Zusammenfassung
Während die Systemtheorie mit der Annahme verbunden ist, dass sich Soziales nicht auf Individuelles reduzieren lässt, wird in der Handlungstheorie in der Regel unterstellt, dass eine solche Reduktion möglich ist. Der Beitrag setzt sich mit der Position eines nicht-reduktiven Individualismus auseinander, der quer zu dieser Einschätzung liegt, da seine Vertreter davon ausgehen, dass es trotz einer individualistischen Basis des Sozialen nicht-reduzierbare soziale Eigenschaften gibt. Mittels eines Argumentes, das Kim in der Philosophie des Geistes an einer analogen Position vorgebracht hat, lässt sich nachweisen, dass der nicht-reduktive Individualismus keine widerspruchsfreie Position ist. Es wird dann gezeigt, dass die Kritik an der Irreduzibilitätsthese im nicht-reduktiven Individualismus nicht dazu führt, die Irreduzibilitätsthese der Systemtheorie ebenfalls zurückweisen, da diese den individualistischen Ausgangspunkt des nicht-reduktiven Individualismus nicht teilt. Luhmanns Fassung des Verhältnisses von psychischen und sozialen Systemen steht aber vor der Herausforderung zu zeigen, dass es keinen substantiellen Dualismus oder Parallelismus enthält. Es wird abschließend ausgeführt, dass Luhmanns Ausführungen keine hinreichend bestimmte Antwort auf diese Herausforderung geben.
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