Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag möchte klären, inwiefern Dante die Konzepte des »auctor« beziehungsweise des »poeta« voneinander abhebt oder aber analogisiert. Dafür wird zunächst untersucht, wie in den der Commedia vorangehenden Werken die volgare-Dichter und die lateinischen auctores zueinander in Beziehung gesetzt werden. In der Commedia steht die prophetische Dimension im Vordergrund, so dass sich Dante hier den Rang eines poeta zuerkennen und seine Vision als ein den heiligen Schriften gleichrangiges Werk darstellen kann. Von diesen Voraussetzungen ausgehend scheint die Interpretation der Verse, in denen Dante durch seinen Ahn Cacciaguida die deutlichste und elaborierteste Dichter-Investition in der Commedia erfährt, zwingend: Die auctoritas gebührt stets den heiligen Schriften und ihren Verfassern: Der einzige wahre auctor ist, in der Tat, Gott.
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