Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird das Verhältnis zwischen Rechtsoziologie und Rechtsanthropologie einer rechtsanthropologischen Betrachtung unterzogen. Hinter den diesen Forschungstraditionen zugeschriebenen unterschiedlichen methodelogischen und theoretischen Ansätzen und Forschungsinteressen verbirgt sich ein grundsätzlicherer, und nicht einfach mit den beiden Traditionen verbundener Unterschied innerhalb der sozialwissenschaftlichen Rechtsforschung: das Maß, in dem sich Forscher von der in der untersuchten Gesellschaft dominierenden Rechtsideologie distanzieren bzw. sich ihr unterwerfen. Symptomatisch dafür ist der ihren Arbeiten zu Grunde gelegte Rechts begriff. Der Beitrag plädiert für einen einheitlichen sozialwissenschaftlichen Ansatz, der aus beiden Traditionen schöpft. Dies erfordert einen analytischen Ansatz, mittels dessen die Komplexität normativer Systeme und der damit verbundenen sozialen Praktiken in unterschiedlichen Gesellschaften untersucht werden kann.
Summary
This article gives a legal anthropological analysis of the relationship between the sociology and the anthropology of law. Behind the differences in subject, methodology and theory attributed to the two scientific traditions, there lurks a more basic difference within socio-legal studies: the extent to which scholars submit to, or take distance from the legal ideology dominant in the society in which research is carried out. Symptomatic for their attitude is the concept of law upon which research is based. The paper pleads for an integrated social scientific approach to law in society which draws on both traditions. Such approach should be based upon an analytical framework with which the plurality of complex normative orders and related social practices in different societies can be described and analysed.
© 1991 by Lucius & Lucius, Stuttgart