Zusammenfassung
Die traditionelle US-amerikanische Musikrichtung, Barbershop, ist eine spezielle Form des A-Capella-Gesangs mit einem vierstimmigen Akkord auf jeder Melodienote. Die selbstreferentielle Organisation dessen, was sich zunächst nur als Rauschen darstellt, aber zu Musik werden soll, gelingt dabei mit Hilfe von Kommunikation. Diese Perspektive, die sich dafür interessiert, wie eine Gesellschaft Probleme der Verständigung und Ordnung löst, verdankt sich zunächst einem funktionalistischen Interesse. Auf ethnographischer Basis wird dabei nachvollzogen, wie das soziale System des Barbershop-Singens diese besondere Form des Gesangs herstellt, indem es die Variationsmöglichkeiten vokaler Geräusche einschränkt. Entstehung und Fortdauer des Barbershop-Singens als empirisch operierendes soziales System muss als hochunwahrscheinlich angesehen werden, insofern es mehr als der Zustimmung zur Teilnahme bedarf. Es hängt darüberhinaus von semantischen und strukturellen Ressourcen ab, die auf drei verschiedenen Formen der Kommunikation beruhen: Interaktion, Organisation und Gesellschaft.
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