Abstract
Die Ausrufung der linken Sammlungsbewegung #aufstehen mit der Galionsfigur Sahra Wagenknecht hat weit über die Linkspartei hinaus Wellen geschlagen. Inzwischen lässt das mediale Interesse nach. Auch weicht die positive wie negative Erregung innerhalb linker Kreise einer abwartenden Haltung. Der zunächst rasante Zulauf hat sich verlangsamt. Vor diesem Hintergrund zieht der Beitrag eine erste Zwischenbilanz und wagt eine Prognose. Die These: Das Vorhaben einer „sozialen und demokratischen Erneuerungsbewegung“, das den Kriterien einer basisnahen und partizipatorischen Bewegung bislang zuwiderläuft, wird es bald mit den „Mühen der Ebenen“ zu tun haben und mittelfristig ins Stocken geraten. Dann kann für die InitiatorInnen der „Bewegung“ die ohnehin nicht ausgeschlossene Option einer neuen linken Partei attraktiv werden. Das würde ihnen zwar eine eigene Machtbasis verschaffen, aber das Zusammenrücken bereits bestehender linker und halblinker Parteien eher behindern.
Abstract
The proclamation of a leftist comprehensive movement with Sahra Wagenknecht as its key figure has made a splash far beyond the party Die Linke (The Left). More recently, media interest has declined. The initial excitement within leftist circles, both positive and negative, gradually gave way to an attitude of wait and see. The initially tremendous influx of new adherents is also slowing down. Against this backdrop, the article draws a first interim balance und presents a prognosis. The thesis: The current project of a „social and democratic movement of renewal“ that, so far, hat not met the standards of a grassroots-oriented and participatory movement, soon will be confronted with the challenges of mundane organizational challenges. In the medium run, it will face a stalemate. At that point, the initiators of the movement may wish to transform it into a new leftist party – an option they never ruled out. Such a step will provide them with a discrete power base but prevent the existing left-of-center parties from drawing closer together.
About the author
Dieter Rucht, em. Professor für Soziologie, ist Mitglied im Vorstand des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung sowie Research Fellow am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Literatur
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