Zusammenfassung
In den Theorien der Wirksamkeit des Strafrechts (Opp 1973) bzw. Theorien der Generalprävention bilden die Wahrnehmung der erwarteten Strafhöhe und des Entdeckungsrisikos die zentralen Variablen. In diesem Beitrag wird anhand von Umfragedaten geprüft, ob die Einschätzung der Härte von Sanktionen und Sanktionsfolgen im Rahmen eines solchen „ökonomischen Modells der Abschreckung“ erklärt werden kann, oder ob diese nicht vielmehr in „beliefsystems“ verankert ist, die im wesentlichen auf moralischen Anschauungen, politischen Oberzeugungen und spezifischen „ konservativen“ oder „liberalen“ Einstellungen gegenüber dem Strafrecht basieren. Unsere Ergebnisse stützen die Annahme, daß sowohl die Härte bestimmter Sanktionstypen wie auch einzelner Sanktionsfolgen auf der Grundlage typischer „belief-systems“ eingeschätzt wird, und untermauern damit die Bedeutung „normvalidierender Effekte“ für die Wirksamkeit von Strafrechtsnormen.
Summary
The perceived severity of legal penalties and the perceived certainty of sanctions constitute the core of the theory of general deterrence (general prevention). We tested the principal proposition of an „economic model“ of deterrence and the perceived severity of sanctions with survey data. An alternative model that bases the perception of severity on „belief-systems“ which are constituted by moral ideas, political convictions and conservative vs. liberal attitudes towards tlie penal law, seems to be more appropriate. The severity of special types of sanctions and of particular consequences of sanctions is estimated on the basis of typical belief systems. The data suggest that a theory attempting to explain the effects of penal law, cannot ignore its normvalidating effects.
© 1985 by Lucius & Lucius, Stuttgart