Abstract
Der Beitrag diskutiert Arnold Gehlens Figur des Mängelwesens und vollzieht dessen anthropologische Annahmen anhand zentraler Rezeptionslinien nach: An Gehlens Modell entzünden sich zahlreiche Debatten, die von einer Replik des nationalsozialistischen Pädagogen Ernst Krieck über verhaltens- und evolutionsbiologische Korrekturen bis hin zur Kritik und entschiedenen Ablehnung des Werkes reichen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Rezeption durch Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas als zentrale Protagonisten der Kritischen Theorie gelegt. Schließlich soll vor diesem Hintergrund Gehlens Werk in den Kanon der Neuen Rechten, denen er mittlerweile als Vordenker gilt, eingeordnet werden.
About the author
Dr. phil., ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften im Forschungsbereich allgemeine Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Pädagogische Anthropologie an der Universität zu Köln. Arbeitsschwerpunkte: Pädagogische Anthropologie, Erziehungs- und Bildungsphilosophie, Pädagogische Raumtheorie und Kritische Pädagogik.
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