Zusammenfassung
Die Kreislauftheorie der Verteilung von Kaldor führt in unserer Disziplin ein Schattendasein, obwohl sie nach Ansicht des Verfassers einen großen Erklärungswert für die Vorgänge in der Realität besitzt. Sie zeigt nicht nur (für Gleichgewichts- wie für Ungleichgewichtssituationen), daß die Verteilung des volkswirtschaftlichen Einkommens auf Lohn- und Gewinneinkommen vor allem durch die Verwendungsstruktur des Sozialprodukts bestimmt wird. Noch weit bedeutsamer ist, daß sich nach ihr das private Sparen über Änderungen der Verteilung und des Niveaus des Volkseinkommens an die Nachfrage nach investierbaren Mitteln (für die privaten Investitionen, die Staatsverschuldung und den Leistungsbilanzsaldo) anpaßt. Das private Sparen wird zur endogenen Größe. Die empirischen Daten belegen dies.
Wenn diesem Anpassungsmechanismus beim Sparen (Verteilungsmechanismus) eine große Bedeutung in der Realität zukomomt, bedarf es erheblicher Modifikationen der herrschenden Theorie und des wirtschaftspolitischen Handelns: Es gibt für jede Höhe des Sozialprodukts eine Schar von Gleicheewichten. Die Zinstheorie und die crowdine-out-Theorie erweisen sich als unzulänglich. Die Nominallohnpolitik der Gewerkschaften, aber auch die Haushaltskonsolidierungspolitik des Staates laufen Gefahr, die Arbeitnehmer und die Gesellschaft insgesamt zu schädigen.
Summary
The Kaldorian macroeconomic theory of distribution is more or less ignored in our science, despite it has, in the view of the author, substantial explanatory power for real economics. It is not only able to explain (for equilibrium and disequilibrium situations) the distribution of macroeconomic income on wage and profit earners through the structure of the goods usage of the national product. Even more important, it explains the adjustment of private savings to the demand for investible funds (private net investments, public deficit and current account balances) through changes in the distribution and the level of national income. The empirical facts support this statement.
If this adjustment-mechanism of savings (distributional mechanism) is of major importance for real economic correlations, the traditional theory needs substantial modifications: Each level of national product has numerous of equilibria. The theory of interest and the crowding-out-theory are inadequate. Furthermore the nominal wage policy of the unions and the consolidation policy of the government runs a risk to harm employees and the whole society.
© 1996 by Lucius & Lucius, Stuttgart
