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Publicly Available Published by De Gruyter November 30, 2016

Open-Access-Publizieren und -Beraten: Mit Fokus auf die PUBLISSO – Publikationsplattform von ZB MED

  • Ursula Arning EMAIL logo

Zusammenfassung

PUBLISSO bietet Open-Access-Publikationsdienstleistungen aus einer Hand: Eine Plattform, auf der Forschungserkenntnisse (Texte und Forschungsdaten) aktuell und allen wissenschaftlichen Standards entsprechend frei zur Verfügung gestellt werden: als Buch, als Zeitschriftenartikel oder als Kongressabstract. Dazu werden umfassende Beratungsservices angeboten, die Kollegen in den Bibliotheken sowie Forschende bei ihrer Arbeit im Bereich elektronisches Publizieren und Open Science unterstützen.

Abstract

PUBLISSO offers open access as a one stop service: It’s a platform which allows publishing scientific results immediately according to scientific standards: as a book, as a journal publication, or as a meeting abstract. Additionally, it offers support and advice to librarians and scientists for digital publishing and open science.

1 Einleitung: Open Access bei ZB MED

PUBLISSO, das Open-Access-Publikationsportal von ZB MED,[1] bündelt und präsentiert das Engagement von ZB MED im Bereich Open Access und motiviert sich aus dem Verständnis heraus, Motor für Open Access in den Lebenswissenschaften zu sein. Es basiert auf den drei zentralen Angeboten: Publizieren, Beraten, Vernetzen.

Abb. 1: Internetauftritt von PUBLISSO, dem Open-Access-Publikationsportal von ZB MED
Abb. 1:

Internetauftritt von PUBLISSO, dem Open-Access-Publikationsportal von ZB MED

Im Bereich „Publizieren“ (Volltexte und Forschungsdaten) ist PUBLISSO Partner für Wissenschaftler der Lebenswissenschaften, die ihre Forschungserkenntnisse Open Access publizieren möchten. Dazu wird die seit über zehn Jahren erfolgreiche Publikationsplattform GMS (German Medical Science)[2] für die Lebenswissenschaften ausgebaut. Auf der Plattform können sowohl Open-Access-Zeitschriften und -Kongressabstrakts als auch Bücher erstveröffentlicht werden.

Auch als Zweitveröffentlichungen und als graue Literatur, dem sogenannten „grünen“ Bereich des Open Access, können Publikationen aus den Lebenswissenschaften bei PUBLISSO aufgenommen werden. Durch den Ausbau des ZB-MED-eigenen Fachrepositoriums Lebenswissenschaften[3] ist es möglich, auch unselbstständige Literatur aufzunehmen und sie strukturiert sichtbar zu machen. Das Repositorium wird zurzeit dahingehend ausgebaut, dass es kleineren Organisationen bzw. Institutionen ohne eigenem Repositorium eine institutionelle Ansicht gewährt: mit Logo, kurzer Beschreibung der jeweiligen Institution und den dazugehörigen Publikationen. Angezeigt werden die Veröffentlichungen zusätzlich über das Discovery-System LIVIVO von ZB MED.

Im Bereich „Beraten“ liegt der Fokus insbesondere auf dem Aufzeigen von Open-Access-Publikationsmöglichkeiten für Forschungsergebnisse und Forschungsdaten. Dies Angebot richtet sich insbesondere an Wissenschaftler. Schon zu Beginn eines Forschungsprojekts ist es wichtig, über die Möglichkeiten und Bedeutung des Forschungsdatenmanagements und der Veröffentlichung von Forschungsdaten informiert zu sein. Zudem werden Basisinformationen zu rechtlichen Grundlagen und finanziellen Fördermöglichkeiten in Bezug auf Open Access bereitgestellt. Dies geschieht unter anderem durch umfangreiche Informationstexte in Form von FAQs auf den Webseiten von PUBLISSO als auch durch persönliche Beratung.[4] Für Graduiertenzentren und Bibliotheken besteht ein Angebot an Workshops und Vorträgen rund um die Themen Open Access und Forschungsdatenmanagement, die das PUBLISSO-Team bei Bedarf individuell konzipiert und vor Ort durchführt. Des Weiteren sind Video-Tutorials produziert worden, die den DOI-Service von ZB MED und die Möglichkeit der Publikation von zugrundeliegenden Forschungsdaten zusammen mit einem Zeitschriftenartikel bei GMS erklären.[5]

„Vernetzen“: Leitgedanke von PUBLISSO ist es, die Praxis einzubinden und mitzugestalten. PUBLISSO setzt sich daher intensiv mit den Bedarfen und Problemen der jeweiligen lebenswissenschaftlichen Communitys auseinander, entwickelt entsprechende Lösungen und setzt diese in die Praxis um. ZB MED ist auch Motor für Open Access, indem es durch die Mitarbeit in politischen Gremien versucht, für Open Access Weichen zu stellen und als Sprachrohr den Bedarf der Wissenschaftler aus den Lebenswissenschaften in die Gremien und in die politische Arbeit einzubringen. Gleichzeitig werden neue politische Entwicklungen von ZB MED zeitnah aufgegriffen und im Publikationsportal PUBLISSO umgesetzt. Hierzu bestehen (teilweise schon langjährige) Kooperationen unter anderem mit Leibniz-Instituten, im Goportis-Verbund, mit der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF), bonn.realis, der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA), dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), dem hbz etc. Darüber hinaus wird mit Multiplikatoren zusammengearbeitet und Mitgliedschaften (z. B. DataCite und Dryad) eingegangen, um einerseits ein breiteres Leistungsspektrum anbieten zu können, andererseits um die Zielgruppen möglichst umfassend zu erreichen.

2 Die PUBLISSO-Open-Access-Publikationsplattform (Bücher, Zeitschriften, Kongresse, Forschungsdaten)

Schon 2003, zur Zeit der Berliner Erklärung,[6] haben AWMF, DIMDI und ZB MED gemeinsam die Publikationsplattform German Medical Science aufgebaut. Mit derzeit 16 Zeitschriften und mehr als 56 Kongressen im Jahr, ist GMS zu einem Erfolgsprodukt geworden, das 2011 zum Ort im Land der Ideen ausgewählt wurde.[7] Aufgrund einer Idee der Handchirurgin Richarda Böttcher und zusammen mit dem Verein Handchirurgie weltweit e.V. sowie der aus der AWMF gegründeten GMS gGmbH hat ZB MED die Plattform weiter ausgebaut und das Format der „Living Handbooks“ entwickelt.

Abb. 2: PUBLISSO und sein Publikationsangebot
Abb. 2:

PUBLISSO und sein Publikationsangebot

Die Prämisse aller GMS- und PUBLISSO-Publikationen, dass sie Open Access veröffentlicht werden, bedeutet, dass die Forschungserkenntnisse für alle und überall auf der Welt kostenlos zugänglich sind. Dabei behalten die Autoren ihre Urheberrechte und können selber über die weitere Verwendung ihrer Forschungserkenntnisse entscheiden.

Die Forschungsergebnisse können auf der PUBLISSO-Plattform kapitel- bzw. artikelweise und zeitnah publiziert werden, ohne die Fertigstellung aller eingereichten Kapitel (eines Buches) bzw. Artikel (einer Zeitschrift) abwarten zu müssen. Dadurch sind die Zeitschriften und insbesondere die Bücher weniger statisch. Bei den Publikationen werden durch ein Peer-Review-Verfahren alle wissenschaftlichen Qualitätsstandards berücksichtigt und eingehalten. Zudem sind die Texte durch die Vergabe von persistenten Identifikatoren wie Digital Object Identifier (DOI) dauerhaft auffindbar. „Missing Links“, die auf nicht (mehr) abrufbare Internetseiten führen, sind damit obsolet. Im Fall der Bücher ist es auf der Plattform auch möglich, neue Forschungserkenntnisse in eine neue Version des Kapitels einzubringen, ohne dass das gesamte Buch in einer Neuauflage erscheinen muss. Die aktualisierten Kapitel durchlaufen erneut einen Peer Review, bekommen einen eigenen DOI und werden durch Versionierung gekennzeichnet. Die alten Versionen bleiben jederzeit abrufbar und ermöglichen so, bei Bedarf den wissenschaftlichen Fortschritt nachzuzeichnen.

Die digitalen Publikationen ermöglichen insbesondere Multimediainhalte wie Videos, Grafiken, Audiodateien etc., die direkt in die Texte eingebunden und dort abgespielt werden können. Auch können direkte Verlinkungen zu den Quellen und Querverweise innerhalb der Kapitel gesetzt werden.

Durch das Publizieren von Zeitschriften, Kongressen und Büchern sowie von Forschungsdaten der Lebenswissenschaften aus einer Hand und durch die vorhandenen Querverweise innerhalb der Plattform werden die einzelnen Publikationen sichtbarer. Forschende mit Interesse an einem bestimmten Spezialgebiet werden so schnell auf weiterführende Literatur aufmerksam und können sie problemlos für ihre eigene Forschung hinzuziehen. Die geplante Einbindung alternativer Metriken in die Plattform wird es den Forschenden zudem ermöglichen, selber die Aufnahme ihrer Forschungsergebnisse in der Wissenschaft nachzuvollziehen.

Das Geschäftsmodell von GMS hat sich dabei als erfolgreich erwiesen. Verträge werden mit den einzelnen Fachgesellschaften geschlossen, die einen moderaten Unkostenbeitrag für die Leistungen der Redaktion und das Hosten der Plattform bezahlen. Es wird aber explizit keine Article Processing Charge (APC)[8] erhoben.[9] Seit 2013 können auch Forschungsdaten in Verbindung mit einer Publikation bei GMS beim Datenrepositorium Dryad abgelegt werden.[10] ZB MED stellt diesen Service den Fachgesellschaften kostenlos zur Verfügung, um im Sinne der Open-Access-Bewegung seinen Beitrag zu leisten, Forschungsergebnisse transparenter und leichter nachvollziehbar zu machen. Idealerweise stehen die Forschungsdaten zur Weiternutzung zur Verfügung, wodurch Doppelforschung vermieden und gegebenenfalls Forschungsgelder gespart werden können.

Dabei ist das Angebot der PUBLISSO-Plattform nachhaltig, da sie unter Federführung von ZB MED von mehreren Partnern getragen und von öffentlichen Einrichtungen unterstützt wird. So wird das neue „Living Handbook of Perishable Food Supply Chains“ durch die DFG gefördert. Auch die Entscheidung, die PUBLISSO-Plattform auf dem Open-Source-System Drupal umzusetzen, trägt zur Nachhaltigkeit bei. Mit (vorläufiger) Fertigstellung wird das Publikationssystem auf einem Git allen Interessierten zur Verfügung stehen und, wenn möglich, durch die Anwendercommunity weiterentwickelt werden. Parallel bietet ZB MED auf seiner PUBLISSO-Plattform weiterhin redaktionellen Service an, für alle, die von der Interdisziplinarität und der Sichtbarkeit der PUBLISSO-Plattform profitieren möchten.

3 Fazit

Der Aufbau von PUBLISSO durch ZB MED entspricht den Empfehlungen des Wissenschaftsrats, neue Infrastrukturen im Bereich Open Access zu schaffen.[11] Er erfüllt auch den öffentlichen Auftrag, wissenschaftliche Ergebnisse allen zugänglich zu machen. PUBLISSO setzt dabei neue Standards für die Zukunft und zeigt auf, wie sich wissenschaftliche Bibliotheken neu positionieren können. Seit dem Online-Gang von PUBLISSO im Oktober 2015 haben sich die Beratungsanfragen konstant gesteigert. Einige der Anfragen fließen in den Ausbau der FAQs ein. Seit Mai 2016 ist ein Teil der PUBLISSO-Plattform bereits online: die PUBLISSO-books. Nach und nach werden die Plattformen PUBLISSO-journals und PUBLISSO-meetings folgen und die Plattformen auf die jeweiligen neuesten wissenschaftlichen Publikationsstandards angepasst. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Aufnahme singulärer Forschungsdaten. Von der Nachfrage nach den verschiedenen PUBLISSO-Angeboten kann geschlossen werden, dass PUBLISSO sich schon in kurzer Zeit als „zentrale Anlaufstelle“ für alle Fragen rund um das Thema „Open Access“ etabliert hat.

Literaturverzeichnis

Budapest open access initiative (2002): Budapest: [Open Society Institute].Search in Google Scholar

Arning, Ursula (2015): GMS publiziert Ihre Forschungsergebnisse – und veröffentlicht die dazugehörigen Forschungsdaten bei Dryad. In: GMS Zeitschrift für medizinische Ausbildung, 32 (3). Verfügbar unter http://dx.doi.org/10.3205/zma000976.Search in Google Scholar

Berlin Declaration on Open Access to Knowledge (2001): Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities (2003). Verfügbar unter http://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung.Search in Google Scholar

Roesner, Elke (2008): Open Access Portale und ihre Etablierung am Markt: Die Entwicklung des Geschäftsmodels für „German Medical Science“. Berlin: Inst. für Bibliotheks- und Informationswiss. Humboldt-Univ (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft: 230).Search in Google Scholar

Wissenschaftsrat (2012): Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutsch-land bis 2020. Wissenschaftsrat. Verfügbar unter http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2359-12.pdf.Search in Google Scholar

Online erschienen: 2016-11-30
Erschienen im Druck: 2016-12-1

© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 9.12.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bfp-2016-0047/html
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