Abstract
In den letzten Jahrzehnten hat die Binnenmajuskelschreibung von Substantivkomposita im Deutschen immer mehr zugenommen (z. B. BahnCard). Beschreibungen des Phänomens gibt es seit über 20 Jahren. Seitdem ist die Binnenmajuskelschreibung im modernen Deutsch ziemlich eingehend untersucht worden. Zur Binnenmajuskelschreibung im Deutschen des 16. und 17. Jahrhunderts liegt jedoch nicht viel Forschung vor. Der vorliegende Beitrag stellt eine Studie zur Binnenmajuskelschreibung im Deutschen zwischen 1550 und 1710 anhand eines größeren Korpus von gedruckten Predigttexten dar. Nachdem in früheren Studien dem Verhältnis zwischen der Binnenmajuskelschreibung und der Getrennt-, Zusammen- und Bindestrichschreibung von Substantivkomposita im damaligen Deutsch sowie regionalen Unterschieden in der Binnenmajuskelschreibung und das Verhältnis zwischen der Binnenmajuskelschreibung und dem Kompositionstyp des Substantivkompositums nachgegangen wurde, richtet die vorliegende Studie einen besonderen Fokus auf das Verhältnis zwischen der Binnenmajuskelschreibung und der lexikalischen, inneren Semantik des Substantivkompositums. Es wird gezeigt, dass diese lediglich eine geringe Rolle für die Entwicklung der Binnenmajuskelschreibung haben könnte. Dies ist interessant, da andere Studien die große Relevanz des lexikalischen Prinzips für die Initialgroßschreibung von Substantiven im damaligen Deutsch feststellen.
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