Zusammenfassung
Die deutsche Zuwanderungsdiskussion ist in Bewegung – nicht erst seit der jüngsten Flüchtlingswelle. Eine zentrale Frage ist, ob eine angemessene Reaktion auf den zunehmenden Mangel an Fachkräften weitere Verbesserungen im Zuwanderungsrecht wie etwa die Einführung eines aktiven Auswahlverfahrens für Zuwanderer aus nichteuropäischen Staaten („Punktesystem“) erfordert. Der vorliegende Beitrag plädiert für eine derartige Reform und unterbreitet einen konkreten Gestaltungsvorschlag unter Einbeziehung eines Punktesystems. Nach Ansicht der Autoren kann ein solches Konzept einen doppelt positiven Effekt erzielen und ist damit der bestehenden, insgesamt noch zu intransparenten Gesetzgebung überlegen: Erstens wird deutlich, für welche Fachkräfte sich Deutschland öffnet. Zweitens wird klar, dass Deutschland die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt aus Drittstaaten aktiv selbst gestaltet und sie nicht nur passiv hinnimmt.
Danksagung
Die Autoren danken zwei anonymen Gutachtern für wertvolle Hinweise und hilfreiche Anregungen sowie Simon Kessel und Lars Meierwisch für umfangreiche Recherchearbeiten.
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Hinweis
Der vorliegende Beitrag erneuert und erweitert einen von den Autoren bereits 2011 vorgelegten Vorschlag, der als IZA Research Report Nr. 35 erschienen ist und im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr erstellt wurde. Eine frühere Version des vorliegenden Beitrages ist als IZA Standpunkte Nr. 79 erschienen.
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