Zusammenfassung
Der konservativen Regierung Thatcher ist es gelungen, die Strukturen der britischen Arbeitsbeziehungen durch rechtliche Interventionen nachhaltig zu verändern. Diese Veränderung unterliegt divergierenden Interpretationen.
In diesem Beitrag wird anband der Unterscheidung voluntaristischer, interventionistischer und verhandlungskorporatistischer Arbeitsbeziehungen zunächst die Diagnose einer Krise voluntaristischer Arbeitsbeziehungen möglich, deren Überwindung mit Hilfe einer Konzeption des instrumentellen Voluntarismus erreicht werden sollte: Rechtliche Normierungen sollten nicht mehr grundsätzlich zurückgewiesen, sondern ihrem jeweiligen Nutzen entsprechend akzeptiert werden.
Die Konzeption des instrumentellen Voluntarismus wurde auf dem Wege einer verhandlungskorporatistischen Verrechtlichung der Arbeitsbeziehungen verwirklicht. Gleichzeitig wurden damit die Voraussetzungen für die Geltung der neueren konservativen Gesetzgebung geschaffen. Das instrumentelle Interesse an einer Kündigungsschutzgesetzgebung ergab, daß eine rechtliche Definition eines Closed Shop nachzufolgen hatte und damit in die gewerkschaftlichen Mitgliedschaftsbeziehungen eingegriffen wurde. Im Interesse gewerkschaftlicher Organisationssicherung erfolgten Abstimmungen über die Inhalte rechtlicher Normierungen. Gefördert wurde ein partikularer Interessenbezug, der die Geltung auch derjenigen Rechtsnormen begünstigte, die allenfalls Teilgruppierungen der Arbeiterschaft nützten.
Summary
The Conservative government of Margret Thatcher achieved to change British labour relations by legal intervention. This change is subject to divergent interpretations.
The distinction between labour relations under legal abstention (voluntarism), legal intervention and bargained corporatism enables the diagnosis of a crisis of voluntarism. This crisis should be mastered by an attitude of instrumental voluntarism. Instead of being rejected as a matter of policy legal regulations should be accepted so far as they could be useful to unions and employees. The attitude of instrumental voluntarism was finally put into practice by a kind of juridification emerging from bargained corporatism. This equally helped the new Conservative labour legislation on its way. The unions – being interested in a legal protection against unfair dismissal – had to accept a legal definition of the closed shop and its exemptions, i. e. a legal intervention in their membership relations. The unions had to cooperate with the government regularizing and controlling legal interventions in order to maintain and increase union security. Instrumental voluntarism furthered an attitude of sectional representation of interests encouraging the validity of legal norms even if only some groups of all employees could benefit from them.
© 1987 by Lucius & Lucius, Stuttgart