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Publicly Available Published by De Gruyter Saur May 6, 2017

Informationen

Welcome Young Professionals Seriously!

Reinhard Karger spricht auf der Absolventenfeier des Departments Information über die Macht neuer Technologie, deren Zeit gekommen ist[1]

Ende Januar 2017 verabschiedete das Department Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg rund 100 Absolventen aus ihrem Masterstudiengang „Information, Medien und Bibliothek“ sowie aus den Bachelorstudiengängen „Medien und Information“ und „Bibliotheks- und Informationsmanagement“. Begrüßt wurden die Young Professionals auf der Absolventenfeier von Prof. Dorothea Wenzel, Dekanin der Fakultät Design, Medien und Information; die Zeugnisse überreichte Departmentsleiterin Prof. Dr. Ulrike Verch. Höhepunkt der Feier war der Festvortrag von Reinhard Karger, Unternehmenssprecher des DFKI und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen e. V.

Abb. 1 DGI-Präsident Reinhard Karger bei der Fakultät DMI, Department Information, Absolventenfeier 2017 (Bild: Paula Markert).
Abb. 1

DGI-Präsident Reinhard Karger bei der Fakultät DMI, Department Information, Absolventenfeier 2017 (Bild: Paula Markert).

Unter dem Titel „Die Zeit läuft ... Die Kultur springt ...“ stellte Herr Karger fest, dass die „Zukunft eben nicht eine Art Vergangenheit nur mit anderen Datum ist“, aus der man zukünftige Entwicklungen zuverlässig ableiten kann. Er fragte danach, wann die Zeit reif für neue Entwicklungen ist und was die Disposition dafür ist? Herr Karger warf in seiner Rede einen Blick zurück und gleichermaßen nach vorn. Er beleuchtete Meilensteine der IT-Entwicklung und Sternstunden im digitalen Kosmos: Beginnend von den ersten Computern, deren Rechner Maschinensäle füllten, über den Wettstreit bei der Entwicklung des Personal Computers von Apple und IBM – „Welcome IBM Seriously“ – der „Triumph der vernetzten Welt“ mit der Einführung von html am CERN und der Freischaltung der ersten Website durch Tim Berners-Lee in den 1990er Jahren bis hin zum Paradigma Web 2.0 in den 00-Jahren, bei dem das Mitmachweb zum Investitionsobjekt avancierte. Cloud-Computing, ubiqitäre Services und Big Data heute.

Herr Karger konstatierte eine Pendelbewegung. Der digitale Kosmos spannt sich dabei zwischen den Polen „zentral“ (extern, institutionalisiert) und „lokal“ (persönlich, privat) auf; Innovation keimt im Spannungsfeld von technologischer Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit auf Seiten der Unternehmen und der erlebten Sinnhaftigkeit, Servicequalität und Convience auf Seiten der Kunden. Die Entwicklungen bedingen sich wechselseitig, triggern neue, halten das Pendel in Schwung: Ohne lokale Serverfarmen kein Cloud-Computing; ohne hohe Übertragungsraten kein ortsunabhängiger Zugriff auf smarte Services all over the world. Neue Möglichkeiten wecken neue Begehrlichkeiten; die „hypnotische User Experience“ des Servicedesigns belebt die immersive Obsession der Nutzer.

Die Geschichte der IT-Entwicklung ist aber auch die Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen, von verpassten Chancen und Fehleinschätzungen. Wieso hat IBM nicht erkannt, dass die Leistungsfähigkeit des Personal Computers in der Konsequenz den Kernmarkt der Großrechner gefährdet? Warum hat die Informationswissenschaft nicht erkannt, dass ihre Kernkompetenzen „gekapert“ werden und der Markt zunehmend von anderen Fachdisziplinen umspült wird? Die Frage ist, wann der Tipping Point – der Gezeitenwechsel – erreicht ist, an dem ein neuer Fixstern aufsteigt, der das technisch Machbare und das ergonomisch Mögliche mit einem neuen Marktsegment verbindet? Karger wagt einen Blick in die Zukunft: „Lokal ist der neue Norden!“ Big Data war gestern, Private Big Data vielleicht morgen. Die „hemmungslose Monetarisierung“ von „hochauflösenden, digitalen Persönlichkeitsbildern“ der Cloudbetreiber und das „Datenschutzmanko“ bestärkt die Sehnsucht nach „nachvollziehbarer Privatheit“ und den „Willen zur Souveränität“. Der Private Server als „All-In-One-Box-Konzept“ und persönliches Drehkreuz mit „Daten an Ort und Stelle“ für jeden. „Wird das alles so kommen? Möglich schon. Zwingend? Nein. Wahrscheinlich? Ja. Wünschenswert? Unbedingt!“

Abbildung 2 Master- und Bacherlorabsolventen Fakultät DMI, Department Information, Absolventenfeier 2017 (Bild: Paula Markert).
Abbildung 2

Master- und Bacherlorabsolventen Fakultät DMI, Department Information, Absolventenfeier 2017 (Bild: Paula Markert).

Im Norden Deutschlands schauen die Young Professionals in eine Zukunft, die sie mitgestalten können. Es gibt viel zu tun. Die Herausforderungen der Digitalisierung sind mannigfaltig und Gegenstandsbereich der Informationswissenschaft. Der erfrischende Vortrag von Reinhard Karger macht Mut und hält am Ende eine wichtige Botschaft bereit: „Befragen Sie Ihren Genieverdacht. Fragen Sie nicht, wer Ihr Problem löst, fragen Sie sich, für wen Sie die Lösung sind. Schließen Sie den Erfolgsfall nie leichtfertig aus.“

Prof. Dr. Frauke Schade, frauke.schade@haw-hamburg.de

Improving Quality of Life through Information

Eine Konferenz zur Verbesserung der Lebensqualität

BOBCATSSS ist eine internationale Konferenz der Bibliotheks- und Informationswissenschaft in englischer Sprache. 1993 fand sie erstmalig in Budapest, Ungarn, statt. Seitdem wurde sie jährlich neu organisiert. Die Konferenz steht unter der Schirmherrschaft von EUCLID[2] (European Association for Library and Information Education and Research) und wird von Studenten europäischer Universitäten ausgerichtet. Ziel ist Studenten, Dozenten, Professoren und Informationsspezialisten aus der Bibliotheks- und Informationswissenschaft zusammen zu bringen und gemeinsam aktuelle Themen des Fachs vorzustellen und zu diskutieren.

Die 25. BOBCATSSS-Konferenz fand vom 25. bis 27. Januar 2017 in Tampere, Finnland statt – erstmals in der Geschichte der Konferenz im Norden Europas.[3] Sie wurde von Studenten der University of Tampere, des Oslo and Akershus University College, Norwegen, sowie der Hanze University of Applied Sciences Groningen, Niederlande, organisiert und stand unter dem Motto “Improving Quality of Life through Information”.

Abb. 1 Teilnehmer der BOBCATSSS 2017.
Abb. 1

Teilnehmer der BOBCATSSS 2017.

Die Verbesserung der Lebensqualität ist ein großes Ziel für die Wissenschaft und eignet sich ausgezeichnet als Konferenzthema. Drei Schwerpunkte waren vertreten: Bibliothek, Information und interaktive Medien. Es gab über 70 Präsentationen auf der Konferenz: Papers, Posters und Workshops. Die Vorträge waren sehr vielseitig und vermittelten einen guten Eindruck davon, welche Themen in den Bibliotheks- und Informationswissenschaften gerade aktuell sind. Die vorgestellten Präsentationen reichten in ihrem breiten Spektrum von Crowdsourcing über E-Learning und Smart Cities bis hin zur Bibliotherapie. Auch Games und Informationskompetenz waren heiß diskutierte Themen, um nur einige zu nennen. Höhepunkte waren selbstverständlich die Keynote-Vorträge, mit denen die drei Konferenztage begannen. Die Keynote zum Thema „Information“ hielt Prof. Carol Tenopir (University of Tennessee, USA), zum Schwerpunkt „Bibliothek“ sprach Dr. Josie Billington (University of Liverpool, Großbritannien) und über „Interaktive Medien“ referierte Dr. Guus van den Brekel (University Medical Centre Groningen, Niederlande).

Abb. 2 Beiträge der BOBCATSSS 2017.
Abb. 2

Beiträge der BOBCATSSS 2017.

Da BOBCATSSS eine Studierendenkonferenz ist und hauptsächlich von Studenten organisiert wird, bietet sie eine hervorragende Gelegenheit sich international zu vernetzen. Dies gilt sowohl für die Veranstalter als auch für die Teilnehmer. Eine derart große und internationale Studierendenkonferenz ist einzigartig in der Informationswissenschaft und findet sich auch kaum in anderen Disziplinen. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit ihre Studien und Forschungsprojekte – abgeschlossene oder laufende – vorzustellen und Feedback von Kollegen aus aller Welt zu bekommen. Die BOBCATSS war aber auch für Besucher ohne eigene Präsentationen äußerst lehrreich, denn die Vorträge vermittelten nicht nur Fachwissen, sondern boten auch die Möglichkeit das eigene Englisch zu verbessern. Dazu bot sich die Gelegenheit sich mit anderen Konferenzgästen auszutauschen und internationale Kontakte zu knüpfen

Besonders lehrreich war für die Studenten allerdings die Vorbereitungsphase der Konferenz, die schon vor zwei Jahren begann und alles umfasste, was zu einer Veranstaltungsplanung in dieser Größenordnung dazugehört; von der Themenfindung über die Bewertung der eingereichten Beiträge bis zu häufigen Beratungen mit den Partnern. Zusätzlich mussten die Studenten in Kontakt mit den Sponsoren, Gastrednern und vielen anderen wichtigen Interessengruppen treten.

Auch für das Wohlergehen der Konferenzbesucher war umfassend gesorgt. So gab es nachmittags ein vielfältiges Rahmenprogramm. Die Teilnehmer hatten viele Gelegenheiten Finnland kennen zu lernen, zum Beispiel durch Saunabesuche, Winterschwimmen oder einem Besuch des Moomin Museums. Als lokale Fremdenführer dienten die Studierenden der Universität Tampere. Die Networking-Höhepunkte der Konferenz waren das Gala-Dinner, das im eindrucksvollen Finlayson Palast stattfand und die lang ersehnte Evening Party, die auch 2017 alle Erwartungen erfüllte. Der Abend war voll Musik, Tanz und guter Laune. Insgesamt war die BOBCATSSS 2017 ein großer Erfolg. Im Januar 2018 wird die BOBCATSSS-Tradition in der lettischen Hauptstadt Riga fortgeführt.

Tuulikki Alamettälä, Doctoral Student, tuulikki.alamettala@uta.fi

Dr. Paavo Arvola, Senior Lecturer, paavo.arvola@uta.fi

Weltroboterverband IFR gegen Bill Gates: Roboter-Steuer falsch

Bill Gates möchte mit einer Roboter-Steuer ein nicht vorhandenes Problem lösen. Denn eine empirische Prüfung der Wirtschaftsdaten und Zukunftsforschung zeigt einen klaren Beschäftigungsanstieg in der Roboter-Bilanz – also das Gegenteil der von Gates befürchteten Jobverluste. Diese Entwicklung stimmt mit den historischen Erfahrungen technologischer Revolutionen überein, wie dies zuletzt beim Siegeszug der Computer und Software zu sehen war. Die Besteuerung von Technologieeinsatz anstatt der dadurch erwirtschafteten Gewinne wirkt sich zudem negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung aus. Vor diesem Hintergrund lehnte das Europäische Parlament die Idee einer Roboter-Steuer jüngst ab – eine Entscheidung, die die IFR ausdrücklich begrüßt.

Nach dem McKinsey Global Institute lassen sich mehr als 90 Prozent der Arbeitsplätze auch künftig nicht vollständig automatisieren. Vielmehr werden Roboter die Arbeitnehmer in vielen Bereichen unterstützen, also Mensch und Maschine enger als heute kooperieren. Die positive Wirkung der Roboter-Automation auf den Arbeitsmarkt lässt sich heute schon in den fortschrittlichsten Industrienationen ablesen. Die US-Automobilindustrie installierte z. B. zwischen 2010 und 2015 mehr als 60.000 Industrieroboter. Im selben Zeitraum stieg die Beschäftigung in der US-Automobilbranche um 230.000 Arbeitsplätze. Dieser Entwicklungstrend zeigt sich auch in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Europas und Asiens. Die jüngste OECD-Studie zur Zukunft der Produktivität ergab: Unternehmen, die technologischen Fortschritt erfolgreich einsetzen, sind bis zu zehnmal so produktiv wie Wettbewerber, die in diesem Feld nicht investieren.

Daher scheint eine Roboter-Steuer kontraproduktiv, da sie unverzichtbare Investitionen in den technologischen Fortschritt teurer machen würde. Wie die Praxis zeigt, fällt die Steuerbilanz nach einem technologischen Umbau für die Sozialsysteme ohnehin positiv aus. Wenn repetitive oder gefährliche Jobs durch den Einsatz von Industrierobotern verloren gehen, entstehen neue höher qualifizierte Stellen, die besser bezahlt werden und damit die Beiträge für die Sozialkassen steigern.

Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. So sollte eine Anpassung der Bildungs- und Ausbildungssysteme an die neuen Anforderungen erfolgen. Dabei gilt es teuren Bürokratieaufwand ohne konkreten Nutzen zu vermeiden, was nach der IFR bei einer europäischen Agentur für Robotik und künstliche Intelligenz der Fall wäre. So sind die zivilrechtlichen Fragen der Robotik bereits mit den geltenden Rechtsvorschriften abgedeckt. Produkthaftung und Sicherheit werden durch globale Standards und EU-Direktiven wie die europäische Maschinenrichtlinie gewährleistet. Eine zusätzliche Kategorie für Robotik ist derzeit nicht notwendig. Auf europäischer Ebene sollte der aktuelle Prozess zudem berücksichtigen, was bereits standardisiert ist: So hat die internationale Organisation für Normung ISO schon ein spezielles Technisches Komitee für Robotik eingerichtet – die ISO / TC 299. Technische Fachleute aus Amerika, Asien und Europa entwickeln hier internationale Roboter-Sicherheitsstandards, die mit der europäischen Harmonisierung abgestimmt sind. Wie die Praxis zeigt, gibt es ein großes Interesse, globale Standards zu entwickeln, anstatt nur auf europäische oder nationale Aktivitäten zu achten.

Informationen unter: www.ifr.org

Online erschienen: 2017-5-6
Erschienen im Druck: 2017-5-4

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 23.3.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/iwp-2017-0038/html
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