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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter December 7, 2017

Spiritualität und Seelsorge in der Gesundheitsversorgung von Muslimen

Spirituality and spiritual care in healthcare for Muslims

  • Ilhan Ilkilic

    Prof. Dr. (TR) Dr. phil. et med. habil., M. A. Ilhan Ilkilic studierte Medizin, Philosophie, Islamwissenschaften und orientalische Philologie in Istanbul, Bochum und Tübingen. Er war Gastwissenschaftler an der Georgetown University (Kennedy Institute of Ethics) und an der Duke University. Er habilitierte sich im Univer-sitätsklinikum Mainz zum Thema „Ethische Aspekte bei medizini-schen Entscheidungen am Lebensende im interkulturellen Kontext“. Er ist derzeit Direktor des Instituts für Gesundheitswissenschaften der Universität Istanbul und Direktor des Lehrstuhls für Medizingeschichte und Ethik der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören u. a. islamische Bioethik, interkulturelle Medizinethik, ethische Fragen am Lebensanfang und Lebensende im interkulturellen Kontext.

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    and Ahmet Göksu

    M. A., studierte Islamische Philologie, Islamkunde und Rechtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Seit 2010 zeichnete er sich am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin Mainz zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Organisation des Kurses der medizinischen Terminologie verantwortlich und unterrichtete diesen als Dozent. Darüberhinaus ist er seit 2013 als allgemein vereidigter Dolmetscher und ermächtigter Übersetzer tätig. Im Rahmen des Graduiertenkollegs 2015/1 „Life Sciences and Life Writing“ der DFG arbeitet er seit 2014 an seiner Dissertation zum Thema „Kulturelle Kollisionen islamisch philosophischer Traditionen und Entscheidungen der modernen Bioethik“.

From the journal Spiritual Care

Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht das Konzept von Spiritualität und Seelsorge bei der Versorgung muslimischer Patienten. Hierzu werden eingangs das muslimische Menschenbild, Krankheitsverständnis und Krankheitsdeutungen behandelt. Durch die Erörterung des Seelenbegriffs in der islamischen Geistestradition werden Anknüpfungspunkte an den wissenschaftlichen Diskurs von Spiritual Care und Seelsorge dargestellt und anhand des gegenwärtigen Bedarfs deren Aktualität aufgezeigt. Im nächsten Schritt wird die Praxis der muslimischen Krankenseelsorge ausgearbeitet und anhand von Beispielen der seelsorgerischen und spirituellen Betreuung durch Imame in Deutschland konkretisiert. Abschließend werden darüberhinaus islamische Rituale bei Sterbenden und Verstorbenen nachgezeichnet, um so einen Überblick über die professionelle Arbeit der Imame zu geben. Es wird die Position vertreten, dass eine professionelle spirituelle und seelsorgerische Betreuung und Begleitung muslimischer Patienten mit der Verwirklichung des hier aufgezeigten Programms in deutschen Krankenhäusern sehr wohl möglich und erforderlich ist.

Abstract

Despite their long history, spirituality and spiritual care are relatively modern concepts in the context of spiritual caregiving for Muslim patients in German hospitals. To fill in the assumed gap in professional care within the spiritual care context, the authors first examine the Muslim conception of humanity and the understanding and interpretation of illness in Islam. The ensuing examination of soul concepts in Muslim intellectual traditions will provide points of reference for the academic debate of spirituality and spiritual care, which is very timely, considering the current needs. Subsequently, the practice of Muslim spiritual guidance for ill persons will be dealt with and substantiated with examples of spiritual care and guidance provided by imams. Additionally, Islamic rituals for the dying and the dead will be outlined to provide an overview over the professional work done by imams in the healthcare sector. These considerations will lead to the recommendation of a three-step programme for professional spiritual care and guidance of Muslim patients in German hospitals to implement the important insights gained from this analysis.

Über die Autoren

Ilhan Ilkilic

Prof. Dr. (TR) Dr. phil. et med. habil., M. A. Ilhan Ilkilic studierte Medizin, Philosophie, Islamwissenschaften und orientalische Philologie in Istanbul, Bochum und Tübingen. Er war Gastwissenschaftler an der Georgetown University (Kennedy Institute of Ethics) und an der Duke University. Er habilitierte sich im Univer-sitätsklinikum Mainz zum Thema „Ethische Aspekte bei medizini-schen Entscheidungen am Lebensende im interkulturellen Kontext“. Er ist derzeit Direktor des Instituts für Gesundheitswissenschaften der Universität Istanbul und Direktor des Lehrstuhls für Medizingeschichte und Ethik der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören u. a. islamische Bioethik, interkulturelle Medizinethik, ethische Fragen am Lebensanfang und Lebensende im interkulturellen Kontext.

Ahmet Göksu

M. A., studierte Islamische Philologie, Islamkunde und Rechtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Seit 2010 zeichnete er sich am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin Mainz zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Organisation des Kurses der medizinischen Terminologie verantwortlich und unterrichtete diesen als Dozent. Darüberhinaus ist er seit 2013 als allgemein vereidigter Dolmetscher und ermächtigter Übersetzer tätig. Im Rahmen des Graduiertenkollegs 2015/1 „Life Sciences and Life Writing“ der DFG arbeitet er seit 2014 an seiner Dissertation zum Thema „Kulturelle Kollisionen islamisch philosophischer Traditionen und Entscheidungen der modernen Bioethik“.

Interessenkonflikt

Die Autoren versichern, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

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Online erschienen: 2017-12-7
Erschienen im Druck: 2017-12-27

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 1.12.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/spircare-2017-0054/html
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