Zusammenfassung
Frauenarbeit und Frauenerwerbsarbeit ist in den letzten Jahren in der sozialwissenschaftlichen und historischen Frauenforschung zu einem zentralen Thema geworden. In Rechtswissenschaft und Rechtssoziologie dringt das Thema auch ein, jedoch im allgemeinen unter verkürzter Perspektive: Juristische Arbeiten sind meist durch eher normativ-dogmatisches Erkenntnisinteresse gekennzeichnet und thematisieren kaum eine mögliche Wechselwirkung von Recht und Frauenerwerbsarbeit; rechtssoziologische Frauenforschung dagegen behandelt die Rechtslage meist nur am Rande. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Frage, ob sich neue methodische Angebote, die in jüngerer Zeit in den Geschichts- und Sozialwissenschaften gemacht werden, für das Thema „Frauenerwerbsarbeit und Recht“ fruchtbar machen lassen. Daraufhin untersucht werden die biographische Methode, die Methode der alltagsgeschichtlichen Forschung und die Methode der sogenannten „Statuspassagen“ -Forschung. Das Ergebnis der Untersuchung weist darauf hin, daß Biographieforschung zwar ein reizvolles Instrument zur Erforschung der historischen und gegenwärtigen Realität und Normalität von Frauenerwerbsarbeit ist, daß jedoch autobiographische Schilderungen niemals einzige Quelle für eine rechtshistorisch bzw.rechtssoziologisch orientierte Betrachtung des Themas sein können. Biographische Schilderungen können jedoch gut als Ergänzung zu objektiveren Methoden genutzt werden. Zu letzteren gehören die alltagsgeschichtliche Forschung, die sich auf ein breiteres Quellenspektrum stützt und auch Fragen nach dem Verhältnis von Frauenalltag und Recht thematisiert, und die Statuspassagen-Forschung, die allerdings nicht primär nach den Wirkungen von Recht, sondern nach denjenigen von Institutionen fragt. In der Kombination aller drei Methoden und in der Ergänzung durch weitere Recherchen ist ein nützliches Instrumentarium zu sehen, das für die Behandlung des Themas Frauenerwerbsarbeit und Recht Erkenntnisgewinn verspricht.
Summary
Female work and especially female employment has become a central focus in socially and historically orientated women’s research over the last years. The subject of female employment is now also penetrating into law and sociology of law but in general from a limited perspective: legal studies are often characterized by normative and dogmatic interests and scarcely set the theme for possible interaction between law and female employment. Sociolegal women’s research, on the other hand, often deals only marginally with the particular legal situation, Given such a background, this paper now concentrates on the question whether new methodic offers from the historic and social sciences can be productively employed for the subject „female employment and law“. Three research methods are examined in this context: the biographical method, the method of every-day-life’s history and the method of research on the so called „status passages“. The examination’s conclusion is that biographical research can be a fascinating instrument for investigating the historic and present reality and normality of female employment, but that autobiographic pictures can never be the only source for a sociolegal consideration of the subject. Biographic sketches can, however, be very useful as a supplement to more objective methods. Within this category fall both research on every-day-life’s history (which relies on a broader spectrum of sources and sets the relation of women’s every-day-life to law), and the research on changing status (which does not primarily look for the influence of law but of the institutions of the welfare state). A useful instrument is to be seen in the combination of all these three methods and in the supplementation by further investigations which promise some scientific findings in context with the subject „female employment and law“.
© 1991 by Lucius & Lucius, Stuttgart