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Publicly Available Published by De Gruyter July 3, 2017

Familienpolitik aus volkswirtschaftlicher Sicht

  • Karl-Heinz Paqué EMAIL logo

Liebe Leserin, lieber Leser,

staatliches Handeln hat wirtschaftliche Folgen. Dies gilt auch für jene Bereiche, die auf den ersten Blick relativ weit weg von ökonomischen Fragestellungen liegen, so auch für die Familienpolitik. Es gibt in Deutschland ein weites Spektrum öffentlicher Leistungen für Familien – vom Kinder-, Eltern- und Betreuungsgeld bis zur staatlich geförderten Kinderbetreuung, um nur einige zu nennen. Diese beeinflussen Erwerbstätigkeit und Einkommen, Kinderwohl und Fertilität. Wie stark und in welche Richtung, das schildern nach neuestem Forschungsstand Anita Fichtl, Timo Hener und Helmut Rainer in diesem Heft der Perspektiven der Wirtschaftspolitik, und zwar in der Rubrik Wissenschaft im Überblick.

Indirekt spielt die Familienpolitik auch in der Rubrik Das Gespräch eine wichtige Rolle: Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makro- und Entwicklungsökonomik an der Universität Frankfurt, spricht im Interview mit Karen Horn unter anderem über ihre umfangreichen Forschungen zur Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern im internationalen Vergleich. Die Einflüsse reichen von gewachsenen Mentalitäten bis hin zur Haushaltsbesteuerung wie in Deutschland, wo seit 1958 das Einkommensteuer-Splittingverfahren Anreize für Frauen setzt, sich vom Arbeitsmarkt fernzuhalten.

In den Beiträgen zur Forschung geht es um zwei Dauerbrenner der deutschen Politik: die Reform des Föderalismus und die Gesundheitspolitik. Melissa Berger, Sebastian Blesse, Friedrich Heinemann und Eckhard Janeba weisen aufgrund von Umfragen nach, dass die Bevölkerung in Deutschland den existierenden Finanzföderalismus durchaus schätzt – mit ausgeprägtem Länderfinanzausgleich und ohne Steuerautonomie der Länder. Gleichzeitig befürwortet sie aber eine Neugliederung der Länder, um mehr Gleichheit in der steuerlichen Leistungskraft sicherzustellen. Heidi Dittmann wiederum nimmt eine ordnungspoliti

sche Einordnung der deutschen Krankenhauspolitik vor. Sie stellt fest, dass bei hoher Regulierungsdichte kein wirklicher Wettbewerb für Krankenhausdienstleistungen existiert.

Ein besonderes Jubiläum begehen in diesem Heft die Finanzmarktexperten Christoph Kaserer und Matthias Hanauer: 25 Jahre Fama-French-Modell, also jene bahnbrechende Theorie der Effizienz von Kapitalmärkten, die unzählige empirische Studien nach sich zog. Es geht dabei um nicht weniger als die Frage nach einem zentralen Aspekt der marktwirtschaftlichen Effizienz, die nicht erst durch die globale Finanzkrise vor fast zehn Jahren in Zweifel gezogen wird. Die Autoren zeigen in ihrem umfassenden Survey in der Rubrik Wissenschaft im Überblick, dass das Fama-French-Modell eine beachtliche Güte und Robustheit aufweist, eine größere jedenfalls als so manche leichthin behauptete Anomalie. Die Beweislast liegt weiterhin eher bei jenen, die den Finanzmärkten die Effizienz absprechen.

Schließlich nehmen wir in einem Nachruf Abschied von Gebhard Kirchgässner, einem großen Volkswirt und Ökonometriker sowie engagierten Mitglied des Vereins für Socialpolitik, dessen Ethikkommission er bis zuletzt als Vorsitzender diente. Er ist jüngst nach schwerer Krankheit verstorben. Monika Bütler erinnert an ihn.

Karl-Heinz Paqué

Online erschienen: 2017-7-3
Erschienen im Druck: 2017-6-30

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 6.12.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pwp-2017-0014/html
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