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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter Oldenbourg August 26, 2017

Angst-Traum „Angst-Raum“

Über den Erfolg der AfD, „die Ängste der Menschen“ und die Versuche, sie „ernst zu nehmen“

  • Floris Biskamp

    Dr. Floris Biskamp ist Lehrkraft für besondere Aufgaben sowie Koordinator des Promotionskollegs Soziale Menschenrechte an der Universität Kassel. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Politische Theorie, Gesellschaftstheorie, Politik und Religion, Rassismus, Rechtsextremismus sowie Rechtspopulismus. Zuletzt erschienen sind seine Dissertationsschrift Orientalismus und demokratische öffentlichkeit. Antimuslimischer Rassismus aus Sicht postkolonialer und neuerer kritischer Theorie (Bielefeld: transcript 2016) sowie der von ihm mitherausgegebene Sammelband Ruck nach rechts? Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und die Frage nach Gegenstrategien (Opladen: Barbara Budrich 2017).

Zusammenfassung

Der Artikel setzt sich mit dem Gedanken auseinander, man müsse auf den Aufstieg des Rechtspopulismus reagieren, indem man „die Ängste der Menschen ernst nimmt“. Während sich tatsächlich feststellen lässt, dass der Erfolg rechtspopulistischer Parteien mit der Verbreitung von Ängsten und Sorgen in der Bevölkerung verbunden ist, zeigt ein genauerer Blick, dass dabei verschiedene Formen von Angst zu unterscheiden sind. Dies sind insbesondere rational begründbare Befürchtungen vor Präkarisierung und sozialem Abstieg einerseits und projektive Ängste vor ohnehin marginalisierten sozialen Gruppen andererseits. Während gegen Rechtspopulismus positionierte politische Akteure die ersteren Ängste in dem Sinne ernst nehmen können, dass sie beispielsweise den Kampf gegen Wohnungsnot und Prekarisierung. auf ihre Agenda setzen, können sie die letzteren Ängste nur adressieren, indem sie sich mit ihnen näher auseinandersetzen. Um dies darzulegen, werden diese Ängste im Artikel einerseits aus der Perspektive sozialpsychologischer Autoritarismustheorien, andererseits aus der Perspektive diskurs- und machtanalytischer Rassismustheorien diskutiert.

Abstract

The article addresses the idea that one should react to the rise of right wing populism by „taking the fears of the people serious“. While it can be said that the success of right wing populist parties correlates with the dispersion of fears and concerns within the population, a more thorough observation finds that different kinds of fears can be identified. They specifically concern rationally justified fears about precarisation and social decline on the one hand and projected fears of already marginalized groups on the other hand. While political actors positioned against right wing populism can take the former fears serious by, for example, making the fight against housing shortages and precarisation part of their agenda, they can only address the latter by taking them serious as a problem. To expound on this, the article looks at these fears from the perspective of authoritarianism theories from social psychology, as well as that of discourse and power analysis based on racism theory.


1 Beim vorliegenden Text handelt es sich um eine aktualisierte Version von Biskamp 2016b.


Über den Autor / die Autorin

Floris Biskamp

Dr. Floris Biskamp ist Lehrkraft für besondere Aufgaben sowie Koordinator des Promotionskollegs Soziale Menschenrechte an der Universität Kassel. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Politische Theorie, Gesellschaftstheorie, Politik und Religion, Rassismus, Rechtsextremismus sowie Rechtspopulismus. Zuletzt erschienen sind seine Dissertationsschrift Orientalismus und demokratische öffentlichkeit. Antimuslimischer Rassismus aus Sicht postkolonialer und neuerer kritischer Theorie (Bielefeld: transcript 2016) sowie der von ihm mitherausgegebene Sammelband Ruck nach rechts? Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und die Frage nach Gegenstrategien (Opladen: Barbara Budrich 2017).

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Online erschienen: 2017-8-26
Erschienen im Druck: 2017-6-27

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 6.6.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/fjsb-2017-0029/html
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