Abstract
Eine immer wieder geäußerte Kritik an Postwachstums- und Degrowth-Ansätzen unterstellt diesen unreflektierte Offenheiten und Anknüpfungspunkte für eine Unterwanderung oder Instrumentalisierung durch autoritär-nationalistische und völkisch-rassistische Akteure, oder gar stillschweigende Sympathie für deren Positionen. Der Beitrag geht dieser Kritik nach, indem er aufzeigt, in welcher Weise sich verschiedene rechte Gruppierungen und Autoren auf Wachstumskritik beziehen, wie sie sie zu vereinnahmen versuchen, und welche Argumente aus der wachstumskritischen Diskussion sich ihnen dafür besonders anbieten. Anschließend wird der Umgang der verschiedenen Strömungen von wachstumskritischer Debatte und Aktivismus in Deutschland mit solchen Avancen diskutiert, und es werden Anforderungen an eine ‚vereinnahmungsfeste‘ wachstumskritische Position herausgearbeitet.
Abstract
Post-growth and degrowth approaches are often criticised for not sufficiently reflecting on the entry points they offer for authoritarian nationalist and racist actors to ‚hijack‘ their ideas, or they even accused of tacitly sympathising with the ideologies propagated by such groups. This contribution looks into the factual justification that German growth critics‘ actions offer for such suspicions. It does so by first pointing to the ways in which different groups and authors within the authoritarian nationalist right refer to arguments from post-growth thought, to how they try to hook onto them and integrate them into their own racist accounts, and to what arguments within the growth-critical debate are particularly well suited for such appropriation. It then gives a short account of how the different currents of post-growth thought and activism in Germany have recently been dealing with such overtures, and finally discusses basic requirements for a robust degrowth concept not vulnerable to them.
About the author
Dennis Eversberg ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Forschungskolleg „Postwachstumsgesellschaften“ an der Universität Jena. Er arbeitet zur Degrowth-Bewegung, zu Formen von Wachstums- und Postwachstumssubjektivitäten und zu den subjektiven Voraussetzungen postfossiler Gesellschaften
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