Zusammenfassung
Die Neukeynesianische Makroökonomie (NKM) beruht auf dem Dogma, dass jegliche Makroökonomie vollständig aus den Optimierungsbedingungen der Mikroökonomie hervorgehen müsse. Das Grundmodell geht von den intertemporalen Entscheidungen der Haushalte über Arbeitsangebot und Konsumnachfrage aus. Bei unterstellter Vollbeschäftigung erlauben hier perfekte Finanzmärkte eine reibungslose Verteilung des Konsums über die Zeit. Koordinationsprobleme zwischen Sparen und Investieren, die bei Keynes im Zentrum der Makrotheorie stehen, spielen keine Rolle. Eine gewisse Übereinstimmung mit der Empirie, insbesondere mit Blick auf die Persistenz von Output und Inflation, wird durch eine nachträgliche Abwandlung der Nutzenfunktionen und Verhaltensannahmen erreicht. Der Vorwurf gegenüber traditionellen makroökonomischen Ansätzen, sie operierten “ad hoc” und ohne mikrotheoretisches Fundament, fällt auf die NKM selbst zurück, da sie ihre Bausteine in opportunistischer Weise nach den Erklärungszielen wählt. Das reduzierte und erweiterte Makromodell der NKM, das neben Erwartungs-Leads auch Lags aufweist, ist ein nützlicher Ausgangspunkt der Forschung, wenn ein Pluralismus der mikroökonomischen Fundamente zugelassen wird. Die Bezugnahme auf einen “repräsentativen Akteur” ermöglicht zwar einen direkten Übergang von der mikro- zur makroökonomischen Ebene in der NKM, verstellt jedoch einen Zugang zu den Problemen unvollkommener Information und heterogener Erwartungen.
© 2009 by Lucius & Lucius, Stuttgart