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Publicly Available Published by De Gruyter December 8, 2020

Die Archivöffnung beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF – Hintergründe, Metadaten, Strategie

Archive Opening at Swiss Radio and TV (SRF)–Background, Metadata, Strategies
  • Christian Vogg

    Chief Data Officer und Leiter Dokumentation + Archive, Schweizer Radio und Fernsehen SRF, CH-8052 Zürich, Schweiz

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Zusammenfassung

Aufgrund einer gesetzlichen Vorgabe ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz verpflichtet, seine Sendearchive der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies geschieht auf verschiedenen Wegen, vor allem aber über die eigenen Online-Portale. Nach der Klärung rechtlicher, technischer und finanzieller Fragen publizieren SRF und die anderen Sender der SRG kontinuierlich Archivinhalte. Große Bestände sind über die regionalen Mediatheken (Play SRG) abrufbar. An speziellen Konsultationsstationen in öffentlichen Institutionen können nahezu die gesamten audiovisuellen Archivinhalte recherchiert werden. Auf verschiedenen Social Media Plattformen betreiben alle Sender erfolgreich Archivkanäle. Zusätzliche Initiativen, wie öffentliche Veranstaltungen oder das neue Biografie-Tool SRF Timelines befördern zudem die Sicht- und Erreichbarkeit der Archivinhalte. Die komplexe Frage heterogener Metadaten wird derzeit versucht, mittels einer zentralen Datenbank zu lösen.

Abstract

Due to a legal requirement, public broadcasting in Switzerland is obliged to make its broadcast archives accessible to the public. This is done in various ways, but above all through their own online portals. After legal, technical and financial issues had been clarified, SRF and the other SRG broadcasters continuously publish archive content. Large stocks are available from the regional media libraries (Play SRG). Almost all of the audio-visual archive content can be researched at special consultation stations in public institutions. All broadcasters successfully operate archive channels on various social media platforms. Additional initiatives, such as public events or the new SRF Timelines biography tool, also make the archive content more visible and accessible. Attempts are currently being made to solve the complex question of heterogeneous metadata using a central database.

1 Archivöffnung in der Deutschschweiz

Stand heute, Herbst 2020, stehen der Schweizer Öffentlichkeit über verschiedenste Zugangswege umfangreiche Archivbestände des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) zur Verfügung. Dabei handelt es sich in aller Regel ausschließlich um Eigenproduktionen des SRF; diese decken eine breite Palette ab: News, Kultur, Sport, Unterhaltung, Fiktion, Dokumentationen. Die ältesten Videos stammen aus den 1930er-Jahren. Dazu gehören bald auch sämtliche Ausgaben der Schweizer Filmwochenschau, die von 1940 bis 1975 als ein Kernstück der politischen Information der Schweiz galt. So bietet allein die Mediathek Play SRF derzeit knapp eine Million Videos und Audios an. In Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek steht zudem in ausgewählten öffentlichen Institutionen (Bibliotheken, Museen etc.) der Bevölkerung nahezu das gesamte Sendearchiv von SRF zur Verfügung. Dort kann an geschützten Konsultationsstationen Audio- und Videomaterial aus über hundert Jahren Schweizer Zeitgeschichte recherchiert, angehört und angesehen werden. Downloads sind allerdings aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Rechercheanfragen für schulische und wissenschaftliche Zwecke bearbeitet das SRF-Archiv direkt. Das Material wird lizenzkostenfrei abgegeben. Alle weiteren Anfragen wickelt im Auftrag von SRF die Firma Telepool gegen Bezahlung ab.

Abb. 1 Screenshot Play SRF: Ansicht „Alle Audios und Videos“
Abb. 1

Screenshot Play SRF: Ansicht „Alle Audios und Videos“

Auch über die sozialen Medien stehen Archivinhalte von SRF zur Verfügung: So betreibt das Archiv-Team seit Ende 2017 überaus erfolgreiche Kanäle auf Facebook[1] und YouTube.[2] Dort werden regelmäßig Video-Clips aus den Tiefen des Archivs gepostet. Diese sind in Länge und Aufmachung (Einblender, Untertitel) für die jeweilige Plattform konfektioniert. Hinzu kommt ein aktives Community-Management, das zur Kundenbindung beiträgt.

Über die Homepage von SRF ist eine eigene, kuratierte Archivseite[3] erreichbar; diese bündelt Archiv-Inhalte, die auf den verschiedensten Plattformen gezeigt werden.

Seit kurzem gibt es eine weitere Möglichkeit, SRF Archiv-Inhalte online zu erforschen: die Applikation SRF Timelines,[4] die unter dem Arbeitstitel „Biografie-Tool“ entwickelt worden war und die auf neue Art und Weise auf die vorhandenen Metadaten zugreift (s. u.).

2 Ein Gesetzesparagraph und seine Folgen

Die im Vergleich etwa zu Deutschland oder Österreich überdurchschnittlich große Menge an ständig zugänglichem Archiv-Content eines öffentlich-rechtlichen Senders ist auf die besondere Gesetzeslage in der Schweiz zurückzuführen. 2016 hatte der Gesetzgeber in der Radio- und TV-Verordnung (RTVV, Art. 33, Abs. 2), basierend auf dem Radio- und Fernsehgesetz (RTVG, Art. 21: Erhaltung von Programmen) in Bezug auf die SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, unter deren Dach regionale Sender, die Unternehmenseinheiten, in den vier Sprachregionen der Schweiz agieren) festgehalten: „Sie macht ihre Sendungsarchive der Öffentlichkeit in geeigneter Form zum Eigengebrauch und zur wissenschaftlichen Nutzung zugänglich, unter Respektierung von Rechten Dritter.“

Das war der offizielle Startschuss für die so genannte Archivöffnung. Intern wurde diese allerdings schon seit 2006 in den Unternehmenseinheiten der SRG diskutiert; eine erste ausformulierte Strategie stammt von 2013. Eine nationale Taskforce D & A (Dokumentation und Archive) definierte damals:

„Die Archive werden zur sekundären Nutzung aktiv im B2C[5] – & B2B[6] – Markt zur Verfügung gestellt. Mit der externen Öffnung im Jahr 2015 will die SRG das breite Publikum in der Schweiz ansprechen. Die SRG SSR strebt an, dass auch die Schweizer im Ausland die Archivinhalte nutzen können. Der externe Zugriff auf alle Archivinhalte der SRG erfolgt über die Multimedia-Angebote der regionalen Unternehmenseinheiten (Websites, Tablets, Smartphones und HbbTV[7]).“

Anfang 2015 begann dann mit einer Vorstudie das erste konkrete Projekt zur Archivöffnung bei SRF. Eine interne Arbeitsgruppe sichtete das vorhandene Material – damals rund 65 000 Stunden Video- und 93 000 Stunden Audiomaterial – und teilte es aus rechtlicher Hinsicht in verschiedene Publikationskategorien ein: von „unbedenklich“ über „mit Vorbehalt“ bis hin zu „nicht publizierbar“.

An der wichtigsten technischen Voraussetzung für die Archivöffnung – der Digitalisierung der analogen Ton- und Bildträger – wurde bereits seit 2007 intensiv gearbeitet. Ende 2017 konnte die Digitalisierung der meisten Bestände des Fernseharchivs erfolgreich beendet werden. Innerhalb von zehn Jahren waren rund 120 000 Beta-Kassetten mit in erster Linie aktuellem TV-Material digitalisiert worden. Auf einem Teil dieser Kassetten waren Kopien älterer Filmbestände aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Mit Abschluss dieser Digitalisierung stehen deshalb annähernd 90 Prozent der vorhandenen Fernseh-Archiv-Inhalte digital zur Wiederverwendung zur Verfügung. Vergleichbar hoch ist die Menge an digitalisierten Audio-Archivbeständen. Einige Spezialbestände stehen noch zur Digitalisierung an. Bis etwa 2022 dürfte nahezu alles digitalisiert sein. Generell wird in der höchstmöglichen Qualität digitalisiert. Anschließend werden – nach umfangreicher Qualitätskontrolle und einer mehrmonatigen Karenzzeit – die meisten der alten Träger entsorgt.

Ein Problem digital vorliegender Essenzen[8] zeigte sich 2017: für die Online-Ausspielung war das Flash-Format von Adobe verwendet worden. Dieses Format wurde zusehends von immer weniger Playern und Browsern unterstützt. Daher mussten Tausende Videos – meistens ab Original im Archiv – neu konvertiert werden; ein überaus aufwändiger Prozess.

Um die Digitalisierung finanzieren zu können, gründete SRF 2014 nach dem Vorbild der französischsprachigen Unternehmenseinheit Radio Télévision Suisse (RTS) die Stiftung Kulturerbe von Schweizer Radio und Fernsehen. Diese Gründung wurde auch aktiv von Memoriav unterstützt, dem nationalen Netzwerk für das audiovisuelle Kulturerbe der Schweiz. Memoriav war zudem über viele Jahre hinweg an Digitalisierungsprojekten von SRF beteiligt, sowohl mit fachlicher als auch mit finanzieller Unterstützung, da über das Netzwerk öffentlich bezuschusste Projektgelder eingesetzt werden konnten.

Nach der Klärung der rechtlichen, technischen und finanziellen Rahmenbedingungen entstanden bei SRF erste Konzepte für eine kuratierte Archiv-Webseite. Anfangs hatte man sogar die Idee, die Archiv-Videos direkt aus der Archiv-Datenbank über eine Schnittstelle online zur Verfügung zu stellen. Dies wurde aber verworfen. Letztlich entschied man sich, zuerst eine Applikation zu bauen, mittels derer Archivinhalte – und zwar Essenzen und Metadaten – möglichst automatisch vom Archiv aus exportiert und online gestellt werden können. Das entsprechende Online-Gefäß ist Play SRF. Auf diese Weise wurden seit Mitte 2017 komplette Jahrgänge von Sendungen online veröffentlicht, nachdem diese jeweils auf rechtliche und technische Probleme gesichtet worden waren. Konkret bedeutet das beispielsweise: die Tagesschau von SRF, sowie die abendliche Tageszusammenfassung 10 vor 10 und auch das Magazin Schweiz Aktuell stehen nun bis zum Anfang der 1990er-Jahre nahezu komplett online zur Verfügung. Nur ganz selten wurden einzelne Beiträge aus rechtlichen Gründen gesperrt. Auch nicht mehr on-air befindliche Sendungen wie Bericht vor 8, Karussell oder MTW – Menschen, Technik, Wissenschaft, gibt es in voller Länge online. Die Anzahl von Archiv-Sendungen auf Play SRF wird kontinuierlich erweitert. Zunächst konzentrierte man sich auf Videos, seit Anfang 2020 werden auch vermehrt Archiv-Audios online publiziert. Heute stehen dort ca. 185 540 Stunden (7 731 Tage) Bewegtbild und 55 642 Stunden (2 318 Tage) Hörmaterial zum Abruf bereit.

3 Die verschiedenen Definitionen von Archiv

An dieser Stelle sei ein kurzer Exkurs erlaubt, was überhaupt unter Archiv-Inhalten zu verstehen ist, denn darüber besteht bei genauem Hinsehen kein Konsens. So ist aus Sicht eines aktuell arbeitenden Medienunternehmens alles jemals publizierte Material als Archiv zu sehen – und dazu zählt auch der erst heute Morgen veröffentlichte Radio-, Fernseh- und Onlinebeitrag. Andere Meinungen verbinden mit Archiv in erster Linie Schwarz-Weiß-Videos und knisternde Audios. Und in der Zusammenarbeit der SRG mit Schweizer Verlegern, denen seit 2019 kostenlos über eine Austauschplattform Archivinhalte zur Verfügung gestellt werden, lautet die Definition: Archiv ist alles, dessen Publikationszeitpunkt mindestens ein Jahr zurückliegt.

4 Offene Archive der SRG

Vor diesem Hintergrund hat sich auch die Praxis der Online-Archivöffnung der Unternehmenseinheiten (UE) der SRG über die Jahre hinweg regional mitunter unterschiedlich entwickelt. Zwar bieten alle UE neben dem Zugang zur jeweiligen Play-Plattform (Play RTS, Play RSI, Play RTR, Play SRF) auch noch kuratierte Archiv-Angebote an. Doch diese unterscheiden sich in Form und Umfang. Eigene Archiv-Seiten gibt es bei RSI,[9] RTR,[10] RTS,[11] und SRF.[12] Diese sind jedoch unterschiedlich in die jeweilige Navigation eingebaut. Nur bei RTR gibt es einen Archiv-Link direkt in der Dachnavigation der Seite. Bei den anderen muss mehrfach geklickt werden, um die Archivseiten zu erreichen. RTS hat zusätzlich seine erweiterte Archiv-Suche[13] in die allgemeine Suche auf der Webseite eingebaut. Hier können User nahezu das gesamte RTS-Archiv durchsuchen. Allerdings gibt es nur bei einem Bruchteil der Treffer auch einen Link zur abspielbaren Essenz.

Abb. 2 Screenshot RTS Archives, Suche
Abb. 2

Screenshot RTS Archives, Suche

Auf ihrer jeweiligen Play-Plattform weisen lediglich RSI[14] und RTR[15] kuratierte Archiv-Inhalte aus. Wiederum alle sind auch auf Drittplattformen aktiv, aber nicht auf allen Plattformen. Bei Facebook betreiben RTS,[16] RSI[17] und SRF[18] eigene Kanäle; bei YouTube sind RTS,[19] RTR[20] und SRF[21] mit eigenen Kanälen vertreten.

Und es gibt weitere Aktivitäten, wie die Archive der SRG ihre Inhalte öffentlich präsentieren. So hat RSI im Tessin stand-alone-Stationen entwickelt, so genannte Totems. Diese stehen, gegen Bezahlung, in Schulen, Museen, öffentlichen Verwaltungen und zeigen für den jeweiligen Auftraggeber konfektionierte Archivinhalte an. Daneben gibt es mit MMuseo die Möglichkeit, an speziellen Konsultationsstationen, z. B. in Bibliotheken, im gesamten Archivmaterial von RSI zu recherchieren.

Die Archivkollegen des Romanisch-sprachigen Senders RTR in Chur sind regelmäßig mit ihrem Archivangebot auf Tour und bewerben mit öffentlichen Aktionen die Inhalte. Auch RTS hat mit einem vergleichbaren Konzept auf lokaler Ebene Erfolg. SRF setzt hier mehr auf punktuelle Medienpartnerschaften im Archivbereich.

Mit der wachsenden Menge an Archiv-Content kamen aber zwei grundsätzliche Fragen ans Licht. Erstens: Der UseCase von Play SRF, nämlich in erster Linie die Inhalte für einen Seven-Days-Catch-Up (Abruf binnen einer Woche) zu optimieren, passt nicht zum Anspruch, auch Archiv-Content mehr oder wenig gleichberechtigt zu präsentieren. Und zweitens: Die Qualität und Menge auf Play SRF vorhandener Metadaten erschwert eine effektive Suche nach Archiv-Inhalten.

5 Das Biografie-Tool von SRF

Diesen beiden Problemen, die im Grunde in einer schwierigen Auffindbarkeit der Archivinhalte auf Play SRF resultieren, begegnet das Biografie-Tool, so der interne Arbeitstitel. Öffentlich bekannt unter dem Produktnamen SRF Timelines wurde es entwickelt, um sowohl auf spielerische Art und Weise Interesse an den Archivinhalten zu wecken, als auch um überhaupt die Bandbreite der vorhandenen Inhalte zumindest annähernd auszuloten. Mit dieser Applikation, die auf über eine halbe Million Archivvideos zugreift, können User sehr tief in die Archivwelten eintauchen. Als Startpunkt dient ein Datum, bevorzugt ein Geburtsdatum. Ausgehend davon zeigt das Tool auf einem Zeitstrahl Videos an, deren Auswahl in Bezug gesetzt wird zum User bzw. dessen Startdatum. So beginnt es mit „An deinem Geburtstag“, geht weiter zu „Das war deine Kindheit“, Teenie-Zeit, Erwachsen-Werden etc. Es gibt auch „Highlights vor deiner Geburt“. Die Auswahl der Videos innerhalb der definierten Zeitabstände geschieht nach dem Zufallsprinzip, wobei eine bestimmte Menge an Videos als „Milestones“ extra geflaggt ist und diese bevorzugt angezeigt werden. Zu jedem gefundenen Video kann auch eine Ähnlichkeitssuche ausgeführt werden, was wiederum noch tiefer ins Archiv führt. Es ist möglich, jede Timeline via Social Media oder E-Mail zu teilen. Das Tool steht derzeit zu Werbezwecken physisch im Landesmuseum Zürich auf ausliegenden iPads zur Verfügung. Durch die Teilen-Funktion verbreitet sich die Anwendung mittlerweile aber schon weltweit. Allerdings sind außerhalb der Schweiz viele der Inhalte aus rechtlichen Gründen durch Ländersperren blockiert (geo-blocked).

 Abb. 3: SRF Timelines, Startseite

Abb. 3: SRF Timelines, Startseite

Abb. 4 SRF Timelines:, „An deinem Geburtstag“
Abb. 4

SRF Timelines:, „An deinem Geburtstag“

SRF Timelines greift ausschließlich auf Videos zu, die auf Play SRF bereits vorhanden sind. Es wurde dafür keine extra Auswahl getroffen. Allerdings wurden die Metadaten der Videos verbessert. So stehen auf Play SRF nur der Name der Sendung, das Sendedatum, die Überschrift des Beitrags, der Episode, der Sendung zur Verfügung, sowie ein mehr oder weniger langer Webtext. Es gibt keine Schlagwörter, und Personen- oder Ortsnamen sind – falls überhaupt vorhanden – nicht extra getaggt. Für eine tiefergehende Suche in Archiv-Inhalten sowie für eine auf inhaltlichen Metadaten aufbauende Recommendation reichen diese Daten nur bedingt. Daher beschritt SRF einen neuen Weg und baute außerhalb von Play SRF eine eigene Datenbank für Metadaten auf, die so genannte Publication Data Platform. Diese sammelt aus verschiedenen internen Quellsystemen sämtliche publikationsrelevanten Metadaten ein und stellt diese über eine einzige Schnittstelle für unterschiedliche interne und externe UseCases bzw. Anwendungen zur Verfügung. SRF Timelines ist die erste Anwendung, die davon profitiert. Da in der SRF-Archiv-Datenbank für viele der auf Play SRF vorhandenen Videos der Link zum Video bekannt ist, konnte auf diese Weise das Metadaten-Set von Play SRF mit den wesentlich umfangreicheren Metadaten aus dem Archiv gematcht, de facto also angereichert werden. Mit diesen erweiterten Metadaten wird ein Elastic Search Index für SRF Timelines gespeist und erlaubt wesentlich präzisere Suchergebnisse.

Trotz dieser deutlichen Verbesserung hängen die Archive der SRG natürlich weiterhin entscheidend von der Qualität ihrer Metadaten ab.

6 Metadaten

Die Archive der SRG-Unternehmenseinheiten reichen bis zu den Anfängen von Radio und Fernsehen zurück. Auch wenn in den frühen Jahren der elektronischen Medien nur wenig archiviert wurde (u. a. weil Ton- und Bildträger dafür zu teuer waren), können doch weite Teile der Schweizer Geschichte seit dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Ton und Bild nachvollzogen werden. Dabei haben sich nicht nur die Speicher-Technologien immer wieder geändert, auch die Art und Weise, wie Metadaten annotiert und gespeichert wurden, unterlag einer Entwicklung. Nicht immer konnte dabei die Kontinuität der Daten gewahrt werden, es kam gelegentlich zu Brüchen in der Zuordnung und Logik. Dies fällt besonders jetzt in der Phase der Online-Publikation auf und führt mitunter zu aufwändiger händischer Nacharbeit. Gleichzeitig wird in Pilotprojekten bei RTS und SRF versucht, die Menge und Qualität der Metadaten mittels Tools aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz zu erhöhen. Automatische Gesichtserkennung und Bilder-Ähnlichkeitssuche spielen hier ebenso eine Rolle wie die Transkription von gesprochenem Wort. Ein Spezialprojekt bei SRF befasst sich in diesem Zusammenhang mit Speech-to-Text für Schweizerdeutsche Mundarten.

7 Ausblick

Die Archivöffnung bei SRF und den anderen Sendern der SRG wird weiter voranschreiten. Unterstützend dürfte dabei auch der Abschluss eines neuen Tarifvertrags wirken, der die Abgeltung für noch nicht vorhandene, erneute Publikationsrechte klärt. Dieser tritt Anfang 2021 in Kraft. Damit könnten Bestände geöffnet werden, die bislang aus rechtlichen Gründen noch in den Tiefen der Archive schlummern. Generell aber richtet sich die Archivöffnung an das Publikum in der Schweiz. Die aktuelle Rechtslage sowie die angespannte Finanzsituation der Service-Public-Sender der Eidgenossenschaft erlauben es voraussichtlich auf absehbare Zeit nicht, diese Archivschätze in nennenswertem Umfang auch außerhalb der Schweiz online zu zeigen.

Über den Autor / die Autorin

Dr. Christian Vogg

Chief Data Officer und Leiter Dokumentation + Archive, Schweizer Radio und Fernsehen SRF, CH-8052 Zürich, Schweiz

Literaturverzeichnis

RTVV: Radio- und Fernsehverordnung. Verfügbar unter https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20063007/index.html.Search in Google Scholar

Online erschienen: 2020-12-08
Erschienen im Druck: 2020-11-30

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 29.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bfp-2020-2047/html
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