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Park Cheol Hee Strategic Estrangement between South Korea and Japan as Barrier to Trilateral Cooperation Washington, D.C. Atlantic Council 2019
Park beschreibt in seiner Studie die Bedeutung trilateraler Kooperation zwischen den USA, Südkorea und Japan und analysiert Gründe für deren Rückgang und zeigt mögliche Lösungsansätze auf. Die gestiegene Bedeutung trilateraler Kooperation zwischen den drei Ländern resultiere aus drei sicherheitspolitischen Bedrohungen: Der wachsenden Gefahr durch ein nuklearbewaffnetes Nordkorea, Chinas Aufstieg und zunehmenden diplomatischen und militärischen Einfluss in der Asien-Pazifik Region sowie verstärkter diplomatischer und Sicherheitskooperation zwischen China und Russland im Ostchinesischen Meer und im Westpazifik. Trotz dieser Bedrohungen habe die trilaterale Kooperation aber abgenommen. Hierfür identifiziert der Autor drei Gründe:
(1) Unter Präsident Trump seien die USA von tiefgreifenden strategischen Kooperationen, die auf geteilten Werten und Normen basieren, abgerückt. Stattdessen werden diplomatische Beziehungen zunehmend als „Transaktionen“ betrachtet, bei denen rein wirtschaftliche Betrachtungen gegenüber strategischen Überlegungen im Vordergrund stehen.
(2) Die USA, Japan und Südkorea hätten nach dem Ende des Kalten Krieges zudem unterschiedliche Bedrohungswahrnehmungen entwickelt. Während die USA beispielsweise eine „check and balance“ Strategie gegenüber Chinas militärischen Aufstieg verfolgten, hätte Südkorea aufgrund zunehmender ökonomischer Interdependenz und Chinas zentraler Rolle im Hinblick auf diplomatische Kollaboration in Bezug auf Nordkorea eine stärkere politische Annäherung an Peking angestrebt.
(3) Zudem unterscheide sich auch zunehmend der verfolgte Ansatz gegenüber Nordkorea: Während die USA Verhandlungen begonnen haben und Südkorea militärische Einhegung mit Diplomatie kombiniert, liege Japans Fokus weiterhin auf der Ausübung von ökonomischem und militärischem Druck auf Nordkorea.
Ebenfalls hätten sich diplomatische Verwerfungen zwischen Japan und Südkorea über die Vergangenheitsbewältigung während der letzten Jahre intensiviert und einen neuen Höhepunkt zwischen Juli und September 2019 erreicht. Hierbei ging es vor allem um Entschädigungen für koreanische Zwangsarbeiter und Zwangsprostituierte während der japanischen Kolonialherrschaft.
Aus diesem Grund sieht der Verfasser die Notwendigkeit einer Neubetrachtung der Kooperation zwischen den drei Ländern. Ein idealistischer Ansatz, der Kooperation aufgrund geteilter Herausforderungen als unausweichlich ansehe, sei zu naiv. Ebenfalls resultiere Kooperation nicht allein aus einer utilitaristischen Betrachtung des damit potenziell verbundenen Mehrgewinns. Stattdessen könne Kooperation über die Förderung geteilter Ideen, Normen, Werte und Regeln verbessert werden.
Die USA würden zur Beilegung des Disputs zwischen Südkorea und Japan eine unklare Rolle einnehmen. Ein Aussitzen sei wenig erfolgversprechend, da der Disput sich inzwischen nicht nur auf diplomatischer Ebene abspiele, sondern auch auf die wirtschaftliche Ebene und Sicherheitsdomäne ausgeweitet hat. Ein asymmetrisches Beipflichten einer der beiden Parteien sei ebenfalls keine Option, da dies die strategische Ausrichtung der anderen Partei beeinflussen und somit die regionale Sicherheitsarchitektur destabilisieren könne. Vorschläge der USA zur Beilegung des Disputs seien ebenfalls risikobehaftet, da sie als parteiisch von einer der Seiten interpretiert werden könnten.
Vor diesem Hintergrund formuliert der Verfasser eine Reihe an Bedingungen, unter denen die trilaterale Kooperation zwischen den USA, Südkorea und Japan fortgesetzt und verbessert werden könne. Beide asiatischen Parteien seien sich der Risiken eines anhaltenden Disputs bewusst, allerdings sind auf Regierungsebene die Kommunikationskanäle zwischen Schlüsselministerien (Außenministerien, Verteidigungsministerien, sowie Ministerien mit Wirtschaftsbezug) gestört oder ineffizient. Auch wenn die USA keine direkten Ratschläge zur Beilegung des Disputs erteilen können, so könnte ein trilateraler Spitzengipfel eine erste Wiederannäherung zwischen Südkorea und Japan ermöglichen.
Aber die trilaterale Kooperation dürfe sich nicht auf das Ausräumen von Disputen beschränken, sondern müsse die aktive Förderung gemeinsamer Agenden und Interessen beinhalten. Dies könne sich sowohl auf verteidigungspolitische Sicherheitskooperation gegenüber nordkoreanische Bedrohungen beziehen, als auch auf eine transformative Agenda in Bezug auf China. Diese könne darauf abzielen, China in eine regelbasierte internationale Ordnung zu integrieren und das Land zur Mitwirkung bei der Lösung globaler Herausforderungen anzuregen. Weitere potenzielle Kooperationsgebiete seien zudem Maritime Sicherheit oder Cybersicherheit, in denen die drei Länder Führungsrollen einnehmen könnten. Nur eine proaktive strategische Plattform, die über reine Verteidigungskooperation hinausgeht, könne die trilaterale Kooperation stärken und zudem neue Impulse im Bereich der Bereitstellung globaler öffentlicher Güter setzen.
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