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BY 4.0 license Open Access Published by De Gruyter April 7, 2022

Organisations-IDs in Deutschland – Ergebnisse einer Bestandsaufnahme im Jahr 2020

Organizational Identifier in Germany – Results of a Survey in 2020
  • Paul Vierkant

    DataCite, Welfengarten 1 B, D- 30167 Hannover

    ORCID logo EMAIL logo
    , Antonia Schrader

    Helmholtz-Gemeinschaft, Helmholtz Open Science Office, Telegrafenberg, D-14473 Potsdam

    ORCID logo
    and Heinz Pampel

    Helmholtz-Gemeinschaft, Helmholtz Open Science Office, Telegrafenberg, D-14473 Potsdam

    ORCID logo

Zusammenfassung

Ein Persistent Identifier (PID) für wissenschaftliche Organisationen wie Forschungseinrichtungen oder Forschungsförderorganisationen ist ein weiteres entscheidendes Puzzlestück zur Förderung der Standardisierung im wissenschaftlichen Publikationsprozess – insbesondere im Hinblick auf den bereits etablierten Digital Object Identifier (DOI) für wissenschaftliche Werke und der ORCID-ID für wissenschaftliche Autor*innen. Die Anwendung dieser PIDs ermöglicht automatisierte Datenflüsse und garantiert die dauerhafte Verknüpfung von Informationsobjekten. Darüber hinaus sind PIDs elementare Bestandteile zur Umsetzung von Open Science. So kommt z. B. der Anwendung eines PID für wissenschaftliche Organisationen bei der Analyse von Publikationen und Kosten der Open-Access-Transformation an einer Einrichtung eine zentrale Bedeutung zu. Um mehr über den Status quo der Nutzung und Verbreitung von Organisations-IDs in Deutschland zu erfahren, wurde im Rahmen des DFG-geförderten Projekts ORCID DE im Zeitraum vom 13.07.2020 bis zum 04.12.2020 eine „Umfrage zum Bedarf und Nutzung von Organisations-IDs an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland“ unter 548 wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland durchgeführt. An der bislang größten Befragung zu Organisations-IDs in Deutschland beteiligten sich 183 Einrichtungen. Bestandteil der Studie waren unter anderem Fragen zur Kenntnis, Verbreitung und Nutzung von Organisations-IDs an wissenschaftlichen Einrichtungen. Darüber hinaus wurden Anforderungen an Organisations-IDs bzw. ihre Metadaten (z. B. Relationen und Granularität) erfragt. Der vorliegende Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die Ergebnisse der im Rahmen des Projekts durchgeführten Umfrage und stellt einen Beitrag zur Förderung und zu einer gesteigerten Bekanntheit von Organisations-IDs dar.

Abstract

A persistent identifier (PID) for research organizations represents another important piece of the puzzle to promote standardization in the scholarly publication process – especially considering the already established digital object identifier (DOI) for research outputs and the ORCID ID for researchers. The use of these PIDs enables automated data flows and guarantees the permanent linking of information objects. Furthermore, PIDs are fundamental components for the implementation of Open Science. For example, when analyzing publications and costs of the Open Access transformation at an institution, the application of a PID for research organizations is crucial.In order to learn more about the status quo of the use and dissemination of organizational identifiers in Germany, a “Survey on the Need for and Use of Organizational Identifiers at Universities and Non-University Research Institutions in Germany” was conducted among 548 research institutions in Germany in the period from July 13, 2020 to December 4, 2020 as part of the DFG-funded ORCID DE project. This survey constitutes the largest survey on organizational identifiers in Germany to date; it counts 183 participating institutions. Among other things, the survey included questions on the knowledge, distribution, and use of organizational identifiers at research institutions. In addition, requirements for organizational identifiers and their metadata (e. g., relations and granularity) were queried. The present paper provides a comprehensive overview of the results of the survey conducted as part of the aforementioned project and contributes to the advancement and an increased awareness of organizational identifiers.

1 Projekt ORCID DE

Die „Umfrage zum Bedarf und Nutzung von Organisations-IDs an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland“ wurde im Rahmen der zweiten Förderphase des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts ORCID DE[1] durchgeführt. Ziel des Projekts ist die Konsolidierung der ORCID-Informationsinfrastruktur in Deutschland.[2] Hierbei wird der Ausbau sowie die Verstetigung des bestehenden Netzwerks von wissenschaftlichen Einrichtungen, die ORCID in ihren Infrastrukturen integriert haben, verfolgt. Der Fokus liegt sowohl auf dem Ausbau der Unterstützung der an ORCID interessierten und nutzenden Einrichtungen als auch auf einem perspektivisch mit ORCID verknüpften Identifikationssystem für Organisationen.[3] An dieser Entwicklung möchten sich die Projektpartner*innen stellvertretend für die deutschen wissenschaftlichen Institutionen von Anfang an beteiligen. Darüber hinaus sollen neue Anwendungskontexte von ORCID erprobt und evaluiert werden.

Projektpartner des durch die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) e. V.[4] initiierten Projektes sind DataCite,[5] das Helmholtz Open Science Office[6] am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ,[7] die Deutsche Nationalbibliothek,[8] die Universitätsbibliothek Bielefeld[9] sowie die Technische Informationsbibliothek (TIB).[10]

Die in diesem Beitrag behandelte Umfrage dient der Ermittlung von Erkenntnissen über den Stand der Kenntnisse, Nutzung und Verbreitung von Organisations-IDs an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland sowie der Eruierung von Erkenntnissen über bestehende technische, bibliothekarische und organisatorische Bedarfe bei der Nutzung von Organisations-IDs.

2 Methode, Stichprobe und Design

2.1 Methode

Die vorliegende quantitative Befragung wurde als Online-Umfrage durchgeführt. Technisch wurde die Befragung mit der Software LimeSurvey[11] auf einem Server der Universität Bielefeld umgesetzt.

2.2 Fragebogenkonzeption

Die vorliegende Umfrage ist die bislang größte Erhebung zu Organisations-IDs in Deutschland und knüpft strukturell an die in der ersten Projektphase von ORCID DE durchgeführte Umfrage „ORCID in Deutschland – Ergebnisse einer Bestandsaufnahme im Jahr 2016“[12] an. Erkenntnisse aus bis dato durchgeführten Studien zu Organisations-IDs, wie der Bestandsaufnahme „Persistent Identifier für wissenschaftliche Einrichtungen“ von Rothfritz,[13] der internationalen Initiative „Organization Identifier Project: A Way Forward“ von Cruse et al.[14] und der Analyse „Organisation identifiers: current provider survey“[15] von Bilder et al., flossen in das Studiendesign ein.

Der Online-Fragebogen gliedert sich in folgende vier Abschnitte:

  1. Allgemeines,

  2. Erfahrungen mit Organisations-IDs,

  3. Nutzung,

  4. Anforderungen an eine Organisations-ID.

Lediglich die ersten beiden der insgesamt 22 Fragen des Fragebogens waren Pflichtfragen.

2.2.1 Allgemeines

Im ersten Abschnitt des Fragebogens wurden die Teilnehmenden gebeten ihre Institution einem Institutionstypen zuzuordnen. Anschließend wurde gefragt, in welcher Funktion innerhalb ihrer Institution die Antwortenden an dieser Umfrage teilnehmen.

2.2.2 Erfahrungen mit Organisations-IDs

Im zweiten Abschnitt wurden Bekanntheit, Kenntnisse und die Wahrnehmungen der Eigenschaften bzw. Einsatzszenarien von Organisations-IDs bei den Teilnehmenden erfragt (Mehrfachauswahl möglich). Dabei wurde zunächst gefragt, in welchem Kontext die Teilnehmenden bereits von Organisations-IDs gehört haben (Mehrfachauswahl möglich).

Neben der Kenntnisnahme von Organisations-IDs im Rahmen verschiedener Kontexte wurde auch nach wahrgenommenen Eigenschaften bzw. Einsatzszenarien von Organisations-IDs gefragt (Mehrfachauswahl möglich). Hierbei wurde den Teilnehmer*innen außerdem in einem Freitextfeld die Möglichkeit gegeben, weitere ihnen bekannte Einsatzszenarien bzw. Eigenschaften zu benennen. Um die Bekanntheit konkreter Organisations-IDs zu erfassen, wurden die Teilnehmenden gefragt, welche Organisations-IDs sie bereits kennen (Mehrfachauswahl möglich). Die als Antwortmöglichkeiten angebotenen 17 Organisations-ID-Systeme basieren auf der Nennung solcher Systeme in der einschlägigen Fachliteratur.[16] Angeboten wurden kommerzielle (z. B. Ringgold Identifier) und nichtkommerzielle (z. B. Wikidata) sowie nationale (z. B. GERit ID der DFG) und internationale (z. B. ROR ID des Research Organization Registry) Organisations-IDs-Systeme. Auch wurde den Teilnehmer*innen in einem Freitextfeld die Möglichkeit gegeben, weitere ihnen bekannte Organisations-IDs zu benennen.

2.2.3 Nutzung

Über die reine Kenntnis und Wahrnehmung hinaus ist die Nutzung von Organisations-IDs für die Bestimmung des Status quo dieses PID-Typus an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland notwendig. Deshalb wurde im dritten Abschnitt „Nutzung“ gefragt, welche Organisations-IDs bereits an den Einrichtungen genutzt werden (Mehrfachauswahl möglich). Die Antwortenden konnten in einer Matrix zwischen den folgenden Antwortoptionen für die Organisations-IDs auswählen, die in der vorherigen Frage genannten wurden:

  1. Nutzen wir bereits.

  2. Nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen.

  3. Nutzen wir nicht, und planen wir nicht zu nutzen.

  4. Ich bin mir nicht sicher.

Über die aktuelle Nutzung von Organisations-IDs hinaus beleuchtet die Antwortoption „nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen“ die zukünftige Entwicklung von Organisations-IDs (Mehrfachauswahl möglich). Die Antwortmöglichkeit „nutzen wir nicht, und planen wir nicht zu nutzen“ gibt als Gegenprobe Auskunft darüber, welche Organisations-ID in Zukunft von den Antwortenden Einrichtungen nicht genutzt wird.

Der generellen Nutzung von Organisations-IDs folgend, wurde nachgefragt, in welchen Bereichen der Einrichtung bereits Organisations-IDs genutzt werden. Auch hier konnten die Antwortenden in einer Matrix zwischen den zuvor verwendeten Antwortoptionen auswählen:

  1. Nutzen wir bereits.

  2. Nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen.

  3. Nutzen wir nicht, und planen wir nicht zu nutzen.

  4. Ich bin mir nicht sicher.

Um die Frage, in welchen Bereichen Organisations-IDs genutzt werden, zu konkretisieren, wurde anschließend gefragt, in welcher Software eine Organisations-ID implementiert ist bzw. werden soll.

Die Nutzung von Organisations-IDs in institutionellen Policies ist ein weiterer Aspekt ihrer Verbreitung an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland. Es wurde dazu gefragt, ob Organisations-IDs in den institutionellen Richtlinien (Policies) integriert sind, und wenn ja, zu welchem Grad. Um den unterschiedlichen Charakteristika der verschiedenen Antwortenden Einrichtungstypen gerecht zu werden, konnten die Antwortenden unter folgenden Richtlinien, bzw. Ordnungen als Antwortmöglichkeiten ausgewählt werden:

  1. Affiliationsrichtlinie,

  2. Forschungsdaten- bzw. Forschungsdatenmanagement-Richtlinie,

  3. Promotionsordnung bzw. -richtlinie,

  4. Publikationsordnung bzw. -richtlinie,

  5. Sonstige.

Um auch die zukünftigen Entwicklungen beim Policy-Aspekt zu berücksichtigen, wurde die Antwortmöglichkeit „Es bestehen Überlegungen die Organisations-IDs zu integrieren“ angeboten.

2.2.4 Anforderungen an eine Organisations-ID

Im dritten und letzten Abschnitt der Umfrage wurde der Fokus auf Anforderungen an Organisations-IDs unter verschiedenen Gesichtspunkten gelegt. Zunächst wurden die Anforderungen an Metadaten und deren Kuration erfragt, da die Ausgestaltung des Metadatenschemas, seine Erfassungstiefe sowie die Kurationsprozesse indirekte Auswirkungen auf die Akzeptanz, Nutzung und somit die Verbreitung einer Organisations-ID haben.

Um die Anforderungen hinsichtlich der sich zwischen den Einrichtungstypen unterscheidenden Anwendungsszenarien von Organisations-IDs zu erfassen, wurden die Teilnehmenden gefragt, welchen Bedarf an Eigenschaften einer Organisations-ID es für ihr Anwendungsszenario gibt (Mehrfachauswahl möglich). Die Antwortenden konnten hierbei über eine Matrix zwischen folgenden Antwortoptionen ihren Bedarf gewichten:

  1. sehr hoher Bedarf,

  2. hoher Bedarf,

  3. niedriger Bedarf,

  4. kein Bedarf.

Da erst durch die Erfassung von verschiedenen Ebenen einer Einrichtung ein gewisser Nutzen erzeugt wird, spielt Granularität im Kontext von Organisations-IDs eine wichtige Rolle. Deshalb wurden die Teilnehmenden gefragt, wie granular die Organisationsstruktur in den Metadaten einer Organisations-ID abgebildet werden sollte.

Ein wichtiger Aspekt von PIDs im Allgemeinen und Organisations-IDs im Speziellen sind Relationen, d. h. Verknüpfungen bzw. Beziehungen zwischen (juristischen und natürlichen) Personen sowie weiteren Objekten (z. B. Publikationen, Projekte oder Veranstaltungen). Solche Relationen sind durch die Eineindeutigkeit von PIDs überhaupt erst verlässlich möglich und generieren einen Mehrwert z. B. hinsichtlich Auffindbarkeit, Evaluation und Monitoring von Forschungsoutput. Deshalb wurden drei Fragen zu Relationen im Rahmen dieser Umfrage gestellt. Zunächst wurde gefragt, welche Relationen generell in den Metadaten einer Organisations-ID abbildbar sein sollten (Mehrfachauswahl möglich). Der Relevanz von Relationen zwischen Organisationen Rechnung tragend, zielte die zweite Frage darauf ab, welche Relationen zwischen Organisationen definierbar sein sollten (Mehrfachauswahl möglich). Forschende als kleinste „Einheit“ von Organisationen sind im Fokus der dritten Relationenfrage. Hierbei wurde analog zu der vorherigen Frage gefragt, welche Relationen zwischen Personen und Organisationen definierbar sein sollten (Mehrfachauswahl möglich).

Relationen zwischen PIDs stellen einen großen Mehrwert von persistenten Identifikatoren dar. Gleichermaßen wichtig für die Nutzung von PIDs ist, dass sie mit ausreichend Metadaten versehen sind. Die Ausgestaltung bzw. Tiefe der Erfassung von Metadaten einer Organisation in Form eines Metadatenschemas ist entscheidend für den Nutzungs- und Verbreitungsgrad sowie den Kurationsaufwand einer Organisations-ID. Deshalb wurden die Teilnehmenden gefragt, welche Metadaten einer Organisations-ID zuordenbar sein sollten (Mehrfachauswahl möglich).

Namensbezeichnungen werden vermehrt in sogenannten Affiliationsrichtlinien institutionell vorgegeben und geregelt, um eine einheitliche Darstellung der Einrichtung und des gesamten Forschungsoutputs ihrer institutionszugehörigen Personen nach außen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.[17] Daher wurde die Frage gestellt, welche Namensform einer Organisation die bevorzugte und primär angezeigte Namensform sein sollte, die zusammen mit der Organisations-ID dargestellt wird.

Metadaten, die erstellt wurden, benötigen Pflege (Kuration), um aktuell zu bleiben. Deshalb wurden die Teilnehmenden befragt, bei welchem Akteur die Hoheit über die Metadaten-Kuration (z. B. Aktualisierung) einer Organisations-ID liegen sollte. Die Aufgabe der MetadatenKuration konkretisierend wurde anschließend nach dem Akteur gefragt, der innerhalb der eigenen Einrichtung die Pflege des Organisations-Eintrags übernehmen würde (Mehrfachauswahl möglich).

Über die Anforderungen an Metadaten und deren Kuration hinaus, sind Themen wie Governance, Betrieb und Geschäftsmodell eines Dienstes für Organisations-IDs von Bedeutung für seine Akzeptanz und Verbreitung. Die erste Frage zum Thema Governance zielte darauf ab, welche Aspekte der Governance des Dienstes für Organisations-IDs wichtig für die an der Umfrage teilnehmenden Organisationen sind. Weiterhin wurden die teilnehmenden Einrichtungen befragt, welche Aspekte des finanziell-nachhaltigen Betriebs eines Dienstes für Organisations-IDs wichtig für ihre Organisationen sind (Mehrfachauswahl möglich). Die dritte und letzte Frage zur Thematik Governance ermittelt, ob für die antwortenden Organisationen eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei einem Dienst für Organisations-IDs infrage käme.

Zum Abschluss des Abschnitts und gleichzeitig der Umfrage bewegt sich der Fokus weg von den aktuellen Anforderungen an Organisations-IDs hin zum zukünftigen Bedarf von PIDs für andere Ressourcen. In der letzten Frage wurden die Teilnehmenden gefragt, für welche Ressourcen oder Produkte der Wissenschaft weitere PIDs entwickelt werden sollten (Mehrfachauswahl möglich). Die Antwortenden konnten hierbei über eine Matrix zwischen folgenden Antwortoptionen ihren Bedarf gewichten:

  1. sehr hoher Bedarf,

  2. hoher Bedarf,

  3. niedriger Bedarf,

  4. Kein Bedarf.

3 Stichprobe, Rücklauf und Auswertung

Die Einladung zur Beteiligung an der „Umfrage zum Bedarf und Nutzung von Organisations-IDs an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland“ wurde an insgesamt 548 wissenschaftliche Institutionen in Deutschland versandt. Die Umfrage fand im Zeitraum vom 13.07.2020 bis zum 04.12.2020 statt. In der Einleitung zur Umfrage wurde in die Thematik von Organisations-IDs eingeführt und unter anderem der Begriff Affiliation (Institutionszugehörigkeit) erläutert.

Bei der Auswahl der eingeladenen Institutionen wurden neben sämtlichen von der Hochschulrektorenkonferenz[18] geführten Einrichtungen, insbesondere die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft,[19] der Helmholtz-Gemeinschaft,[20] der Leibniz-Gemeinschaft[21] sowie der Max-Planck-Gesellschaft,[22] berücksichtigt. Von diesen 548 kontaktierten Forschungseinrichtungen nahmen 183 an der Umfrage teil. 163 davon füllten den Fragebogen in Gänze, 20 unvollständig aus. Das entspricht einer Quote von 29,7 % vollständig ausgefüllter Teilnahmen.

Nach der ersten Auswertung der Antworten wurde beschlossen, den Teil der nicht vollständig beantworteten Fragebogen in die Auswertung einfließen zu lassen und die dabei beantworteten Fragen zu berücksichtigen (paarweiser Fallausschluss). Als Mindestanforderung wurde die Beantwortung mindestens einer Frage definiert. Infolgedessen flossen 183 Datensätze in die im Folgenden beschriebene Analyse ein. Dieser Anteil entspricht 33,4 % der zur Umfrage eingeladenen Einrichtungen.

4 Ergebnisse

Die Ergebnisse der Umfrage werden entsprechend der vier Abschnitte des Fragebogens im Folgenden dargestellt.

4.1 Allgemeines

Hinsichtlich der Beteiligung der unterschiedlichen Einrichtungstypen lässt sich konstatieren, dass Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) mehr als die Hälfte der Teilnehmenden ausmachen. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Helmholtz-Zentren, Leibniz-Institute, Max-Planck-Institute und Ressortforschungseinrichtungen) kommen insgesamt auf einen Anteil von knapp einem Drittel. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 183 Einrichtungen; es handelte sich um eine Pflichtfrage (siehe Abb. 1).

Abb. 1 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Bitte ordnen Sie Ihre Institution einer der folgenden Gruppen zu“
Abb. 1

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Bitte ordnen Sie Ihre Institution einer der folgenden Gruppen zu“

Empfänger*innen der Umfrageeinladung waren in der Regel entweder leitende Personen der Bibliothek der jeweiligen Einrichtung bzw. Ansprechpartner*in für elektronisches Publizieren oder Open Access bzw. Open Science. Die große Mehrheit von 81,4 % (n = 149) antworteten bei der Frage, „In welcher Funktion innerhalb Ihrer Institution nehmen Sie an dieser Umfrage teil?“, mit „als Mitarbeiter*in der Bibliothek.“ Dagegen nahmen 3,8 % Mitarbeiter*innen aus Forschung und Lehre (n = 7), 3,3 % aus der Verwaltung (n = 6), 1,6 % aus einem Rechenzentrum (n = 3) sowie 1,1 % eines Hochschulverlags (n = 2) in einem geringen Umfang an der Umfrage teil. Weitere Funktionen wurden zu 8,7 % (n = 16) unter „Sonstige“, angegeben, unter anderem „Data Manager“, „FIS-Beauftragter“ sowie „Informationsmanagement.“ An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 183 Einrichtungen; es handelte sich um eine Pflichtfrage (siehe Abb. 2).

Abb. 2 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „In welcher Funktion innerhalb Ihrer Institution nehmen Sie an dieser Umfrage teil?“
Abb. 2

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „In welcher Funktion innerhalb Ihrer Institution nehmen Sie an dieser Umfrage teil?“

4.2 Erfahrungen mit Organisations-IDs

Bei der Frage „In welchem Kontext haben Sie bereits von Organisations-IDs gehört?“ zeigt sich, dass sowohl im Gespräch mit Kollegen*innen mit 59,3 % (n = 108) als auch auf Veranstaltungen mit 56 % (n = 102) überwiegend Kenntnis von Organisations-IDs genommen wurde. Fachliteratur mit 42,3 % (n = 77) und Mailinglisten mit 41,8 % (n = 76) wurden ebenfalls als weitere wichtige Quellen für die Kenntnisnahme von Organisations-IDs angegeben. Lediglich 9,3 % (n = 17) der Antwortenden erfuhren durch den Fragebogen zum ersten Mal von Organisations-IDs. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 183 Einrichtungen (siehe Abb. 3).

Abb. 3 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „In welchem Kontext haben Sie bereits von Organisations-IDs gehört?“
Abb. 3

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „In welchem Kontext haben Sie bereits von Organisations-IDs gehört?“

Bei der Frage „Welche Eigenschaften bzw. Einsatzszenarien nehmen Sie bei Organisations-IDs wahr?“ nehmen die antwortenden Einrichtungen von der Vielzahl möglicher Anwendungsbereiche vor allem die Verknüpfung von Personen mit Organisationen (z. B. Affiliationsangabe) mit 81,4 % (n = 149) sowie die eindeutige Bezeichnung von Organisationen (Disambiguierung) mit 80,3 % (n = 147) als wichtigste Einsatzszenarien wahr. Darüber hinaus wird die Verknüpfung von wissenschaftlichen Ergebnissen (Publikationen, Forschungsdaten, Software) mit Organisationen mit 75,4 % (n = 138) als drittwichtigste Eigenschaft bzw. Einsatzszenario erachtet. Andere zur Auswahl angebotene Einsatzmöglichkeiten, wie Reporting/Messung des Forschungsoutputs (Bibliometrie) (n = 114), die Möglichkeit der Implementierung in bestehende Systeme (z. B. Forschungsinformationssysteme) (n = 110) sowie die Vereinfachung des Metadaten-Managements (n = 104), werden ebenfalls als potenzielle Einsatzszenarien gesehen. Lediglich „Projektförderung“ wurde im Freitextfeld als weitere Einsatzmöglichkeit genannt. Da über die in der Frage angebotenen Einsatzszenarien hinaus keine Anwendungsgebiete genannt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die abgefragten und oben genannten Eigenschaften den derzeit wahrgenommenen Stand potenzieller Einsatzszenarien von Organisations-IDs an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland abbilden. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 183 Einrichtungen (siehe Abb. 4).

Abb. 4 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Eigenschaften bzw. Einsatzszenarien nehmen Sie bei Organisations-IDs wahr?“
Abb. 4

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Eigenschaften bzw. Einsatzszenarien nehmen Sie bei Organisations-IDs wahr?“

Hinsichtlich der Frage, welche Organisations-ID bekannt ist, stellte sich die Gemeinsame Normdatei (GND) mit 77 % (n = 141) als bekannteste Organisations-ID unter den Teilnehmenden heraus. Die Bekanntheit der restlichen 16 Organisations-IDs stellt sich sehr heterogen dar. Mit 57,4 % (n = 105) ist der Ringgold Identifier die zweitbekannteste und mit 0 % (n = 0) ist die ULAN ID (Union List of Artist Names) das unbekannteste Organisations-ID-System unter den Teilnehmenden. Die „Web of Science ID“ sowie das „EU-Transparenz Register, EU Participants Portal“ wurden im Freitextfeld als weitere Organisations-IDs genannt. Da über die in der Frage angebotenen Antwortmöglichkeiten hinaus keine Organisations-IDs-Systeme genannt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die abgefragten Identifier den derzeit wahrgenommenen Kenntnisstand von Organisations-IDs an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland abbilden. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 183 Einrichtungen (siehe Abb. 5).

Abb. 5 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs kennen Sie?“
Abb. 5

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs kennen Sie?“

4.3 Nutzung

Bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ stellt sich heraus, dass die GND, als nationaler PID für Organisationen, mit 77 % am bekanntesten (siehe Abb. 5, n = 141) und mit 85 Einrichtungen (N = 134) die am meisten genutzte Organisations-ID unter den antwortenden Einrichtungen in Deutschland ist. Der International Standard Identifier for Libraries and Related Organizations (ISIL) ist mit 59 Einrichtungen (N = 118) die am zweitmeisten genutzte Organisations-ID. Ähnlich bekannte Organisations-IDs, wie die Crossref Funder ID (n = 16, N = 105), GRID ID (n = 35, N = 116), ISNI (n = 26, N = 107), Ringgold ID (n = 40, N = 113), ROR ID (n = 22, N = 110) und Scopus Affiliation ID (n = 35, N = 111) werden weniger genutzt. Mehrfachnennungen waren möglich. 149 Einrichtungen beantworteten alle in der Frage gestellten Antwortoptionen. Die Grundgesamtheiten (N) jeder Antwortoption sind jedoch aufgrund der Fragestruktur (keine Pflichtfrage, Matrixstruktur sowie fehlende Antwortoption „Keine“) unterschiedlich ausgefallen (siehe Abb. 6). Diese Unterschiede wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Abb. 6 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: nutzen wir bereits)
Abb. 6

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: nutzen wir bereits)

Bei der Antwortoption „nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen“ zeigt sich, dass wissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland auf die ROR ID als Organisations-ID ihrer Wahl setzen (siehe Abb. 7). 38 der antwortenden Einrichtungen (n = 38, N = 110) planen die ROR ID in Zukunft zu nutzen. In Summe sind dies annähernd so viel, wie die vier folgenden Organisations-IDs der Top fünf zusammen: GRID ID (n = 35, N = 116), Crossref Funder ID (n = 16, N = 105), GERit ID (n = 9, N = 102), Wikidata Identifier (n = 9, N = 104).

Abb. 7 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen)
Abb. 7

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen)

Bei der Antwortmöglichkeit „nutzen wir nicht, und planen wir nicht zu nutzen“ zeigt sich ein relativ homogenes Feld. Bei den meisten Antwortoptionen gaben zwischen 60 und 40 Einrichtungen an den jeweiligen Identifier für Organisationen nicht nutzen zu wollen. Die GND mit 16 und die ROR ID mit 23 der antwortenden Einrichtungen stechen als die beiden Organisations-IDs heraus, welche die wenigsten Einrichtungen nicht planen zu nutzen (siehe Abb. 8).

Abb. 8 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: nutzen wir nicht und planen wir nicht zu nutzen)
Abb. 8

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: nutzen wir nicht und planen wir nicht zu nutzen)

Ebenfalls homogen verteilt sich die Antwortmöglichkeit „Ich bin mir nicht sicher“ auf sämtliche der angebotenen Organisations-IDs. Zwischen 25 und 36 Einrichtungen drückten ihre Unsicherheit bei den unterschiedlichen Antwortoptionen dieser Frage aus. Jedoch ist unklar, ob sich diese Unsicherheit auf Unwissenheit über die Nutzung in der eigenen Einrichtung bezieht oder auf die Unwissenheit über die jeweilige Organisations-ID. Anzumerken ist hier die Unschärfe bei der Formulierung der Frage (siehe Abb. 9).

Abb. 9 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: ich bin mir nicht sicher)
Abb. 9

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Organisations-IDs nutzen Sie bereits?“ (Antwortoption: ich bin mir nicht sicher)

Die Frage „Welche Bereiche Ihrer Organisation nutzen bereits Organisations-IDs?“ zeigt, dass die Nutzung von Organisations-IDs in den verschiedenen Bereichen einer Organisation unterschiedlich verteilt, jedoch insgesamt niedrig ist. So haben lediglich 38 Antwortende der Einrichtungen angegeben, dass in ihrem Open-Access-Repositorium Organisations-IDs verwendet werden (N = 122). Mit 30 Antwortenden werden in Hochschulbibliografien (N = 101) am zweithäufigsten bzw. mit 26 Antwortenden in Publikationsdatenbanken (N = 93) am dritthäufigsten Organisations-IDs genutzt. Im Vergleich zu Informationsinfrastrukturen nutzt die Verwaltung Organisations-IDs tendenziell weniger für Verwaltungssoftware mit 12 Antwortenden (N = 85) oder Systeme für das Identity Management mit fünf Antwortenden (N = 78). Insgesamt werden in 164 Informationsinfrastrukturen bzw. Verwaltungssystemen wissenschaftlicher Einrichtungen in Deutschland Organisations-IDs bereits genutzt. Die Nutzung ist in 292 solcher Bereiche geplant bzw. in 209 Bereichen nicht geplant. Mehrfachnennungen waren möglich. 141 Einrichtungen beantworteten alle in der Frage gestellten Antwortoptionen (siehe Abb. 10).

Abb. 10 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Bereiche Ihrer Organisation nutzen bereits Organisations-IDs?“
Abb. 10

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Bereiche Ihrer Organisation nutzen bereits Organisations-IDs?“

Entsprechend der heterogenen Verteilung der Organisations-IDs in den unterschiedlichen Bereichen, stellt sich die Verteilung von Organisations-IDs in den verschiedenen Softwarelösungen dar. Mit 40 Antworten auf die Frage „In welcher Software ist eine Organisations-ID implementiert bzw. soll eine Organisations-ID implementiert werden?“ ist OPUS als klassische Repositorium-Anwendung die meistgenannte Software, gefolgt von dem Editorial-Management-System Open Journal Systems (OJS) mit 37 Antworten. Die Diversität in den unterschiedlichen Systemen spiegelt sich zudem in der hohen Anzahl an „sonstigen“ Antworten wider, unter denen sich diverse Eigenentwicklungen, aber auch Systeme, wie z. B. FACTScience oder Open Monograph Press, befinden. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 177 Einrichtungen (siehe Abb. 11).

Abb. 11 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „In welcher Software ist eine Organisations-ID implementiert bzw. soll eine Organisations-ID implementiert werden?“
Abb. 11

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „In welcher Software ist eine Organisations-ID implementiert bzw. soll eine Organisations-ID implementiert werden?“

Bei der Frage „Sind Organisations-IDs in Ihren institutionellen Richtlinien (Policies) integriert, wenn ja zu welchem Grad?“ ist insgesamt festzustellen, dass Organisations-IDs von nur wenigen wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland in ihre institutionellen Richtlinien integriert sind. Die Antwortenden gaben an, dass derzeit Organisations-IDs in lediglich 16 Policies verankert sind (zehn Affiliationsrichtlinien, drei Forschungsdaten- bzw. Forschungsdatenmanagement-Richtlinien, drei Publikationsordnung bzw. -richtlinien). Insgesamt ist es geplant in 46 Richtlinien (15 Forschungsdaten- bzw. Forschungsdatenmanagement-Richtlinien, zwölf Affiliationsrichtlinien, 13 Publikationsordnung bzw. -richtlinien, drei Promotionsordnung bzw. -richtlinien, drei Sonstige) wissenschaftlicher Einrichtungen in Deutschland Organisations-IDs zu integrieren. Mehrfachnennungen waren möglich. 139 Einrichtungen beantworteten alle in der Frage gestellten Antwortoptionen. Die Grundgesamtheiten jeder Antwortoption sind jedoch aufgrund der Fragestruktur (keine Pflichtfrage, Matrixstruktur sowie fehlende Antwortoption „Keine“) unterschiedlich ausgefallen (siehe Abb. 12). Diese Unterschiede wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Abb. 12 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Sind Organisations-IDs in Ihren institutionellen Richtlinien (Policies) integriert, wenn ja zu welchem Grad?“
Abb. 12

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Sind Organisations-IDs in Ihren institutionellen Richtlinien (Policies) integriert, wenn ja zu welchem Grad?“

4.4 Anforderungen

Die Antwortverteilung bei der Frage „Welchen Bedarf an Eigenschaften einer Organisations-ID gibt es für Ihr Anwendungsszenario?“ zeichnet ein Bild vielfältiger Bedarfe an Eigenschaften unter den Antwortenden. Von den 14 angebotenen Antwortmöglichkeiten wurden fünf Optionen von mehr als der Hälfte der Antwortenden mit einem sehr hohen bzw. hohen Bedarf angegeben. Für 132 Antwortende ist die „Globale Eindeutigkeit und Persistenz“ die wichtigste Eigenschaft für die Anwendungsszenarien der antwortenden Einrichtungen. „Maschinenlesbarkeit der Metadaten (z. B. via API)“ ist für 123 antwortende Einrichtungen relevant. 107 Einrichtungen wählten die Antwort „Metadaten können heruntergeladen und nachgenutzt werden (z. B. CSV, JSON, RDF).“ Mit 106 Einrichtungen wählten fast genauso viele Teilnehmende die Antwortoption „Metadaten sind unter einer freien Lizenz (nach-)nutzbar“. Die fünfte mehrheitlich geforderte Eigenschaft ist Interoperabilität (n = 101). Diesen fünf favorisierten Eigenschaften stehen drei am wenigsten angegebenen Bedarfe gegenüber: Granularität (n = 60), Versionierung (n = 59) sowie die Kuratierung durch den/die Betreiber*in den Organisations-ID-Verzeichnissen (n = 58). Mehrfachnennungen waren möglich. 148 Einrichtungen beantworteten alle in der Frage gestellten Antwortoptionen. Die Grundgesamtheiten jeder Antwortoption sind jedoch aufgrund der Fragestruktur (keine Pflichtfrage, Matrixstruktur sowie fehlende Antwortoption „Keine“) unterschiedlich ausgefallen (siehe Abb. 13). Diese Unterschiede wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Abb. 13 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welchen Bedarf an Eigenschaften einer Organisations-ID gibt es für Ihr Anwendungsszenario?“
Abb. 13

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welchen Bedarf an Eigenschaften einer Organisations-ID gibt es für Ihr Anwendungsszenario?“

Auf die Frage, wie granular die Organisationsstruktur in den Metadaten einer Organisations-ID abgebildet werden sollte, fällt das Votum deutlich für die Antwort „Bis zur dritten Organisations-Stufe (z. B. Institut)“ aus (n = 72). Das Gros innerhalb dieser Antwortmöglichkeit bilden Hochschulen und Leibniz-Institute. 13 Fachhochschulen, 31 Universitäten sowie 16 Leibniz-Institute, die an der Umfrage teilgenommen haben, erachten die Erfassung bis zur dritten Organisationsstufe bei einer Organisations-ID als die wichtigste Ebene. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 156 Einrichtungen (siehe Abb. 14).

Abb. 14 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Wie granular sollte die Organisationsstruktur in den Metadaten einer Organisations-ID abgebildet werden?“
Abb. 14

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Wie granular sollte die Organisationsstruktur in den Metadaten einer Organisations-ID abgebildet werden?“

Auf die Frage, welche Relationen generell in den Metadaten einer Organisations-ID abbildbar sein sollten, gab die Mehrheit der Antwortenden (n = 130) an, dass organisatorische Relationen (z. B. Universität, Fakultät, Institut) am wichtigsten seien. Ebenfalls vielfach angegeben wurden Relationen zu Publikationen (n = 103) sowie Relationen zu Personen (n = 102). Die Antwortoption „Relationen zu Veranstaltungen“ wurden von den wenigsten Antwortenden (n = 37) genutzt. Darüber hinaus zeigen die unter „Sonstige“ in einem Freitextfeld von den Antwortenden gegebenen Antworten, dass lediglich „Vorgänger-Nachfolger-Relationen zwischen Organisationen“ eine Relation war, die nicht direkt unter den angebotenen Antwortoptionen auszuwählen war (jedoch auch indirekt über temporäre Relationen hätte angegeben werden können). Daher kann davon ausgegangen werden, dass die abgefragten und oben genannten Relationen das derzeitige Desiderat an Relationen von Organisations-IDs abbilden. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 15).

Abb. 15 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Relationen sollten generell in den Metadaten einer Organisations-ID abgebildet werden können?“
Abb. 15

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Relationen sollten generell in den Metadaten einer Organisations-ID abgebildet werden können?“

Die Relation „formerName/laterName“ ist die am meisten gewünschte Verknüpfung unter den Teilnehmenden (n = 112) auf die Frage „Welche Relationen zwischen Organisationen sollten definiert werden können?“ Durch eine solche Verknüpfung sollen Datensätze von Organisationen, die in der Vergangenheit umbenannt wurden, in Relation zueinander gesetzt werden. Die Relation „isMemberOf/hasMember“ wurde durch 104 antwortende Einrichtungen als zweitmeiste Relation gewünscht. Den Bedarf Untereinheiten mit einer Organisation via „isUnitOf/hasUnit“ verknüpfen zu können, gaben 97 Teilnehmende an. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 16).

Abb. 16 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Relationen zwischen Organisationen sollten definiert werden können?“
Abb. 16

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Relationen zwischen Organisationen sollten definiert werden können?“

Auf die Frage, welche Relationen zwischen Personen und Organisationen definierbar sein sollten, ist „isAffiliatedWith/hasEmployee“ mit 103 Antwortenden die bevorzugteste Relation der teilnehmenden Einrichtungen. Die zweite der beiden mehrheitlich geforderten Relationen zwischen Personen und Organisationen ist „IsMemberOf/hasMember“ mit 98 Antwortenden. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 17).

Abb. 17 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Relationen zwischen Personen und Organisationen sollten definiert werden können?“
Abb. 17

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Relationen zwischen Personen und Organisationen sollten definiert werden können?“

Bei der Frage „Welche Metadaten sollten einer Organisations-ID zugeordnet werden können?“ ist den meisten Teilnehmenden (n = 145) die Angabe des „bevorzugten Namens“ innerhalb eines Metadatenschemas für Organisations-IDs am wichtigsten. Mit einem ähnlich hohen Stimmanteil (n = 143) wurden „Namensabkürzungen/Akronyme“ sowie „Namensvarianten“ (n = 140) angegeben. Knapp drei Viertel aller Antwortenden (n = 122) gaben an, dass der „Name in anderen Sprachen“ und die „URL der Organisation“ als Metadaten vorhanden sein sollten. Die Angabe des Ländercodes (n = 115) sowie der „Zeitraum der Benennung der Organisation“ (n = 100) sind die beiden einzigen weiteren mehrheitlich gewünschten Metadaten zu einer Organisation. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 18).

Abb. 18 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Metadaten sollten einer Organisations-ID zugeordnet werden können?“
Abb. 18

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Metadaten sollten einer Organisations-ID zugeordnet werden können?“

Bei der Frage „Welche Namensform einer Organisation sollte die bevorzugte und primär angezeigte Namensform sein, die zusammen mit der Organisations-ID dargestellt wird?“ ist die von den Teilnehmenden mit Abstand bevorzugte Namensform „immer die Namensform der Organisation, mit der sie identifiziert werden möchte“ (n = 74). 37 antwortende Einrichtungen bevorzugen „immer die landessprachliche Namensform der Organisation“ und 22 Antwortende „immer die englischsprachige Namensform, da es sich um eine internationale Datenbank handelt“. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 153 Einrichtungen (siehe Abb. 19).

Abb. 19 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Namensform einer Organisation sollte die bevorzugte und primär angezeigte Namensform sein, die zusammen mit der Organisations-ID dargestellt wird?“
Abb. 19

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Namensform einer Organisation sollte die bevorzugte und primär angezeigte Namensform sein, die zusammen mit der Organisations-ID dargestellt wird?“

Auf die Frage, bei welchem Akteur die Hoheit über die Metadaten-Kuration (z. B. Aktualisierung) einer Organisations-ID liegen sollte, wurde mehrheitlich die Antwortmöglichkeit „Organisationen sollten die Metadaten ihrer Einträge selbst pflegen können“, ausgewählt (n = 105). Dies spiegelt deutlich den bei der Namensform angedeuteten Anspruch auf Hoheit über die Metadaten der eigenen Einrichtung wider. Die Antwortmöglichkeit „Die Metadaten sollten von dem Dienst für Organisations-IDs selbst gepflegt werden“ ist die am zweitmeisten gewählte Antwort (n = 23). Unter anderem präferieren die bei der Antwortoption „Sonstiges“ als Freitext gegebenen Antworten eine Mischform aus Kuration durch die Organisationen selbst und dem Dienst für Organisations-IDs. Zudem wurde die Kuration als „international koordinierte Aufgabe der Nationalbibliotheken“ vorgeschlagen. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 144 Einrichtungen (siehe Abb. 20).

Abb. 20 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Bei welchem Akteur sollte die Hoheit über die Metadaten-Kuration (z. B. Aktualisierung) einer Organisations-ID liegen?“
Abb. 20

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Bei welchem Akteur sollte die Hoheit über die Metadaten-Kuration (z. B. Aktualisierung) einer Organisations-ID liegen?“

Bei der Frage „Angenommen, Ihre Organisation könnte die Metadaten Ihrer Organisation-ID selbst pflegen, welcher Akteur in Ihrer Organisation würde den Eintrag ihrer Organisation pflegen?“ nennt die einzige mehrheitlich ausgewählte Antwortmöglichkeit die Bibliothek als verantwortlichen Akteur (n = 107). Hier gilt es zu beachten, dass die Hauptgruppe der an der Umfrage teilnehmenden Personen „Mitarbeiter*in der Bibliothek“ (n = 149) als Arbeitsbereich angegeben haben (siehe Abb. 2). Dementsprechend sieht umgekehrt ein Teil der Bibliotheksmitarbeiter*innen die Verantwortung für die Metadaten-Kuration nicht in der Bibliothek, sondern bei der Verwaltung (n = 65), Rechenzentrum (n = 12), in der Wissenschaft (n = 11), sind sich nicht sicher (n = 38) bzw. bei Sonstiges (n = 6). Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 21).

Abb. 21 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Angenommen, Ihre Organisation könnte die Metadaten Ihrer Organisation-ID selbst pflegen, welcher Akteur in Ihrer Organisation würde den Eintrag ihrer Organisation pflegen?“
Abb. 21

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Angenommen, Ihre Organisation könnte die Metadaten Ihrer Organisation-ID selbst pflegen, welcher Akteur in Ihrer Organisation würde den Eintrag ihrer Organisation pflegen?“

Bei der Frage „Welche Aspekte der Governance des Dienstes für Organisations-IDs sind wichtig für Ihre Organisation?“ gaben 126 antwortende Einrichtungen an, dass der Betrieb des Dienstes nach offenen und transparenten Statuten erfolgen sollte.[23] Zweitwichtigster Aspekt ist für 112 der antwortenden Einrichtungen, dass der Dienst nicht profitorientiert betrieben wird. Ebenfalls von Bedeutung ist für die Mehrheit der Antwortenden, dass die Software des Dienstes für Organisations-IDs Open Source und unter einer freien Lizenz verfügbar ist (n = 100). Mit 47 Antwortenden ist der einzige als weniger wichtig erachtete Aspekt unter den angebotenen Antwortoptionen, dass der Dienst von Akteuren der wissenschaftlichen Community selbst betrieben wird. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 22).

Abb. 22 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Aspekte der Governance des Dienstes für Organisations-IDs sind wichtig für Ihre Organisation?“
Abb. 22

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Aspekte der Governance des Dienstes für Organisations-IDs sind wichtig für Ihre Organisation?“

Auf die Frage welche Aspekte des finanziell-nachhaltigen Betriebs eines Dienstes für Organisations-IDs wichtig für Ihre Organisation sind, antworteten 99 Einrichtungen, dass der Dienst kostenfrei zugänglich sein solle. Der zweitwichtigste Aspekt ist, dass die Einnahmen des Dienstes auf Dienstleistungen und nicht auf den Metadaten basieren soll (n = 48). Mit 42 Antwortenden sind ähnlich viele Einrichtungen der Meinung, dass der Dienst durch Mitgliedschaftsgebühren finanziert werden sollte. Eine gewisse Unsicherheit bei dieser Fragestellung wird dadurch sichtbar, dass 43 der antwortenden Einrichtungen angegeben haben, sich nicht sicher zu sein. Die Antwortoption, dass der Dienst crowdfundingbasiert ist, stellt bloß für vier Einrichtungen und somit einer Minderheit einen wichtigen finanziell-nachhaltigen Aspekt beim Betrieb eines Dienstes für Organisations-IDs dar. Mehrfachnennungen waren möglich. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 167 Einrichtungen (siehe Abb. 23).

Abb. 23 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Aspekte des finanziell-nachhaltigen Betriebs eines Dienstes für Organisations-IDs sind wichtig für Ihre Organisation?“
Abb. 23

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Welche Aspekte des finanziell-nachhaltigen Betriebs eines Dienstes für Organisations-IDs sind wichtig für Ihre Organisation?“

Auf die Frage „Käme für Ihre Organisation eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei einem Dienst für Organisations-IDs infrage? wählte die Mehrheit (n = 103) die Antwortmöglichkeit „Ich bin mir nicht sicher.“ 35 Antwortende stimmten mit „Ja“, 21 Antwortende stimmten mit „Nein“. An der Beantwortung der Frage beteiligten sich 159 Einrichtungen (siehe Abb. 24).

Abb. 24 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Käme für Ihre Organisation eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei einem Dienst für Organisations-IDs infrage?“
Abb. 24

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Käme für Ihre Organisation eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei einem Dienst für Organisations-IDs infrage?“

Zum Abschluss der Umfrage wurde gefragt, „Für welche der folgenden Ressourcen/Produkte sollten Ihrer Meinung nach weitere persistente IDs entwickelt werden?“ Die Gewichtungen „sehr hoher Bedarf“ und „hoher Bedarf“ zusammen betrachtet, besteht das größte Desiderat für einen PID für Verlage (n = 85). Den zweithöchsten Bedarf sehen die Teilnehmenden für PIDs für Projekte (n = 79). Am wenigsten Bedarf wird für PIDs für Proben gesehen (n = 26). PIDs für Forschungsinfrastrukturen (n = 70), Konferenzen (n = 58), Forschungssoftware (n = 44) und Forschungsinstrumente (n = 42) bewegen sich im Mittelfeld dieses Spektrums. Mehrfachnennungen waren möglich. 136 Einrichtungen beantworteten alle in der Frage gestellten Antwortoptionen. Die Grundgesamtheiten jeder Antwortoption sind jedoch aufgrund der Fragestruktur (keine Pflichtfrage, Matrixstruktur sowie fehlende Antwortoption „Keine“) unterschiedlich ausgefallen (siehe Abb. 25). Diese Unterschiede wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Abb. 25 
            Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Für welche der folgenden Ressourcen/Produkte sollten Ihrer Meinung nach weitere persistente IDs entwickelt werden?“
Abb. 25

Verteilung und Anzahl der Antworten bei der Frage „Für welche der folgenden Ressourcen/Produkte sollten Ihrer Meinung nach weitere persistente IDs entwickelt werden?“

5 Auswertung

5.1 Erfahrungen mit Organisations-IDs

Die Gemeinsame Normdatei (GND) stellte sich als bekannteste Organisations-ID unter den an der Umfrage teilnehmenden wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland heraus. Dies ist nicht verwunderlich, da die GND durch die Deutsche Nationalbibliothek (DNB), die deutschsprachigen Bibliotheksverbünde und weitere Bibliotheksservices einen hohen Verbreitungsgrad in ihrer Anwendung als nationaler Identifikator für wissenschaftliche Autor*innen hat (u. a. durch die Pflichtablieferung von Dissertationen bei der DNB, siehe Abb. 5).

5.2 Nutzung

Die unterschiedliche Verteilung bei der Nutzung von Organisations-IDs in verschiedenen Bereichen einer Organisation ist nicht zwangsläufig auf die Thematik der Organisations-IDs zu beziehen, sondern ist grundsätzlich davon abhängig, ob die jeweiligen Infrastrukturen bzw. Systeme an der Einrichtung vorhanden sind oder nicht. Bei der Nutzung von Organisations-IDs ähnelt die Verteilung der Antworten bei der Antwortoption „nutzen wir nicht, aber planen wir zu nutzen“ der Verteilung bei der bereits bestehenden Nutzung von Organisations-IDs, wobei der Zuwachs durch die geplanten Implementierungen in den diversen Bereichen eine Verdopplung bzw. eine Verdreifachung darstellt (siehe Abb. 10).

In Bezug auf die Implementierung von Organisations-IDs ist festzustellen, dass es insgesamt gesehen mehr Implementierungen mit Open-Source-Softwarelösungen gibt, was jedoch wahrscheinlich ihrer generell hohen Verbreitung zuzuschreiben ist (siehe Abb. 11).

Die Integration von Organisations-IDs in institutionelle Richtlinien ist eher gering. Dies könnte einerseits mit einem geringen Bewusstsein für die Notwendigkeit von Organisations-IDs in Policies zusammenhängen, andererseits legt die Verteilung der Antwortmöglichkeit „Ist nicht vorhanden“ nahe, dass an vielen Einrichtungen diese Richtlinien schlicht nicht existieren (siehe Abb. 12).

Insgesamt zeichnet sich hinsichtlich der technischen Implementierung von Organisations-IDs in Informationsinfrastrukturen und ihrer Verankerung in Policies wissenschaftlicher Einrichtungen in Deutschland ein heterogenes Bild ab. Es wird ein breites Spektrum von Organisations-IDs in unterschiedlichen Bereichen und Software-Lösungen genutzt, wobei die GND die aktuell am weitesten verbreitete und die ROR ID die am häufigsten eingeplante Organisations-ID ist. Momentan sind Organisations-IDs in Richtlinien wissenschaftlicher Einrichtungen in Deutschland nur in geringem Maße verankert. Jedoch ist analog zur technischen Implementierung auch hier in Zukunft mit einer vermehrten Integration von Organisations-IDs zu rechnen.

5.3 Anforderungen

Es ist anzunehmen, dass das deutliche Votum für die Abbildung der Organisationsstruktur bis zur dritten Ebene mit den komplexen Organisationsstrukturen, z. B. von Universitäten, zusammenhängt (siehe Abb. 14). Es zeigt sich darüber hinaus, dass Relationen zwischen Organisationen ein wichtiges Desiderat für wissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland darstellt (siehe Abb. 15).

Die Verteilung der Antworten auf die Frage, welche Relationen zwischen Personen und Organisationen definierbar sein sollten, zeigt, dass Relationen zwischen Organisationen und Personen (Affiliation Use Case) bei Organisations-IDs als besonders wichtig bewertet wird und somit die antwortenden Organisationen sich mehrheitlich wünschen, dass die Zugehörigkeit der Forschenden zur Einrichtung abgebildet werden kann (siehe Abb. 17).

Auffallend ist bei der Frage „Welche Metadaten sollten einer Organisations-ID zugeordnet werden können?“, dass die meisten der mehrheitlich gewünschten Metadatenfelder die Namensthematik adressiert. Im Gegensatz dazu wird anderen Merkmalen einer Organisation, wie ihre Rechtsform, hierarchische Relationen oder die Beschreibung der Einrichtung eine eher nachgeordnete Bedeutung beigemessen (siehe Abb. 18).

Bei der Frage „Welche Namensform einer Organisation sollte die bevorzugte und primär angezeigte Namensform sein, die zusammen mit der Organisations-ID dargestellt wird?“ wird deutlich, dass die Antwortenden Einrichtungen die Bestimmungshoheit über die Namensform primär bei sich selbst sehen (siehe Abb. 19).

Insgesamt lässt sich hinsichtlich der Metadaten einer Organisations-ID konstatieren, dass vor allem Relationen zwischen Organisationen sowie Relationen zwischen Organisationen und Personen (Affiliation Use Case) als wichtig erachtet werden. Bei den mehrheitlich gewünschten Angaben zu einer Organisation konzentrieren sich die Metadaten auf Namensformen, welche wiederum von den Einrichtungen selbst bestimmt werden sollen. Da die Namensform nur ein isoliertes und nicht repräsentatives Beispiel für den Anspruch auf die Metadaten-Kuration, also die Pflege eines Organisations-Metadatensatzes, sein kann, wurden die Teilnehmenden auch zur Kuration direkt befragt. Hierbei wurde deutlich, dass die Mehrheit der teilnehmenden Einrichtungen die Pflege der Metadaten ihrer Einträge bei den Organisationen selbst sieht (siehe Abb. 20). Zwar sollte innerhalb der Organisationen die Metadatenpflege der eigenen Organisations-ID mehrheitlich durch die Bibliothek erledigt werden, überraschend erscheint jedoch der relativ hohe Anteil an Antwortenden, der auch die Verantwortung in der Verwaltung sieht (siehe Abb. 21).

Die Antwortverteilung auf die Frage, welche Aspekte der Governance des Dienstes für Organisations-IDs wichtig für eine Organisation sind, zeigt, dass Wert auf Offenheit und einen nichtprofitorientierten Ansatz gelegt wird (siehe Abb. 22).

Interessant bei der Antwortverteilung auf die Frage, ob eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei einem Dienst für Organisations-IDs infrage für die teilnehmende Organisation käme, ist, dass es kein klares Stimmungsbild in die eine oder andere Richtung gibt (siehe Abb. 24). Somit bleibt offen, welche Akzeptanz ein mitgliedschaftsbasierter Dienst für Organisations-IDs in Deutschland hätte.

Insgesamt zeigt der Fragenbereich zum Thema Governance, dass für die antwortenden Einrichtungen ein Dienst für Organisations-IDs offen und frei zugänglich sein sollte, wobei die Teilnehmer*innen der Umfrage sich nicht sicher sind, ob eine kostenpflichtige Mitgliedschaft für ihre Institution infrage käme.

Bei der abschließende Frage, für welche Ressourcen oder Produkte weitere persistente IDs entwickelt werden sollten, ist aufgrund des Ergebnisses zu vermuten, dass die Heterogenität der Bedarfe in den unterschiedlichen und fachspezifischen Einsatzszenarien bzw. Forschungsfeldern der verschiedenen Einrichtungstypen begründet ist (siehe Abb. 25).

6 Fazit

Die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage ermöglichen einen umfassenden Blick auf den aktuellen Stand der Kenntnis und Nutzung von Organisations-IDs an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland. Organisations-IDs werden in diversen Einsatzszenarien als nützlich angesehen bzw. bereits genutzt, vor allem jedoch, um eine Einrichtung eindeutig zu bezeichnen und sie mit institutionszugehörigen Personen sowie anderen Organisationen zu verknüpfen (Affiliation Use Case). Sowohl die Bekanntheit als auch die Nutzung von unterschiedlichen Organisations-IDs ist sehr heterogen, wobei letztere deutlich geringer ausfällt und somit derzeit noch ein großes Verbreitungspotential besteht. Dieses zukünftige Potential wird, z. B. in einem offenen PID, wie der ROR ID, gesehen.

Die Erkenntnisse über die Anforderungen an Relationen, Metadaten und Kuration von Organisations-IDs erweisen sich ebenfalls als sehr hilfreich, wenn es um die Ausgestaltung eines Metadatenschemas von Organisations-IDs geht. Beachtenswert ist, dass die Mehrheit der Antwortenden die Deutungshoheit über die Metadaten, wie z. B. Namensformen, bei der Einrichtung selbst sieht, was sich wiederum in dem Anspruch widerspiegelt, dass Einrichtungen die Metadaten ihrer Organisations-IDs selbst pflegen möchten. Angesichts der von den Antwortenden geforderten Erfassungs-Granularität bis zur dritten Stufe in der Organisationsstruktur (z. B. Institute), erscheint dieser Anspruch gerechtfertigt, da die Dokumentation der komplexen und volatilen Strukturen einer Einrichtung dauerhaft und effizient in den Metadaten einer Organisations-ID nur von der Einrichtung selbst aktuell gehalten werden können.

Offenheit, kostenfreie Zugänglichkeit und eine nichtprofitorientierte Ausrichtung sind die Kernanforderungen zur Governance und zum Betrieb eines Dienstes für Organisations-IDs. Ob und wie sich ein solcher Dienst nachhaltig finanzieren lässt, ist den antwortenden Einrichtungen jedoch unklar.

Abschließend konnte die Umfrage erfassen, dass derzeit und zukünftig Bedarfe an PIDs für weitere Ressourcen und Produkte gesehen werden. Das Projekt ORCID DE nimmt sich aktuell und in Zukunft weiter dem Thema Organisations-IDs an. Darüber hinaus vernetzen sich die ORCID-DE-Projektpartner mit diversen Initiativen und Projekten im deutschsprachigen Raum, um die Entwicklung von PIDs in Deutschland zu begleiten und zu befördern.

Die Autor*innen bedanken sich bei allen Einrichtungen und deren Vertreter*innen, die sich an der Umfrage beteiligt haben.

7 Forschungsdaten

Die Forschungsdaten dieser Umfrage wurden anonymisiert über Zenodo öffentlich zugänglich gemacht.[24]

Über die Autoren

Paul Vierkant

DataCite, Welfengarten 1 B, D- 30167 Hannover

Antonia Schrader

Helmholtz-Gemeinschaft, Helmholtz Open Science Office, Telegrafenberg, D-14473 Potsdam

Heinz Pampel

Helmholtz-Gemeinschaft, Helmholtz Open Science Office, Telegrafenberg, D-14473 Potsdam

Literaturverzeichnis

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Online erschienen: 2022-04-07
Erschienen im Druck: 2022-04-30

© 2022 Paul Vierkant, Antonia Schrader und Heinz Pampel, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Downloaded on 21.3.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bfp-2021-0089/html
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