Zusammenfassung
In seiner Untersuchung „Vier Jahre politischer Mord“ verglich E.J. Gumbel die Strafverfolgung politisch motivierter Tötungen „von Rechts“ und „von Links“ im Zeitraum 1918 bis 1922 und kam zum Ergebnis einseitiger Rechtsprechung gegen die „Linken“. Seine Arbeit nimmt in der fortdauernden Debatte über die Einstellungen der Richter zur Weimarer Republik eine Schlüsselposition ein. Sie hält einer kritischen Befragung auf der Grundlage modernen kriminologischen Wissens nicht stand. Trotzdem führt eine Rekonstruktion von Gumbels Daten zum Ergebnis, daß es gute Gründe gibt, von politischer „Selektivität der Strafverfolgung“ zu Beginn der Weimarer Zeit zu sprechen, insbesondere in bezug auf die ordentlichen Strafgerichte.
Summary
In his investigation „Vier Jahre politischer Mord“, comparing the prosecution of „left-“ and „right-wing“ political murder from 1918 to 1922, E.J. Gumbel came to the conclusion, that administering of justice was biased against the leftist. His work still takes a leading role in the continual debate on the attitude of judges towards the Weimar republic, but doesn’t resist criticism based on modern criminological knowledge. Nevertheless, a reconstruction of Gumbel’s data leads to strong evidence of political „selectivity of enforcement“ in the beginning of the Weimar era, in particular by ordinary criminal courts.
© 1991 by Lucius & Lucius, Stuttgart