Der Amtsantritt von Donald Trump als 45. Präsident stellt eine wesentliche Zäsur in der internationalen strategischen Entwicklung dar. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg nimmt ein Mann diese Position ein, der die internationalistische Tradition der US-Außenpolitik geringschätzt und der eine Politik des Protektionismus und der Abwendung vom Multilateralismus fordert. Angesichts der Tatsache, dass die amerikanische Politik für Jahrzehnte das Rückgrat einer liberalen internationalen Ordnung war, die das Gewaltverbot sowie den freien internationalen Handel (und den damit verbundenen Wohlfahrtsgewinn für mittlerweile zwei Milliarden von Menschen) sicherte, ist die beginnende Ära Trump daher mit extremen Unsicherheiten verbunden.
Das vorliegende zweite Heft der Zeitschrift SIRIUS geht auf die neue Politik der USA ein. Jack Thompson versucht die Außenpolitik des Trumpismus zu verstehen und setzt sich mit der Frage auseinander, ob diese Administration zu einer Normalität zurückkehren wird. Er gelangt zu einem eher ernüchternden Ergebnis: weil Trump so ist wie er ist, wird sich der erratische Charakter seiner Außenpolitik nicht grundsätzlich ändern. Der Beitrag von Henning Klodt zur amerikanischen Handelspolitik schlägt einen weniger alarmierenden Ton an. Die protektionistische Rhetorik der Trump-Administration sei zwar besorgniserregend, ob am Ende all das umgesetzt werde, was im Wahlkampf gefordert worden war, bleibe hingegen fraglich. Der Beitrag von Joachim Krause setzt sich mit dem Denken des strategischen Chefberaters Stephen K. Bannon auseinander, der einen dezidiert revolutionären und das US-Establishment bekämpfenden Ansatz hat. Der Verfasser gelangt zum Schluss, dass der durch Bannon repräsentierte revolutionäre Impuls nicht dauerhaft die Politik der Trump-Administration werde prägen können. Der Beitrag von Mariana Budjeryn und Andreas Umland befasst sich mit der Frage, was passieren würde, wenn Trump und Putin sich auf einen geopolitischen „deal“ verständigen würden, bei dem die Ukraine der Verlierer sei. Sie befürchten massive Nachteile für das nukleare Nichtverbreitungsregime.
Das Schicksal der Ukraine ist nicht der einzige Unsicherheitsfaktor für das globale Nichtverbreitungsregime. Der Artikel von Sven Fikenscher stellt die Frage, ob sich mit dem Nuklearabkommen von 2015 eine generelle Annäherung des Irans an den Westen verbindet. Er kommt zu dem Ergebnis, dass das Abkommen die anti-westliche und vor allem militarisierte Politik Teherans nicht beendet hat, sondern dass sich diese eher verhärtet.
Die Beiträge von Sarah Kirchberger und Robert Helbig lenken den Blick auf Osteuropa. Sarah Kirchberger beleuchtet die rüstungswirtschaftliche Dimension des russisch-ukrainischen Konflikts und betont insbesondere die Betroffenheit Chinas als eines langjährigen Partners beider Staaten im Bereich der Rüstungswirtschaft. Der Beitrag von Robert Helbig fragt nach den Möglichkeiten einer Neuausrichtung westlicher Politik gegenüber Belarus, die an den Realitäten orientiert sein soll.
Der Rest des Heftes ist der Lage in der südchinesischen See gewidmet, wo Johannes Mohr eine differenzierte Analyse der Reaktionen Chinas auf das Urteil des Internationalen Gerichtshofes vom Sommer 2016 vorlegt. Bei den internationalen strategischen Studien, die in diesem Heft vorgestellt werden, liegen die Schwerpunkte auf Russland und dessen hybride Kriegführung, auf nordeuropäischer und nordischer Sicherheit, auf Abschreckung und Militärstrategie sowie auf Terrorismus und Extremismus.
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