaktiken wurde. Der Artikel gliedert sich daher in zwei Teile: Im ersten Abschnitt werden drei wichtige Etappen dargelegt, die zu dem Fachportal Pädagogik in seiner heutigen Form führten. Im zweiten Abschnitt wird die Netzwerkausgestaltung durch Partizipation, Offenheit und Nutzerorientierung dargelegt. Abschließend werden die wichtigsten Entwicklungen und Gelingensbedingungen zusammengefasst.
2 Vom Dokumentationsring Pädagogik über das Fachinformationssystem Bildung zum Fachportal Pädagogik
2.1 Die Etablierung des Fachinformationssystem (FIS) Bildung als dezentrales System
Die Nachweisdaten über das Erkenntnisprodukt Literatur bildeten eine zentrale Grundlage für die Etablierung des Fachportals Pädagogik als tragende wissenschaftliche Infrastruktur und nehmen bis heute eine Schlüsselrolle ein. Diese zentrale Stellung der Literaturdaten lässt sich auf die Gründung des Dokumentationsrings Pädagogik (Dopaed), eine freiwillige Initiative deutscher, österreichischer und Schweizer Informations- und Dokumentationsstellen aus dem Bildungsbereich, zurückführen.[5] Das Arbeitsergebnis der kooperativen Zusammenarbeit dieser etwa zehn Einrichtungen war neben einem gemeinsamen Thesaurus für pädagogische Kernbereiche, dem Thesaurus Pädagogik, auch die schon ab 1967 jährlich gedruckte „Bibliographie Pädagogik“ mit jeweils 12.000 bis 16.000 Literaturnachweisen.
1992 wurde im Rahmen einer Fachtagung, initiiert durch das hessische Wissenschaftsministerium, das Fachinformationssystem Bildung (FIS Bildung) als zeitlich befristeter Modellversuch ins Leben gerufen und das Kooperationsnetzwerk auf 12 Gründungsmitglieder erweitert. Damit war das FIS Bildung mit der FIS Bildung Literaturdatenbank als zentralem Angebot der verspätete Nachzügler der Fachinformationszentren, die als Folge des Weinberg-Reports und der entsprechenden Förderprogramme entstanden sind. Diese relativ späte Umsetzung im Bildungsbereich war zum einen auf die politische Komplexität durch die Verantwortung der Länder für Bildungsfragen zurückzuführen, zum anderen war dies der großen Vielzahl an Einrichtungen und der defizitären technischen Ausstattung geschuldet.[6] Im Unterschied zu den bereits etablierten Fachinformationszentren wurde daher das FIS Bildung nicht als starres Zentrum, sondern dezidiert als kooperierendes, partizipatives Netzwerk bzw. „dezentrales System“ aufgestellt, um dem heterogenen und föderalen Akteursgefüge im Bildungsbereich Rechnung zu tragen.[7] Damit verfolgte das FIS Bildung bereits seit Beginn eine möglichst breite fachliche Abdeckung bei der Erfassung der relevanten Literatur, um „die fortbestehende Vielfalt in der Bildungsdokumentation positiv aufzuheben“.[8] Die Zahl der aktiven Mitglieder wuchs im weiteren Verlauf von 10 auf um die 30 Dokumentationsstellen.
2.2 Das Fachportal Pädagogik im World Wide Web
Der Schritt hin zum webbasierten Angebot Fachportal Pädagogik wurde über eine Projektförderung im DFG-Förderprogramm zu Virtuellen Fachbibliotheken ermöglicht. Das Portal bot ab August 2005 die damals üblichen Kernelemente einer Virtuellen Fachbibliothek (ViFa): Als Kernstück die Recherche in der FIS Bildung Literaturdatenbank[9], eine Metasuche über fachlich relevante Datenbanken, einen fachlich gegliederten Katalogteil zum Nachweis relevanter Internetquellen, dazu Neuigkeiten, Terminkalender sowie Links auf einschlägige Stellenangebote.
Mit dem Schritt auf die weltweit verfügbare Plattform WWW vollzogen sich parallel weitere Entwicklungen und Allianzen. So verfolgte das Fachportal mit den führenden Fachdatenbanken der Psychologie und Soziologie in dem Projekt infoconnex[10] die Zielsetzung, webbasiert eine interdisziplinäre Suche mit Volltextzugriffe auf elektronische Publikationen zu ermöglichen. Mit der Beteiligung am vascoda-Portal wurde ein disziplinübergreifendes Einstiegsportal in die Virtuellen Fachbibliotheken und Fachportale unterstützt.
Zudem wurde das Angebotsspektrum des Fachportals Pädagogik größtenteils über Projektförderung erweitert. So wurde durch ein DFG-gefördertes Projekt das Open Access-Repositorium peDOCS aufgebaut und im Fachportal als eigenes Produkt verortet. Darüber hinaus wurde das Thema Forschungsdaten ab 2008 aufgegriffen, indem zwei spezielle Angebote in das Fachportal aufgenommen wurden, die sukzessive zu einem übergreifenden Forschungsdatendienst ausgebaut wurden: Die Datenbank zur Qualität von Schule (DaQS) hält Instrumente (Fragebogen und Tests) durchgeführter Projekte der Bildungsforschung zur Recherche vor, sowie ein Korpus von digitalisierten Videos mit Unterrichtsbeobachtungen aus der Bildungsforschung der DDR.
2.3 Neuausrichtung durch Relaunch Fachportal Pädagogik und Fachinformationsdienst
Der Wandel vom Sondersammelgebietssystem hin zu den Fachinformationsdiensten (FID) ermöglichte dem Fachportal in den letzten Jahren das Literaturangebot um die bedarfsorientierte Versorgung mit internationaler Literatur auszubauen und durch Nachweise von Neuerscheinungen zu erweitern.[11] Die etablierte Stellung des Fachportals Pädagogik sowie der FIS Bildung Literaturdatenbank war dabei ein zentrales Argument für die Verortung der FID-Dienste im Fachportal. Mit den Kooperationspartnern des Fachinformationsdienstes wurden neben den Angeboten zu internationalen Publikationen ebenfalls die Literaturbestände der FIS Bildung Literaturdatenbank geprüft, mit Volltextnachweisen erweitert und fehlende Datenbestände der Partner integriert. In der zweiten Förderphase des Fachinformationsdienstes ist zudem vorgesehen, eBooks-On-Demand einzubeziehen.
Mit dem Relaunch des Fachportals Pädagogik im Herbst 2017 fand zudem eine Bündelung der Angebote in die Bereiche Literatur, Forschungsdaten und Forschungsinformation statt. Dabei wurde eine stärkere Integration und Vernetzung der einzelnen Angebotsteile erreicht, eine portalübergreifende Suche etabliert sowie die Produkte stärker handlungsorientiert präsentiert, selbstverständlich responsiv und barrierefrei.
Vor dem Hintergrund des allgemein wichtiger werdenden Themas Forschungsdaten bildeten die bisherigen Erfahrungen eine geeignete Grundlage, den Bestand zu erweitern und das Ziel zu verfolgen, ein einschlägiges Forschungsdatenrepositorium mit Schwerpunkt auf qualitativen Daten zu etablieren. In Kooperation mit anderen Einrichtungen konnte außerdem ein überregionales föderiertes Angebot zu Forschungsdaten etabliert werden. Dabei bietet das Fachportal Pädagogik ein „Dach“ zu den unterschiedlichen Angeboten der Fachinformation, wobei sich Forschungsdaten als komplementäres und eigenständiges Angebot im Fachportal Pädagogik präsentieren.
3 Netzwerkausgestaltung durch Partizipation, Offenheit und Nutzerorientierung
3.1 Partizipationsmöglichkeiten beim Fachportal Pädagogik
Mit dem Modellversuch FIS Bildung wurden sowohl auf der Produktionsseite als auch auf der Nutzungsseite die technologischen Entwicklungen genutzt, um die Teilhabe zu erhöhen. Um bei der Produktion der Literaturdatenbank weitere Kooperationspartner einbeziehen zu können, wurde einerseits ein tragfähiges gemeinsames Datenformat zur Standardisierung entwickelt. Gleichzeitig wurden jedoch ebenfalls Konvertierungsroutinen (Mapping, Prüfverfahren etc.) erstellt, um die Heterogenität der verwendeten Datensysteme abzufangen. Zudem wurde der Schlagwortbestand neu aufgestellt, um auch der neu anvisierten Nutzergruppe der Wissenschaftler/-innen die Recherche zu ermöglichen.[12]
In dem Modellversuch FIS Bildung wurde ebenfalls angestrebt, die Bibliographie Pädagogik als Literaturdatenbank in elektronischer Form unter dem Namen „CD Bildung“ zu verbreiten. Sie erschien ab 1994 einmal jährlich auf einer CD-ROM und enthielt neben den Literaturdaten auch eine Retrievalsoftware mit grafischer Oberfläche. Damit wurde die bis dato vorwiegend von Fachinformationsexperten/-innen genutzte Datenbank auch für weitere Nutzer/-innenkreise zugänglich und recherchierbar.
Mit dem Aufkommen von Discovery-Systemen zur datenbankübergreifenden Recherche an Universitäten und Forschungseinrichtungen wurde für die FIS Bildung Literaturdatenbank ein weiterer Nutzungszusammenhang erschlossen. Gegenwärtig steht die Datenbank in Deutschland in den meisten relevanten Discovery-Systemen, kommerziell oder nicht, für die Recherche zur Verfügung. Zudem wurden MARCXML-Exportformate zur Nachnutzung im FIS-Verbund erstellt.
Die Etablierung des webbasierten Fachportals Pädagogik ermöglichte über die Plattform WWW sukzessive die Partizipationsmöglichkeiten der Nutzenden weiter auszubauen. So konnte bei der Integration der FIS Bildung Literaturdatenbank in das Fachportal Pädagogik eine Selbsteintragefunktion („Publikation melden“) aufgesetzt werden, um Wissenschaftler/-innen die Ergänzung des Nachweisbestandes zu ermöglichen. Darüber hinaus können Publikation über peDOCS als Open-Access-Publikationen veröffentlicht sowie Forschungsdaten archiviert werden. Zudem wurde mit dem Deutschen Bildungsserver ein gemeinsam genutzter Terminkalender etabliert, in dem Nutzer/-innen Einträge vornehmen können. Sämtliche Eintragsmöglichkeiten werden redaktionell geprüft und an übergreifende Metdatenstandards angepasst.
Im Rahmen des Fachinformationsdienstes (FID) wurde die bereits angesprochene bedarfsorientierte Versorgung von internationaler Fachliteratur durch einen Bestelldienst umgesetzt, der es Nutzer/-innen erlaubt, per Knopfdruck Monographien zu bestellen und als Direktausleihe zu sich liefern zu lassen. Zudem können Nutzer/-innen internationale Zeitschriften zum Kauf oder zur Lizenzierung vorschlagen und Bestände der FID-Partner der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung sowie des Georg-Eckert-Instituts digitalisieren.
3.2 Offenheit im Fachportal Pädagogik
Der Wandel vom kostenpflichtigen Druckerzeugnis hin zum überall und jederzeit verfügbaren kostenfreien Onlineangebot vollzog sich schrittweise. Die ersten Auseinandersetzungen weg von einer kostenpflichtigen Lizenz wurden im Rahmen des Projektverbundes infoconnex durchgeführt. Einfache Recherchen in den formalen bibliographischen Daten wurden dort erstmals kostenfrei möglich. Die Kernidee, das Pay-per-Use der Datenbanken und das Pay-per-View kostenpflichtiger elektronischer Publikationen mit einer interdisziplinären Suche frei zugänglich zu machen, war zwar innovativ, aber für das FIS Bildung kein Erfolg. Es wurden kaum Lizenzen verkauft, was jedoch auch auf die beschränkte Verfügbarkeit elektronischer Publikationen zum damaligen Zeitpunkt zurückzuführen ist. Andererseits war die FIS Bildung Literaturdatenbank durch die meisten Hochschulbibliotheken lizensiert und damit für Hochschulforschende direkt nutzbar.
Seit 2010 ist der Zugriff auf alle Funktionen im Fachportal Pädagogik uneingeschränkt kostenfrei möglich. In den letzten Jahren werden die Daten im Rahmen von Verträgen vermehrt auch anderen Institutionen zur Verwendung in Suchanwendungen kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Parallel zu diesen Entwicklungen wurde der Open-Access-Server peDOCS etabliert (s. o.), der neben dem freien Zugang zu Volltexten die Literaturmetadaten in einer offenen Lizenz zur Verfügung stellt (Creative Commons Lizenz CC0 1.0). Weitere innovative Elemente von peDOCS sind die intensive Kooperation mit renommierten Fachverlagen und die Langzeitarchivierung der Publikationen in Kooperation mit der Deutschen Nationalbibliothek.[13]
Gegenwärtig prüft das FIS Bildung, wie die mit den Partnereinrichtungen kooperativ erstellte Literaturdatenbank mit einer offenen Lizenz versehen werden kann. Damit verfolgt das Fachportal über die bisherige offene Zugänglichkeit hinaus einer verstärkten Open-Science-Ausrichtung, die auch die Nutzung der FIS Bildung Literaturdatenbank als Forschungsdatensatz, bspw. für Fragen der Wissenschaftsforschung leichter ermöglichen wird.
3.3 Nutzerorientierung durch Vernetzung, Community-Einbindung und Nutzungsanalysen
Dem dezentralen Systemansatz des FIS Bildung folgend, wurden seit Beginn jährliche Treffen der Vertreter der kooperierenden Partnereinrichtungen zur Vernetzung, zum Erfahrungsaustausch und zur weiteren Entwicklung der kollaborativ erstellten Literaturdokumentation realisiert. Zur stärkeren Ausrichtung auf die Bedarfe der Fachcommunitys wurde zudem für das Fachportal Pädagogik ein Nutzerbeirat bestehend aus zentralen Repräsentanten des Feldes etabliert. Wichtige Entwicklungen werden dort vorgestellt, diskutiert und begleitet. Darüber hinaus wurde das Fachportal Pädagogik intensiv auf Fachtagungen und Konferenzen der Fachcommunity beworben sowie ein regelmäßiger Austausch mit Fachreferenten/-innen im Bibliothekswesen über Workshops gesucht.
Auch die Entwicklung des Fachinformationsdienstes (FID) wird durch einen intensivierten Austausch mit den Fachcommunitys begleitet. Als zentrale Maßnahme wurde ein FID-Beirat etabliert, der neben zentralen Vertreter/-innen der Fachgesellschaften der Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft und Fachdidaktiken ebenso Vertreter/-innen der Bildungsmedienforschung und Hochschulforschung sowie der Fachreferenten/-innen umfasst. Zudem wurden die bisher etablierten Beiratsstrukturen und Austauschformen (u. a. Rundgespräche) der FID-Partner für fachlich spezifischere Rückmeldungen zu den FID-Entwicklungen genutzt.
Aufbau, Betrieb und vor allem die Weiterentwicklung des Fachportals Pädagogik wäre ohne die Unterstützung und die technische Expertise des Teams vom Deutschen Bildungsserver nur eingeschränkt möglich gewesen. Austausch, Synergien und Kompetenzentwicklung wurden zudem mit Leibniz-Einrichtungen wie dem ehemaligen IZ Sozialwissenschaften der GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und dem Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) sowie in weiteren Verbünden und Projekten (u. a. infoconnex, vascoda, Leibniz Forschungsverbund Science 2.0) gepflegt. Auf der inhaltlichen Ebene fungieren darüber hinaus peDOCS, die Frankfurter Forschungs- und Lehrerbibliothek des DIPF sowie die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung als enge Partner.
Das Fachportal Pädagogik wurde seit Beginn durch verschiedene begleitende Maßnahmen evaluiert und forschungsbasiert weiterentwickelt. Zur Einschätzung der Potenziale und Grenzen des WWW für die Fachinformation im Bildungsbereich wurde früh eine Nutzerstudie in Auftrag gegeben, die den Informationsbedarf und die Internetnutzung der heterogenen Fachcommunitys in der Bildung sowie relevante Informationsobjekte untersuchte.[14]
Eine weitere aufwändige Nutzer-/Nichtnutzerbefragung in der Anfangsphase gab zentrale inhaltliche Impulse und führte bspw. zur Initiierung von peDOCS. Zentrale Entwicklungen wurden zudem durch Usability Untersuchungen begleitet in Kooperation mit der HdM Stuttgart, der Firma eResult Göttingen oder zum aktuellen Relaunch im Sommer 2017 selbst durchgeführt. Daneben wurde eine stetige Nutzungsbeobachtung via Webanalyse aufgesetzt sowie Maßnahmen zur Sicherung der Barrierefreiheit umgesetzt. Ebenso sorgte ein systematisches Monitoring vergleichbarer Plattformen für die Implementierung neuer Funktionen.
Darüber hinaus wurde vor dem Start des Fachinformationsdienstes eine Umfrage durchgeführt, um die Bedarfe zu identifizieren. Gegen Ende der Laufzeit wurde durch zwei weitere Umfragen in den wissenschaftlichen und bibliothekarischen Fachcommunitys die Bedarfslage spezifiziert. Deutlich wurde dabei u. a., dass ein zentrales Anliegen der befragten Wissenschaftler/-innen die Bündelung der Angebote ist.[15] Zusätzlich zu dem Austausch mit den Fachcommunitys wurde nach der Etablierung der Services des Fachinformationsdienstes Werbemaßnahmen initiiert und die Präsenz auf Fachtagungen der jeweiligen Fachcommunitys verstärkt.
Mit der Etablierung einer Professur Informationsmanagement in Kooperation der Hochschule Darmstadt mit dem DIPF im Jahre 2005 wurde zudem die forschende Begleitung der Entwicklungen am Informationszentrum Bildung des DIPF ausgebaut. So untersuchten u. a. Dissertationen die Erweiterung von Retrievalfunktionen[16] sowie die Fachcommunity der Bildungsforschung: die Publikations- und Zitationspraxen in einer bibliometrischen Studie[17], der Umgang mit videobasierten Forschungsdaten[18] sowie die Einstellungen von unterschiedlichen Statusgruppen zu Open Access basierend auf einer Onlineumfrage.[19]
Zunehmend wurden zudem Studien auf der Basis der FIS Bildung Literaturdatenbank durchgeführt, um zum einen die Publikations- und Rezeptionspraxis sowie Trends und Wissensstände in der Bildungsforschung dezidierter zu beschreiben (Bildungsforschungsmonitoring); zum anderen, um Defizite und Potenziale der Datenbank zu identifizieren. Darauf aufbauend wurde in den letzten Jahren die Erstellung von Systematic Reviews und Metanalysen aufgegriffen, um fundiert und detailliert den Erkenntnisstand zu zentralen Themen der Bildungsforschung beschreiben zu können.
4 Zusammenfassung und Gelingensbedingungen
Zur Herausarbeitung der Gelingensbedingungen des Fachportals Pädagogik haben wir einen weiten Netzwerkbegriff verwendet, um dessen Entwicklung, Etablierung und Stabilisierung sowie dessen Vernetzung in den unterschiedlichen Akteurszusammenhängen darzustellen. Dabei prägten unterschiedliche soziale, politische und technologische Entwicklungen dieses Netzwerk, wobei die technologische Entwicklung des WWW einen zentralen Stellenwert bei der Ausweitung und Neukonsolidierung des Netzwerkes einnahm. Es wird deutlich, dass in den unterschiedlichen Netzwerkzusammenhängen jeweils unterschiedliche Zeitpunkte und Konstellationen der Bereitschaft vorzufinden sind, die für eine tragfähige Infrastruktur einzubeziehen sind. Im Folgenden werden nun die zentralen Gelingensbedingungen zusammenfassend skizziert.
1) Etablierung des Fachportals Pädagogik als webbasierte Plattform für die FIS Bildung Literaturdatenbank sowie als zentralen Einstieg für die vernetzten Informationsangebote, welches sich zum Alleinstellungsmerkmal entwickelte,
2) Aufbau tragfähiger Kooperationen mit Akteursnetzwerken wie FIS Bildung, Infrastruktureinrichtungen (u. a. Leibniz, FID), Verlagen, dem Deutschen Bildungsserver, Fachgesellschaften, die Nähe zur Bildungsforschung als genuiner Teil des DIPF sowie die Etablierung von „Schnittstellen“ zwischen diesen,
3) Adressierung einer möglichst großen Bandbreite der Informationsbedarfe unter Berücksichtigung der Heterogenität der unterschiedlichen Fachcommunitys sowie der aktiven Einbeziehung durch Beiräte, Fachtagungen, gemeinsame Publikationen etc.,
4) Forschende Begleitung und Evaluation der Entwicklungen durch Nutzungsforschung (u. a. Webanalyse), Wissenschaftsforschung (u. a. Bildungsforschungsmonitoring) und Machbarkeitsanalysen,
5) Nutzung interner Synergien am DIPF mit dem Deutschen Bildungsserver durch Nutzung gemeinsamer Daten (bspw. Veranstaltungskalender, redaktionelle Arbeiten) und technologischer Entwicklungen (Portaltechnik wie Hard- und Software, Betreuung und Programmierung) sowie mit der Frankfurter Forschungsbibliothek, der institutsspezifischen Literaturdokumentationsstelle und der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF),
6) Regelmäßige Einwerbung von Drittmittelprojekten zur Weiterentwicklung der überregionalen Fachinformation sowie für den Aufbau von Kompetenzen und experimentellen Gestaltungsräumen,
7) Aufbau von Expertisen zur Einschätzung von technologischen Gestaltungsräumen durch Vernetzung, interne Kompetenzen von Prozessen (Redaktion, Qualitätsprüfung, Standardisierung und Produktion) sowie technologischer Expertisen und Erfahrungen (Datenbankproduktion FIS Bildung Literaturdatenbank, peDOCS, Betrieb und Entwicklung Deutscher Bildungsserver und zahlreicher weiterer Anwendungen und Produkte).
Festzuhalten ist, dass durch die aktuelle DFG-Förderung der Fachinformationsdienste ein neues Potenzial darin besteht, eine Balance zwischen Innovation und Stabilisierung der überregionalen Literaturversorgung zu erzeugen. Unabhängig davon konnte jedoch das FIS Bildung letztes Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiern, zu dessen Erfolg neben den FIS- und FID-Partnern zentral die wissenschaftlichen und bibliothekarischen Fachcommunitys beitrugen.[20]
About the authors

Thomas Oerder

Dr. Christoph Schindler

Prof. Dr. Marc Rittberger
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